Neben mir im Bad steht ein Italiener. Er tut sich Zahnpasta auf die Buerste, putzt etwa zehn Sekunden die Zaehne und spuckt aus. Das ist kurz.
Fruehstueck: Reis mit corned beef. Meine erste richtige Woche faengt heute an; Montag – Werktag! Die ersten zwei Wochen werde ich in der Schreinerei arbeiten. Die Gebaeude des Maennerteils sind entlang einer Strasse gelegen. Eine Strasse, die sich von oben, wo das Gen-Haus ist, bis nach unten ins Tal schlaengelt, in teils urwalderinnernder Natur. Die Schreinerei ist das letzte Gebaude. Nach dem Fruehstueck gehe ich mit zwei meiner Brueder hinunter. Gefuehlt ueberwinde ich bis nach unten mehrere hundert Hoehenmeter, die Steigung ist teilweise sehr stark.
Beim Boss melde ich mich an und bekomme eine Rundfuehrung in die Raeume und Geraetschaften.
Dann beginne ich zu arbeiten. Meine Aufgabe, wie die von allen Gen, sofern nichts anderes zu erledigen ist, ist Schmirgeln. Einfach nur Schmirgeln. Die ganze Zeit. Aufgrund des Partikelaufkommens tragen wir dabei eine Atemmaske, die die Nase verdeckt. Wir sitzen dabei an einem Tisch, auf dem eine Menge von Holzteilen ist. Kreuze in dieser und jener Form, Kelche und Brote. Es ist UN-GLAUB-LICH LANGWEILIG. Bis zur ersten Pause schlafe ich fast wieder ein. Nach der Pause darf ich zum Glueck zur Abwechslung mal etwas tragen. Ich stelle fest, dass GEHEN mehr Spass macht! Wobei gehen gar nicht so langweilig ist, eigentlich. Dann bekomme ich eine Palette von Kelchen und Broten, dich ich schmirgeln darf. Mein Vorgesetzter sagt, wenn ich mit den hiesigen fertig sei, solle ich doch bitte die dortigen machen. Ich komme mir vor, als wuerde man mich vor den Atlantik stellen und sagen „Trink zuerst einmal diesen Ozean aus. Wenn du fertig bist, knoepfe dir den naechsten vor.“, mit Fingerzeig auf den Pazifik …
In der Mittagspause gehen wir wieder hoch und essen mit den Erwachsenen (Mittagessen: Reis, Gurken, Haehnchen). Nach einer kleinen Ruhepause arbeiten wir weiter.
Dieses Mal ist es ganz okay. Die kleinen Teile sind interessanter zu schmirgeln als die groesseren Kreuze. Und wir haben diesmal das Radio herausgeholt und die Musik macht die Stumpfsinnigkeit der Arbeit etwas wett und lenkt ab.
Um 5 pm ist die Arbeitszeit vorbei. Wir spielen in unserem „play room“ Tischtennis, mit den ganzen Asiaten, die es (natuerlich) ziemlich drauf haben und mir den ein oder anderen Schmetterball reinpfeffern.
Nach der Messe sieht es heute so aus:
Nach dem Abendessen (Spaghetti bolognese) wird es ernst. Die Zeit, sich dem gefuerchteten Balut zu stellen, ist gekommen. Jetzt kommt die grosse Aufloesung! Die ersten fangen vor Schadenfreude zu giggeln und zu grinsen an. Die Eier sind gekocht und die Kameras gezueckt. Der Schweizer hat bei der letzten, seiner ersten Runde gekniffen. Jetzt wird ihm nahegelegt, den anderen zu Liebe, wie sie scherzhaft sagen, zu opfern und auch zu probieren. Er versucht, sich von wegen „armes, kleines Kueken“ herauszuargumentieren. Einen Bissen macht er ... Jetzt bin ich dran … Ich mache mir bewusst, dass das Ganze – wie so Vieles im Leben – eine Kopfsache ist. Das sind doch alles nur Geschichten und Hokuspokus drumherum! Ich klopfe das Ei auf, trinke erst mal die Suppe darin und knibble dann die Schale ab. Ein graues Kueken mit Glubschaugen schaut mich grinsend an. Ich atme tief ein … nehme es schliesslich in den Mund, muss einmal einen gewissen Reiz unterdruecken und esse das restliche Eigelb. Naja, lecker war's nicht. Vielleicht schmeckt es ja beim zweiten oder dritten Mal …
Da am Mittwoch die Abschiedsfeier von zwei Vietnamesen sein wird, bereiten wir in der Kueche einen moechtegern-vietnamesischen Tanz vor. Mit diesen coolen kegelfoermigen Hueten.
In der men's side gibt es drei Haeuser fuer die Gen. Eines ist unser „Gen-Haus“, ein weiteres ist das Haus der „externes“, mit Gen, die einem mit der Bewegung enger verbundenen Lebensweg vielleicht etwas naeher stehen; und das Haus der Seminaristen, Leuten, die wahrscheinlich Priester werden. Bei den „externes“ (von dort sind die Vietnamesen) gibt es noch eine lockere, offene Runde mit Brandy und Chips. Danach Schlaf.