20, erster Tag Sozial-Center!, bei Priestern
Was echt interessant, spannend ist und einen praktischen Nebeneffekt hat, ist das Abtransportieren der Ameisen von toten Insekten. Faszinierend, wohin die Arme des Superorganismus ueberall hinreichen ...

Wow, es ist Montag und eine neue Arbeitswoche beginnt! Fruehstueck: Reis, Pfeffersuppe. Ab jetzt arbeite ich in „Pag-asa“ (Tagalog fuer „Hoffnung“), dem „social center“ der „men’s side“. Zunaechst bekomme ich eine Einfuehrung. Ich werde durch verschiedene Bueros, eine Buecherei, einen Behandlungsraum fuer den Arzt, einen anderen fuer die Zahnaerztin und einen Allzweckraum gefuehrt. Ausserdem gibt es eine Kueche, einen Laden, zwei Klassenraeume, ein Haus, in dem T-Shirts bedruckt werden, und eine Wohnung fuer kurze Aufenthalte. Alles macht einen freundlichen Eindruck. „Pag-asa“ ist ein Sozial-Center, das 300 Familien und 500 Kindern hilft, die arm sind. Es bekommt finanzielle Unterstuetzung von europaeischen Sponsoren, besonders Deutschland und Italien. Von diesen werden auch viele Leute Pate fuer ein oder mehrere Kinder bzw. Jugendliche hier aus Tagaytay. Die Patenkinder koennen durch das Geld dann z. B. ihr Studium teilfinanzieren. Die Sponsoren/Paten bekommen immer wieder Briefe von ihren Patenkindern oder allgemeine Updatebriefe.



Hier sind 14 Leute angestellt. Aber da es ein Sozial-Center ist, arbeiten hier viele auch freiwillig und entgeltlos. So auch die Gen, die hier arbeiten. Es ist nicht klar, wo ich eingeteilt werden soll. Ich sage, dass ich Computer reparieren koennte. Allerdings darf ich erst mal ein bisschen falten. Gerade soll naemlich der jaehrliche Updatebrief verschickt werden. Mit sechs Leuten sitzen wir am Tisch und falten hunderte Briefe und stecken sie in Umschlaege. Obwohl ich nicht anders kann, als mich zu fragen, ob mir das besser gefaellt als das Schmirgeln, macht es mir Spass. Es herrscht froehliche Stimmung.
Nach der Mittagspause (Essen: Reis, Haehnchensuppe) ist die montagliche Besprechung. Nacheinander bringen sich alle auf den aktuellen Stand. Danach gibt es „merienda“, ein Begriff, der in etwa fuer „Zwischenmahlzeit, Snack“ steht. Hier auf den Philippinen gibt es staendig „merienda“ ... mal herzhaft, mal suess. Nach der Pause gehen alle wieder an die Arbeit und ich darf jetzt in der Buecherei Computer reparieren. Ich baue ein paar PCs auseinander, wechsle hier ein Motherboard, da ein DVD-Laufwerk.



Bei uns ist normalerweise an jedem Montagabend „orange night“. Das heisst, dass wir jemanden zu uns einladen oder zu jemandem gehen. Heute haben wir uns zu den Priestern eingeladen. Wir kochen schoen, besonders und mit Liebe. Es gibt Reis, Fruehlingsrollen, Haehnchen, Sauce sowie Bananen, Eis, Cracker und Haribo, das ich als Geschenk mitgebracht habe. Im Hintergrund laeuft klassische Musik, Mozart. Es ist wirklich nett, locker und unterhaltsam. Wir machen eine Vorstellrunde, in der jeder etwas ueber sich erzaehlt und im Anschluss auch die beiden Priester. Ich helfe beim abspuelen und gucke danach mit den anderen die Spongebob-Folge zu Ende ... Die Stimme klingt auf Deutsch mal echt besser. Iwie passender, quaekiger.
Einer der Priester hat erzaehlt, dass es frueher sein Wunsch war, ein einfaches Leben zu fuehren. So wie er es jetzt taete. Ich denke darueber nach und kann verstehen, dass man das attraktiv finden kann. Man beschaeftigt sich nicht mit den grossen Dingen, und freut sich ueber die Kleinen. Wir als Familie, die wir meistens kein Geld haben, freuen uns auch immer einen Ast ab, wenn es z. B. mal Eis gibt.
Zuhause gibt es noch eine kleine Jammingsession mit der Gitarre. Schlaf.