69 - 73, neue Deutsche, Kerze, Blutspenden, Geburtstag, barrio, sharen
Nachdem mir ein Asiate begebracht hat, wie man es macht, kann ich den Rubix-Cube jetzt innerhalb von zwei Minuten loesen! Er schafft es aber in der Haelfte der Zeit ...




Diese ereignisreiche Woche beginnt damit, dass ich den deutschen Fokolarino hier, Frank, direkt nach dem Fruehstueck begleite, die zwei ankommenden Deutschen vom Flughafen abzuholen. Nach einer schnellen und verhaeltnismaessig kurzen Fahrt, auf der ich Dinge ueber die philippinische Vergangenheit, ueber die Regierung, ueber herrschende Korruption erfahre, kommen wir im warmen und ekelhaft feuchten Manila an. Es laeuft wie geplant und so fahren wir mit den beiden zurueck nach Tagaytay. Wow, ab jetzt sind wir dann drei Deutsche im Gen-Haus ... Nicht wenig. Ich bin gespannt, wie das wird, wie es sich entwickelt und wie es das Gen-Leben und unsere Familie und unsere Einheit beeinflusst.
Heute, am Montag, ist das erste Mal, dass ich offiziell messdiene. Es laeuft optimal: Kurz bevor die Messe beginnt, mache ich die Lichter an, als der Priester die Sakristei betritt. Ich nehme die Streichholzschachtel in die Hand und hole ein Streichholz heraus, um die Kerze anzuzuenden. Ich zuende es an. Es wird aber sofort vom Wind ausgepustet. Egal, kann passieren, naechstes. Ich zuende es wieder an, gehe mit der Flamme an den Docht ... und wieder aus. Sowas aber auch! Ich behalte Contenance, und stelle mich mit dem Ruecken gegen den Wind vom Eingang. Naechstes Streichholz ... Junge, wenn das jetzt nicht klappt ... Ich zuende es an, es brennt auf, ich gehe zum Docht, es flackert ... und wird WIEDER ausgeblasen! JUNGE! Ich glaube ich traeume! Naja, was soll ich machen, nehme ich halt das VIERTE Streichholz ...! Diesmal buecke ich mich tief ueber die Kerze, halte meine Haende so, dass kein sich bewegendes Luftatom in den Bereich des Dochts manoevrieren kann und zuende die Kerze endlich erfolgreich an. Ich verkneife mir das Lachen, verlasse den Altarbereich und setze mich in die erste Reihe. Von dort muss ich zusehen, wie die hilflose Kerze vom Wind wieder ausgeblasen wird ...



Dienstagmorgen fahren ein Seminarist, zwei Gen und ich wieder nach Metromanila, diesmal in ein Krankenhaus. Am Vortag wurde – wie schon einmal – gefragt, wer der Mutter eines Gen girls aus Tagaytay Blut spenden moechte, worauf wir uns gemeldet haben. Nachdem wir die Kranke besucht haben, warten wir lange. Wir haben die Formulare ausgefuellt und schauen Fernsehen. Nach einer halben Ewigkeit werden wir nacheinander hereingebeten und unterhalten uns mit der Doktorin. Es stellt sich heraus, dass ich nicht spenden darf, weil ich Husten habe. Ein anderer darf wegen Bluthochdrucks auch nicht spenden. Dann geht es wieder, in rasanter Fahrt, nach Hause.
Als ich dann verpasst habe, frueh genug ins Bett zu gehen, wird spontan in kleiner Runde in meinen 20. Geburtstag „reingefeiert“. Like a sir, mit einem Glas Brandy. Da an diesem Mittwoch die Tagaytay-Gen vom Genfest wieder angekommen sind, laden wir sie gleich zur abendlichen Feier ein. Diese besteht aus einem leckeren, ausgiebigen Abendessen – es gibt sogar vom Genfest mitgebrachte europaeische Schokolade. Anschliessend bekommen wir ein paar Kartentricks zu sehen und spielen lustige Spiele. Ich freue mich ueber diesen froehlichen Tag, ueber die Feier und merke tatsaechlich gar nicht, dass ich (bis auf ein nettes Armband und einen Rosenkranz) nichts geschenkt bekomme. Um zwoelf Uhr begruessen wir einen italienischen Gen, der zurzeit in Singapur arbeitet und fuer ein paar Tage zu Besuch bei uns bleiben wird. Dies ist sein zweiter Versuch zu kommen – das erste Mal wurde sein Flug wegen gefaehrlichen Wetterverhaeltnissen storniert.





Am Donnerstagnachmittag gehen die beiden Deutschen das erste Mal ins barrio, wohin ich sie begleite. Sie, und ich aufs Neue, sind von den armen Lebensverhaeltnissen schockiert. Dennoch werden wir ueberall sehr freundlich und mit einem Laecheln begruesst. Wir besuchen mehrere Huetten, mit zwei Angestellten von Pag-asa, die auch im barrio wohnen.



Diesen Freitagabend bin ich dran mit „sharen“. So erzaehle ich ueber meinen Lebenslauf, meine schreckliche Kindheit, mein furchtbares Verhaeltnis mit meinen Eltern und Geschwistern und sowieso allen Verwandten, sowie ueber meinen Glauben und ueber mein Verhaeltnis mit der Fokolar-Bewegung.