48 - 51, RKK Japaner, cultural night, despidida
Zitat eines anderen Deutschen, der mit einem Philippiner redet: „Just kidding, we don’t really eat human meat!“

Diese Woche beginnt entspannt mit einem Feiertag. Da wir dann aber durch den arbeitsfreien Tag auch kein Geld durch die Schreinerei verdienen, besteht fuer die anderen die Moeglichkeit, trotzdem dort zu arbeiten.
Zweimal im Jahr kommt eine Gruppe der japanischen Bewegung „Rissho Koseikai“ zur Citadella Tagaytay. Es handelt sich dabei um eine buddhisttische Bewegung, die 1938 entstand. Ihr gehoeren zwei bis fuenf Millionen Mitglieder an. Die Oberhaeupter dieser und der Fokolar-Bewegung (damals Chiara Lubich, die Gruenderin, jetzt tot) haben sich mal getroffen und seitdem pflegen wir eine freundschaftliche Beziehung. Um den interreligioesen Dialog zu leben, bleibt die Gruppe von gut 20 Japanern fuer drei Tage bis Mittwoch. Dafuer werden unter den Gen und Externen immer ein paar wenige ausgewaehlt, die mit den Japanern das ganze Programm zusammen haben und auch im Mariapoli-Zentrum schlafen. Ich bin nicht dabei. Am Montagnachmittag fahren wir, die nicht ausgewaehlt sind, rueber, um an dieser Programmsektion teilzunehmen. Nachdem wir uns ein wenig kennengelernt haben (es ist ungewohnt, dass die mit dem Finger auf die eigene Nase zeigen wenn sie ueber sich sprechen), lauschen wir einem Block ueber die Geschichte des Genfests und das kommende Genfest Ende August/Anfang September.



Ehm, ja ...

Anschliessend klappern wir, in verschiedene Teams aufgeteilt, mehrere Stationen ab und spielen Spiele, bei denen wir z. B. einen Teller Wasser ueber unsere Koepfe weiter nach hinten durchgeben muessen.



Am Abend duerfen wir noch unserem Gen3-Japaner und dem Malaysianer beim Balut-Verkosten zuschauen. Ausserdem mache ich mir Gedanken ueber die despidida eines Bruders, die am Donnerstag stattfinden wird, und organisiere die ersten Sachen.
Am Dienstag ist auch noch ein freier Tag (abgesehen von der Gen-Schule), sodass wir genuegend Zeit haben, unseren Tanz fuer die „cultural night“ des interreligioesen Dialogs am Abend vorzubereiten. Die Japaner kommen nach einem programmreichen Vormittag in Barrios am Nachmittag zu uns, zur men’s side. Dort werden viele Fotos, unter anderem von der atemberaubenden Aussicht auf den Vulkan, gemacht; und in unserem Shop T-Shirts gekauft, die in der T-Shirt-Druckerei bedruckt wurden. Dieser Shop oder „Mini-Market“ ist uebrigens ein spitze Treffpunkt fuer ein Bier und Chips nach der taeglichen Messe.
Dann am Dienstagabend finden wir uns alle im Saal der women’s side ein, die Japaner schoen in traditionelle Kleider gekleidet, die nicht Kimono heissen, wie ich spaeter erfahre. Der Kimono ist ein traditionelles japanisches Kleidungsstueck, das besonders bei Hochzeiten angezogen wird. Hier tragen sie aber ein Yukata, quasi eine einfachere, alltaeglichere und guenstigere Version des Kimonos, die leichter zu binden ist. Der Abend ist sehr unterhaltsam und es gibt viele interessante Vorstellungen, viele Taenze. Wir sehen eine Tai-Chi-Gruppe, sowie Fotos vom gemeinsamen Kochen von filippinischen Spezialitaeten und wir spielen zusammen „Schere, Stein, Papier“ in Menschengroesse. Allgemein muss ich sagen, wenn die Leute repraesentativ sind, die ich hier sehe, dass manche asiatischen Nationen von ziemlich skurrilen und lustigen Voelkern beheimatet werden. Die Japaner fallen immer, wenn man eine Kamera auf sie richtet, in eine ziemliche Sensationspose mit hoher Gesichtsenergie, auch wenn eigentlich gerade ihre Vorstellung laeuft. Am irritierendsten ist der Humor der Koreaner, den ich auch schon sehr gut von den vielen koreanischen Seminaristen kennengelernt habe. Iwie kindisch, infantil. Manchmal albern, aber sympathisch und amuesierend. Manche der Koreaner koennten wirklich in einem Manga mitspielen. Sie machen einen Tanz zu einem nervtoetenden Lied mit Pieps-Stimme, bei welchem wir in der zweiten Runde auch mittanzen duerfen. Genauso beim Tanz der Japaner mit vielen wechselnden Armbewegungen und Rumgehopse. Ich lasse mich auf alles ein und versuche so gut ich kann auf der Buehne mit den anderen mitzumachen, groesstenteils laut lachend.









Am Mittwoch (fuer die Buddhisten endet der Aufenthalt am Vormittag) versuchen wir uns eine schoene Vorstellung fuer die despidida am Folgetag aus den Fingern zu saugen – bei den vielen despididas, Vorstellungen und Praesentationen gar nicht so einfach. Uns erhellt dann aber doch eine kreative Idee, ein Song mit eigenem humorvollen Text, genau auf den Betreffenden zugeschnitten. Kurz vor dem Programmstart am Donnerstagabend spielen wir diesen auch einmal durch.



Nach einem etwas holprigen Abendessen wegen verbesserungsbeduerftiger Organisation (manchmal merkt man erst, woran man alles denken muss, wenn man es selber macht …), geht es weiter mit dem eigentlichen Programm, durch das ich als Moderator das Publikum begleiten darf. Wie immer gibt es Fotos, ein Abschiedsvideo, ein paar Songs und persoenliches sharing der Erlebnisse und Gefuehle. Wir singen unseren Song, schauen einem Tanz der Filippiner zu und machen am Ende Fotos. Zum Ende kommen mir die Traenen. Dies ist der erste Gen, der uns verlaesst, den ich laenger als nur ein, zwei Wochen kennengelernt habe und der auch bei uns im Gen-Haus gewohnt hat. Vielleicht auch weil ich iwo weiss, dass ich am Ende meines Aufenthaltes selber mal dort stehen werde und die Philippinen verlassen werden muss.