2, Einfuehrung
Es heisst „beinhaltet“ und nicht „beinhaelt“, da „beinhalten“ nicht von „halten“, sondern von „Inhalt“ kommt und (deshalb) regelmaessig konjugiert wird.

Um 5 pm wache ich auf, da mein Handy noch nicht auf die Ortszeit gestellt war. Eigentlich wollte ich um 12 Uhr aufstehen. Als Naechstes ist um 6 pm die taegliche Messe in der Kapelle der Siedlung. Ich, „der Neue”, stelle mich allen moeglichen Leuten vor und bekomme einen Haufen Namen zu hoeren, die ich sofort wieder vergesse.
Hier einmal als kleinen Einschub eine Erklaerung ueber die Fokolar-Bewegung: Es handelt sich dabei um eine geistliche, religioese Bewegung, die in den 40ern ihren Anfang fand. Protagonistin ist Chiara Lubich aus Italien, die in einem bedeutungsvollen Moment erkannte, dass Gott sie unendlich liebt. In der folgenden Zeit begeisterte sie immer mehr Menschen, die Naechstenliebe zu leben. Sie gruendete die Bewegung, die immer weiter wuchs und heute in vielen Laendern vertreten ist. In der Struktur gibt es u. a. die „Gen”, welche (aufgeteilt in Altersgruppen) Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind. Der Begriff leitet sich von “neue Generation” ab. Hier komme ich mit den Gen 2 in Kontakt, den jungen Erwachsenen.
Die Messen unter der Woche dauern zum Glueck nur 20 Minuten. Donnerstags isst mit uns unser Gen-Assistent. Nach dem Abendessen bekomme ich eine Einfuehrung, in der ich erfahre, wer im Gen-Haus – wo ich wohne – welche „Farbe” hat.
An dieser Stelle eine Aufklaerung ueber den Begriff „Farben”: Das Leben der Mitglieder der Fokolar-Bewegung laesst sich in die Farben des Regenbogens aufspalten. Jeder hat eine Farbe inne, um die er sich kuemmert, wobei das natuerlich von der Anzahl der Gen im Gen-Haus abhaengig ist. Auch wenn jeder sich auf seine jeweilige Farbe konzentriert, leben alle alle Farben. Rot steht fuer Guetergemeinschaft, Teilen – sharing. Es beinhaltet die Finanzen, also Buchhaltung und Kontrolle ueber die Kosten des Gen-Hauses, aber auch das Teilen von Informationen, Erfahrungen, also Erfahrungsberichte, Erlebnisse oder Probleme, die der Runde mitgeteilt werden. Orange ist der Kontakt nach „aussen”, also die Beziehung und Kommunikation mit Leuten ausserhalb der Bewegung, insbesondere der Erstkontakt. Gelb repraesentiert die Spiritualitaet und die Beziehung zu Gott, i. e. die Gebete bei den Mahlzeiten sowie andere Gebete und geistliche Impulse. Gruen kuemmert sich, weit gefasst, um die Gesundheit, d. h. es besorgt die Zutaten fuer die Mahlzeiten und regt sportliche Aktivitaeten an. Blau umfasst die Ordnung, Sauberkeit und Harmonie. Es kauft Waschmittel etc. ein – putzt aber nicht alleine das ganze Haus – und schaut, dass Betten ordentlich gemacht sind und alles harmonisch aussieht (Dekoration). Das Indigo steht fuer „Weisheit und Studium” und befasst sich mit allem, was „dahinter steckt”, mit der Spiritualitaet, der Philosophie und dem Gedanklichen hinter dem Tun der Fokolar-Bewegung. Zuletzt das Violett, es organisiert und verbessert die Kommunikation innerhalb der Bewegung und des Gen-Hauses. Dann sei noch das Weiss genannt (es laesst sich in alle Farben aufspalten), welches die Funktion der Aufsicht, der Organisation und Kontrolle vom ganzen Geschehen hat.
Nebenbei gesagt: Wir haben hier fliessendes Wasser, Betten, einen Herd, Kuehlschrank. Fuer manche Philippinos, die jetzt hier sind ist das schon ziemlich gut.
Danach haben manche einen Film geguckt. Ich habe mich aufs Ohr gehauen. Dann bin ich schlafen gegangen.