9, Schule, Colloquium, Bilanz
Letztens, als ich Zahnseide benutzt habe, ist es blutig geworden. Dann habe ich in den Spiegel geguckt und so getan, als sei ich ein Monster aus einem Horrorfilm ...

Donnerstag, mein zweiter Schultag. Dem gemeinsamen Fruehstueck und anschliessendem Waschen, Bettmachen etc. folgt der Gang zur Gen-Schule, in die Kapelle. Wir bekommen hier eine weitere Praesentation zu sehen, es wird ueber den Willen Gottes eroertert und wir lernen eine Frau kennen, die als Baby abgetrieben werden sollte, was aber (vllt. ganz gewiss) anders gekommen ist. An jedem Schultag gibt es vier Stunden à 40 Minuten (dazwischen mind. 10 Minuten Pause), wobei die letzte fuer Gruppendiskussionen reserviert ist.
Nach der Mittagspause fuehre ich mein Schmirglerleben weiter. In der Schreinerei hat sich fuer mich eine gewisse Routine eingespielt. Meine Kelche/Brote habe ich fast fertig!
Vor der Messe habe ich mit unserem Weiss ein „colloquium“, ein persoenliches Gespraech. Das Colloquium ist eines der fuenf „Instrumente der Spiritualitaet“. Es ist ein interessantes Gespraech u. a. ueber unseren Glauben und darueber, wie wir zur Fokolar-Bewegung gekommen sind. Wegen der Messe muessen wir es unterbrechen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen – heute wieder mit unserem Gen-Assistenten – gehe ich in den Instrumentenraum. Neben einem Keyboard, zwei Gitarren und einem Cajon befindet sich dort auch ein Schlagzeug, auf dem ich endlich mal wieder und ausgelassen spielen kann. Einem Bruder bringe ich einen grundlegenden Rhythmus bei.
Waehrend zwei Gen noch den dritten Terminator am Laptop schauen, entscheide ich mich dazu, schlafen zu gehen und gehe dann schlafen.
Jetzt bin ich schon eine gute Woche hier. Wie geht es mir? Mir geht es super! Ich bin echt froh, hier zu sein. Ich habe das Gefuehl, dass in diese Woche schon sooo viel passiert ist! Ist es ja auch. Die Open City am WE war ein Event, das mir echt Spass gemacht hat. Die Leute hier sind richtig nett und freundlich. Und ich kann mir den Gedanken, hier in einer Familie zu sein, gut vorstellen. Dass sich das noch entwickelt und sich zwischen uns eine starke Verbundenheit bildet, das Sich-um-den-anderen-Gedanken-machen. Was ich noch an mir feststellen konnte, ist, dass ich hier iwie „emotionaler“ bin. Beim letzten Tanz der Open City, als alle mitgemacht haben, ist mir wohl iwas ins Auge gekommen … Und bei der Abschiedsfeier der Vietnamesen konnte ich mir gut vorstellen, dass so eine Erfahrung rueckblickend starke Emotionen weckt. Das Liedersingen bereitet mir Freude. Allerdings sind jene auf Tagalog etwas schwierig. Ansonsten, die Leute hier sind echt cool, wir haben viel gelacht, mit denen kann man echt Spass haben. Die Philippinen sind faszinierend, ich bin begeistert von der Natur, der Landschaft und davon, dass hier vieles so anders ist. Mit dem Essen komme ich gut klar – es schmeckt mir sogar gut! Und ich freue mich, hier (hoffentlich genug) Zeit fuer mich zu finden und mich mit geistlichen Themen, mit mir und mit den anderen auseinanderzusetzen.