15, despidida Matteo und Emmanuele
Koennen die Leute nicht einfach mal die Klobrille hoch machen, oder im Sitzen pinkeln ...
Fruehstueck: Haferflocken mit Wasser und Kakao. Heute kommt in der Schreinerei mal wieder alles zusammen: Ich habe nicht genug geschlafen, wir haben heute keine Musik, weil es die anderen angeblich stoert, sodass es am Ende todlangweilig ist ... Ja ich sehe auch, dass ich die Schuld nur wegschiebe ... Trotzdem. Noch zwei Tage und dann arbeite ich im social center!
In der Mittagspause (Essen: Reis, Tomatensauce, Kartoffeln, Fleisch) finden wir doch noch kurz Zeit, unseren Sketch fuer die Abschiedsfeier diesen Abend durchzugehen.
Am Abend ist es dann so weit: Die despidida der beiden Italiener Matteo und Emmanuele, die jeweils sechs Monate hier waren (jeweils!), findet statt! Es sind alle Leute der men’s side eingeladen. Jede Gruppe macht ihren Beitrag zum Essen. Es gibt Pasta, natuerlich, ein scharfes koreanisches Gemuese, koreanische Nudeln, Reis mit Bohnen und Moehren, Fleisch, Kartoffeln, Pfannkuchen. Danach Kaffee mit einem Schuss Rum.
Nun werden die verschiedenen Beitraege zum Abendprogramm praesentiert. Da ist zunaechst das Video, auf dem alle etliche Leute sich bedanken und verabschieden und das auf dem Fernseher erst nicht klappen will. Danach haben die Externen einen Tanz vorbereitet, mit Schlag- und Trittelementen. Auch die Gen aus Tagaytay, haben einen Tanz parat. Ein Philippino, der gerade zu Besuch da ist, geht einfach mit nach vorne und tanzt mit ... Dann fuehren wir unseren Sketch vor. Wir spielen den verschlafenen Matteo, den Gewichtsverlust der beidn und das Sehnen Emmas nach Pizza und Nudeln statt „rice, always!“. Es wird viel gelacht und macht uns Spass. Jetzt kommt der „ernste“ Teil, der Abschied-nehmen-Teil, in dem viele ausdruecken, was sie fuer Matte und Emma waehrend ihres Aufenthaltes empfunden und mit ihnen erlebt haben. Ich habe die beiden nur zwei Wochen kennen gelernt. Aber ich habe verstanden, dass es zwei echt coole Typen sind, die gute Laune verbreiten.
Nach einer bewegenden Abschiedsrunde und vielen Fotos ist das Programm beendet. Jetzt geht es draussen weiter, mit Brandy, O-Saft, dem restlichen Rumkaffee, Bier und Chips. Ich lerne hierbei einen angeblichen philippinischen Brauch kennen, bei dem zwei Glaeser, die die Runde gehen, immer wieder aufgefuellt werden, mit Brandy und Saft. Joa, das haelt alle doch ganz gut bei Laune. Wir unterhalten uns nett, ich lerne ein paar Gen auer kennen. Mann, ist der schlecht ...
Es wird Gitarre gespielt, gesungen und wir schreiben Eintraege in die Abschiedsbuecher.
Ausserdem spielen wir „Ninja“, ein Spiel, bei dem man nacheinander mit einer Bewegung versuchen muss, dem anderen auf die Hand zu klatschen, welcher sich in einer Bewegung retten kann. Es ist noch das Foto entstanden:
Und am naechsten Tag:

thebrocode am 29. August 12
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14, Englisch, kochen, Rosenkranz, Tiere
Eine (kleine) Banane, mit karamellisiertem Zucker ueberzogen ...
Fruehstueck: Reis, Spiegelei, Tomatensauce. In der Gen-Schule hoeren wir heute eine Erfahrung einer Fokolarin. Ausserdem sprechen wir darueber, was Gott ist und wir lernen zwei weitere der ersten Fokolaren kennen. Mittagessen: Reis, Fleischbaellchen, Pommes, Ketchup.
Nachmittags wieder in der Schreinerei ... Auch wenn die Philippinos unter sich oft Tagalog sprechen, verwenden wir in der Fokolar-Bewegung hier im Allgemeinen die englische Sprache. Als wir einen englischen Radiosender hoeren, umgibt mich beim amerikanischen Akzent ein heimisches, angenehmes, wohliges Gefuehl … Sonst bekomme ich hier mehr oder weniger gutes Englisch zu hoeren; mit trockenem italienischen, vietnamesischen, thailaendischen oder den halbgeschmeidigen philippinischen Akzent. Eingaengige Phrasen wie „I like!“ zu etwas, das man mag oder „Verrri badd!“ (mit gerolltem R) fuer „Wie schlecht …!“ habe ich bereits uebernommen.
Diesen Dienstag koche ich das erste Mal richtig (Bratkartoffeln, Fleisch und Reis, weil zu wenig Kartoffeln). Kochen finde ich meist iwie stressig ... Ich hoffe mal, dass sich das mit der Zeit gibt und ich routinierter Koch werde, hehe – I like!
Dann beten wir einen Rosenkranz. Mein erster hier und so ziemlich ueberhaupt, glaube ich. Mann, 20 Minuten rumsitzen und die ganze Zeit das gleiche wiederholen ... Sorry, aber das macht fuer mich echt keinen Sinn. Wenn ich bete, dann tue ich das gerne individuell und persoenlich ...
Schlaf.
Noch eben etwas ueber die Tiere, die mit uns hausen: Neben den zwei Hamstern, die hier wohnen sollen, leben hier noch mehrere Maeuse, die ich abends beim schreiben oefter kratzen und knabbern hoere, Spinnen, Kakerlaken, Ameisen, die ganze Strassen an den Waenden vom Muelleimer zu einem Loch haben und diverse andere groessere und kleinere Insekten.

thebrocode am 27. August 12
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13, Paradis 49, Colloquium
Fun fact: Andere Laender zaehlen anders: In Vietnam z. B. ist man bei der Geburt schon „ein Jahr“ alt.
Fruehstueck: Reis, corned beef. Mitterweile macht sich in der Schreinerei der mangelnde Schlaf bemerkbar. Ich bin richtig muede. In den Pausen lege ich mich auf eine Bank und doese. Es ist unglaublich, wie gemuetlich so eine simple Holzbank sein kann! Ansonsten, es stellt sich heraus, dass ich meine Kelche eine zweite Runde beschmirgeln darf. Sie haben inzwischen ihre erste Lackschicht bekommen.
Mittagessen: Reis, Gurke, Haehnchen.
Heute Abend gehen wir alle zur „women’s side“ ins Mariapoli Zentrum. Es ist das erste Mal, dass ich dort bin und den Saal sehe. Dort findet zum Gedenken eines lichtvollen Momentes in 1949 („Paradis ’49“), in dem Chiara und ein Fokolar „den Himmel beruehrten“ eine Messe statt. Ebenso werden bei diese Gelegenheit unsere beiden Italiener und noch jemand bei allen verabschiedet. Ein Lied, „Raindrops keep falling on my head“, wird aufgefuehrt. Dann geht es in unserer Karre mit vielen Leuten durch das bergige Gelaende wieder zurueck. Abendessen: Spaghetti bolognese.
Am Abend fuehren unser Weiss und ich unser angebrochenes Colloquium fort. Es wird richtig interessant, wir sprechen ueber seinen und meinen Glauben ... Er schildert mir seine Erfahrung mit Gott. Bei mir faengt langsam an, sich der Kopf zu drehen und die Fragen an „aufzuploppen“ wie Pop-up-Fenster ... Nur dass ich hier gerne die Antworten haette. Argh, ist das ein spannendes Thema!
Glauben oder nicht glauben, das ist hier die Frage! Oder keines von beidem ...?
thebrocode am 24. August 12
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12, im Ferienhaus von Isobel, waschen
Warum empfindet man ueblicherweise so etwas wie Freude, oder je nach dem auch Stolz, wenn man im Ausland oder weit weg von seiner Heimatstadt etwas aus seinem Heimatland oder der Heimatstadt findet?
Wenn wir am Sonntag nicht woanders sind, nehmen wir, wie heute, bei uns an der Messe in der Kapelle teil.
Zum Mittagessen (Spaghetti, Reis, Fisch, Fleisch, Salat, mit Fruechten) fahren wir in unserer Karre zu eines der Gen Maedchen. Ihre Familie hat ein selbst entworfenes Haus in Terra Moy, welches aber nur so etwas wie eine Ferienwohnung ist; richtig wohnen tut sie in Manila. Der Anlass ist die Rueckreise der beiden Italiener, die ja unter der Woche gehen werden. Da sich „gen boys“ und „gen girls“ normalerweise nur bei Veranstaltungen am Wochende sehen und da dieses Wochenende nichts Besonderes ist, findet sich heute Zeit fuer ein letztes Wiedersehen. Nach dem wohlschmeckenden Mittagessen machen wir eine Vorstellrunde. Jeder soll sich kurz vorstellen und ggf. ein paar Fragen beantworten.
Das anschliessende Beisammensitzen mit Kaffee wird durch die von der Hausherrin vorgeschlagene Haustour beendet. Die Mutter des Gen Maedchens ist Architektin und macht sich fuer jedes Haus besondere Gedanken. So fuehrt sie uns durch das Haus, das nicht-parallele Waende, viele Fenster und unterschiedliche Wandmuster hat, und eroertert ihre Vorstellungen. Die nicht-parallelen Waende stehen z. B. dafuer, dass zwei Menschen, die in einer Beziehung zueinander stehen, nicht immer einer Meinung sein muessen, aber trotzdem zusammen klarkommen koennen. Ich finde die Tour und die Gedankengaenge interessant und verstehe, dass es richtig Spass machen muss, das Entwerfen eines Hauses als Schaffen und als Ausdruck fuer etwas zu sehen.
Nach der Haustour koennen wir machen, was wir wollen. Die anderen gucken begeistert den „so schoenen“ Film „The Sound of Music“.
Ich spiele mit anderen „Arschloch“, „Bullshit“ und andere Kartenspiele. Was fuer vulgaere Namen, sowas auch. Spaeter spielen wir Gruppenspiele, von denen eines, das die Koreanerinnen anleiten, sehr amuesant ist, weil man kein Geraesch machen darf, aber die ganze Zeit lachen muss.
Bevor wir nach Hause fahren, machen wir noch ein paar Fotos. Eines normal, eines mit „funny face“ und eines „jumping“.
Zum Abendessen haben wir einen Gen aus Tagaytay bei uns eingeladen.
Wie jeden Sonntag bieten die Seminaristen wieder an, einen Film bei ihnen auf grossem Flachbilschirm und mit Surroundsound zu sehen. Es ist ein Film, in dem Schwarze und Weisse in einer Basketballmannschaft zusammenkommen und aufsteigen. Das Texas-american English ist schwer zu verstehen …
Jetzt wird es nochmal richtig anstrengend … Vor dem Film habe ich meine dreckige Waesche in Wasser mit Waschpulver eingelegt, sodass ich sie jetzt waschen kann. Und zwar wie die hart gesottenen Frauen frueher. Mit den Haenden wird jedes Kleidungsstueck, JEDER QUADRATZENTIMETER (naja, nicht ganz), aneinander gerubbelt. Und nachher KRAEFTIG ausgewrungen, sodass meine Haende rot leuchten. Wir haben zwar auch eine Waschmaschine, aber die teilen wir mit den Externen und noch anderen und die wird nur fuer Bettlaken und vielleicht die Hosen benutzt. Schlaf.
thebrocode am 22. August 12
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11, Muesli, blue day, Sketch
Habt ihr schon mal eine Ameise probiert? Das ist echt lustig, die schmecken sauer! Vielleicht liegt das an der Ameisensaeure. Sauer macht lustig ... Macht das mal!
Verglichen mit dem letzten Samstag, an dem die Generalprobe der Open City war, ist dieser sehr entspannt. Ich bin dran, das Fruehstueck zu machen. Da ich mal wieder Lust auf ein „normales“ Fruehstueck habe und den anderen mal ein deutsches naeherbringen moechte, packe ich meine Packung Muesli aus. Hier auf den Philippinen gibt es keine Kuehe (zumindest zur Milchproduktion), weshalb Milch und Kaese ziemlich teuer ist, sodass wir uns das nicht leisten koennen. Kaese gibt es also nicht und fuer Milch benutzen wir Milchpulver.
Nachdem wir – ich zumindest – unser Muesli genossen haben, duerfen wir uns wieder, wie jeden Samstag, dem Putzen zuwenden. Diesmal bin ich mit der Waschkueche dran. Ich nehme mir die Waschbecken vor und schrubbe dann den Boden.
Nach lunch sind die beiden Italiener, die kommenden Donnerstag gehen werden, gerade unterwegs. So finden wir Zeit, uns Gedanken zu machen ueber unseren Beitrag bei der Abschiedsfeier. Wir wollen einen Sketch machen. Zunaechst ueberlegen wir uns, was fuer die beiden typisch ist – z. B. das verschlafene Gesicht am Morgen, das staendige Angry-Birds-Spielen, das Singen unter der Dusche. Mir wird die Ehre zuteil, einen Italiener spielen zu duerfen. Den Dicken. Wobei – beide haben waehrend ihren sechsmonatigen Aufenthaltes mehr als 15 kg abgenommen. Durch etwas Sport, aber wohl hauptsaechlich durch das andere Klima und Essen. Das wollen wir durch ein Kissen unterm T-Shirt darstellen, das dann waehrend des Sketches verloren geht. Wir proben den Sketch, die Gunst der Stunde nutzend und hoffen, dass er so in Ordnung ist, da wir wahrscheinlich vor der Abschiedsfeier am Mittwoch keine weitere Gelegenheit haben werden.
Am Abend schauen wir „Gullivers Travels“ und gehen ins Internet oder ins Bett.
thebrocode am 20. August 12
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10, Arbeit, Rot, sharing
Heute ist Freitag der 13. Iwie habe ich gute Laune.
Mit dem heutigen Freitag endet meine erste Woche als Fliessbandarbeiter. Heute Vormittag nehme ich mir zum Zeitvertreib mein gelbes Buechlein mit und lerne beim Schmirgeln ein, zwei Gebete auswendig. Die Kelche und Brote kann ich beenden.
Nachdem wir das Mittagessen beendet haben, geht es fuer mich ans Spuelen. Wir teilen uns das Kochen und Spuelen auf. Jeder muss pro Woche zwei Mal kochen und zwei Mal spuelen.
Am Nachmittag muss ich in der Schreinerei zur Abwechslung auch mal etwas tragen: Lackkanister, Tische, Farbe und Holz.
Naechste Woche werden zwei Italiener das Gen-Haus verlassen. Und auch, weil ich noch in das Leben der Farben integriert werden muss, bekomme ich vom „Noch-Rot“ eine ausfuehrliche Einweisung. Der materielle Teil des Rots geschieht zum Grossteil am Freitag, weil dann alle ihre Gehaelter erhalten und das Geld fuer die nachste Woche kalkuliert werden muss. Das Gruen bspw. Kauft immer Samstags morgens alle Zutaten fuer die nachste Woche ein und braucht dem entsprechend dafuer das Geld. Wenn der Italiener dann das Land verlaesst, werde ich der Herr des Geldes sein und darf mich zudem auf der spirituellen Seite darum bemuehen, einen regen Austausch von Erfahrungen in der Runde zu etablieren. Noch scheint mir der finanzielle Part etwas kompliziert, aber vielleicht legt sich das, wenn ich es naechste Woche das erste Mal selber mache.
Bei uns im Gen-Haus ist jeden Freitag jemand dran, etwas ueber sich zu erzaehlen. Heute oeffnet sich ein sonst eher wortkarger Philippino. Er erzaehlt von sich und der Bewegung, was er fuer ein Mensch ist und was er sich von dieser Zeit in der Gen-Schule erhofft. Es ist ein ganz besonderer Moment, alle hoeren gebannt zu und sind beruehrt.
Manche gucken noch einen Film; ich surfe im Internet und gehe dann schlafen.
thebrocode am 17. August 12
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9, Schule, Colloquium, Bilanz
Letztens, als ich Zahnseide benutzt habe, ist es blutig geworden. Dann habe ich in den Spiegel geguckt und so getan, als sei ich ein Monster aus einem Horrorfilm ...
Donnerstag, mein zweiter Schultag. Dem gemeinsamen Fruehstueck und anschliessendem Waschen, Bettmachen etc. folgt der Gang zur Gen-Schule, in die Kapelle. Wir bekommen hier eine weitere Praesentation zu sehen, es wird ueber den Willen Gottes eroertert und wir lernen eine Frau kennen, die als Baby abgetrieben werden sollte, was aber (vllt. ganz gewiss) anders gekommen ist. An jedem Schultag gibt es vier Stunden à 40 Minuten (dazwischen mind. 10 Minuten Pause), wobei die letzte fuer Gruppendiskussionen reserviert ist.
Nach der Mittagspause fuehre ich mein Schmirglerleben weiter. In der Schreinerei hat sich fuer mich eine gewisse Routine eingespielt. Meine Kelche/Brote habe ich fast fertig!
Vor der Messe habe ich mit unserem Weiss ein „colloquium“, ein persoenliches Gespraech. Das Colloquium ist eines der fuenf „Instrumente der Spiritualitaet“. Es ist ein interessantes Gespraech u. a. ueber unseren Glauben und darueber, wie wir zur Fokolar-Bewegung gekommen sind. Wegen der Messe muessen wir es unterbrechen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen – heute wieder mit unserem Gen-Assistenten – gehe ich in den Instrumentenraum. Neben einem Keyboard, zwei Gitarren und einem Cajon befindet sich dort auch ein Schlagzeug, auf dem ich endlich mal wieder und ausgelassen spielen kann. Einem Bruder bringe ich einen grundlegenden Rhythmus bei.
Waehrend zwei Gen noch den dritten Terminator am Laptop schauen, entscheide ich mich dazu, schlafen zu gehen und gehe dann schlafen.
Jetzt bin ich schon eine gute Woche hier. Wie geht es mir? Mir geht es super! Ich bin echt froh, hier zu sein. Ich habe das Gefuehl, dass in diese Woche schon sooo viel passiert ist! Ist es ja auch. Die Open City am WE war ein Event, das mir echt Spass gemacht hat. Die Leute hier sind richtig nett und freundlich. Und ich kann mir den Gedanken, hier in einer Familie zu sein, gut vorstellen. Dass sich das noch entwickelt und sich zwischen uns eine starke Verbundenheit bildet, das Sich-um-den-anderen-Gedanken-machen. Was ich noch an mir feststellen konnte, ist, dass ich hier iwie „emotionaler“ bin. Beim letzten Tanz der Open City, als alle mitgemacht haben, ist mir wohl iwas ins Auge gekommen … Und bei der Abschiedsfeier der Vietnamesen konnte ich mir gut vorstellen, dass so eine Erfahrung rueckblickend starke Emotionen weckt. Das Liedersingen bereitet mir Freude. Allerdings sind jene auf Tagalog etwas schwierig. Ansonsten, die Leute hier sind echt cool, wir haben viel gelacht, mit denen kann man echt Spass haben. Die Philippinen sind faszinierend, ich bin begeistert von der Natur, der Landschaft und davon, dass hier vieles so anders ist. Mit dem Essen komme ich gut klar – es schmeckt mir sogar gut! Und ich freue mich, hier (hoffentlich genug) Zeit fuer mich zu finden und mich mit geistlichen Themen, mit mir und mit den anderen auseinanderzusetzen.
thebrocode am 15. August 12
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8, Schreinerei, Blutspender, Leute hier, despidida
Manchmal gucke ich mir eine Kakerlake, wenn sie am Kuechenschrank ist, genauer an. Und gehe nah ran. Und beobachte sie. Die grossen Fuehler … der Panzer … Und bewundere sie! Bin fasziniert von ihr. Diese Wesen sollen einen nuklearen Weltkrieg ueberleben …!
Heute ist mein achter Tag auf den Philippinen, eine Woche bin ich jetzt hier!
Und meine normale Arbeitswoche geht weiter. Bei der Arbeit in der Schreinerei gibt es Phasen, in denen es mehr Spass macht und andere, in denen es langweiliger ist. Bei den ganzen Kleinteilen gibt es auch unterschiedliche Groessen. Die groesseren Kelche sind einfacher zu machen, die geniesse ich richtig. Die kleineren sind doch ziemlich friemlig ... Die Musik macht mir allgemein Spass. Und das zwischendurch gesprochene Tagalog, die meistgesprochene Einheimischensprache (manche koennen nur diese Sprache), hoert sich interessant und lustig an. Manchmal auch etwas wie Kindersprache. Weil die Arbeit so simpel ist, schmirgle ich mal mit rechts und mal mit links, so kann ich auch meine rechte Gehirnhaelfte trainieren. Zumindest bilde ich mir das ein ...
Beim gemeinsamen Mittagessen kommen die Helden wieder, die Blutspender. Acht Stueck! Ich frage mich, wie viel die Freiwillige verloren hat ...?! Kann man mit so wenig Blut ueberhaupt ueberleben?! Wahrscheinlich war es nicht nur fuer sie.
Nachmittags in der Schreinerei komme ich mit einem Externen ins Gespraech. Zu Beginn empfand ich den Vietnamesen eher als aufdringlich, er hat immer viele Fragen gestellt, wollte sich staendig unterhalten, wo ich dann eher auf Distanz gegangen bin. Aber hier habe ich seine Art verstanden und wir haben wirklich nett miteinander gesprochen und uns ueber die vietnamesische und deutsche Kultur ausgetauscht.
Allgemein finde ich, dass hier die Leute viel freundlicher sind. Seit ich hier bin, laecheln mich alle Leute an, fragen staendig, wie es mir geht oder anderes, machen einen Menge Komplimente, bedanken sich bei jeder Kleinigkeit … Das ist natuerlich nett gemeint und nur ein Versuch, den Naechsten zu lieben, aber manchmal, je nach Laune, waechst es mir ueber den Kopf. Manchmal denke ich, dass die Leute hier so „scheissfreundlich“ sind. Das ist ein geniales Wort! Und es steht im Duden! Mann sind die hier scheissfreundlich … Grummel. Staendig muss ich nochmal sagen, dass es mir „fine“ geht. Vielleicht ist das aber auch das „Gerade-an-die-Oberflaeche-Treten“, das Ueberschwappen der Liebe, die die Leute hier vollkommen durchtraenkt. Und ich muss nur auf diese Welle aufspringen und mitsurfen … Hach, welch Pathos!!!!!
Diesmal kommen eine Nonne und vier junge Leute, um an der Messe teilzunehmen. Das Orange lebend, sprechen wir sie an und erfahren, dass sie aus Malta sind, fuer einen Monat bleiben und in einer Schule soziale Hilfe leisten.
Dinner ist heute ausnahmsweise mit allen zusammen, nicht nur im Gen-Haus. Es findet die Abschiedsfeier zweier Vietnamesen statt. Anschliessend zum Abendessen geht es in die Kapelle, wo Fotos, Abschiedsvideos und ein Tanz praesentiert werden, die von den verschiedenen Gen vorbereitet wurden. Es ist ein ruehrender Moment, als ein Vietnamese mit einem Externen ein Lied singt.
Nach der „despidida“ finden sich manche noch in ihrer Gruppe zusammen, um ihre Praesentation fuer den Folgetag in der Gen-Schule zum Abschluss zu bringen. Schlaf.
thebrocode am 10. August 12
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7, Gen-Schule, arbeiten, Gen aus Tagaytay
Wir haben hier zwei Hamster. Noch nie hatte ich einen wirklich im Hamsterrad laufen sehen. Jetzt schon. Wie suess!
Es ist Dienstag. Fruehstueck: Hot Dogs. Das bedeutet, wie fuer den Donnerstag, dass heute vormittag „gen school“ ist. Das ist erstmal gut aus zwei Gruenden: Weil ich zur Gen-Schule gehe sowie weil ich nicht zur Schreinerei muss.
Die Schule ist fuer die Seminaristen, Externen und fuer uns vom Gen-Haus; in der Kapelle. Wir sprechen ueber die Liebe sowie ueber die Formlosigkeit Gottes, und hoeren uns zwei Praesentationen ueber die ersten Fokolare an.
Nach der Mittagspause (Mittagessen: Reis, Sauce mit Nudeln und Gemuese) gehen wir wieder arbeiten. Die Kelche und Brote werden mehr oder weniger fleissig von mir beschmirgelt. Nett dabei ist, dass wir uns unterhalten koennen. Bloed dabei ist, dass ich unter der Maske schwitze. Und ich weiss jetzt, wie es ist, ein Fliessbandarbeiter zu sein. Die ganze Zeit die gleichen Bewegungen zu machen, ist … wie schleifen. Die benutzten Muskeln verspannen sich, es wird auf Dauer unangenehm und ich moechte mich dehnen.
Auf den Philippinen gibt es im Prinzip zwei Jahreszeiten: Die Trockenzeit und die Regenzeit. Von Juni bis Dezember ist die Regenzeit. Bis Mittag kann es je nach Tag neblig oder auch sonnig sein. Ab Nachmittag regnet es immer wieder, an etwa fuenf von sieben Tagen. Meistens ist es kein starker Regen. Sicherlich werde ich hier aber noch den ein oder anderen Taifun erleben, von dem manche schon gesprochen haben.
Um 6 pm ist Messe. Zur zeit ist der Himmel am Abend echt der Hammer:
Beim dinner isst ein Gen aus Tagaytay mit uns (Abendessen: Reis, Haehnchen), der frueher auch mal in der Gen-Schule/Haus war (alle, die im Gen-Haus sind, gehen zur Gen-Schule). Wir unterhalten uns nett. Er erzaehlt davon, wie er die Bewegung kennengelernt hat. Jetzt ist er Lehrer an einer weiterfuehrenden Schule; er ist 22. Hier beendet man die Schule vergleichsmaessig frueh und wenn man dann das Geld zum Studium hat, kann man schon mit 20 Lehrer sein. Waehrend wir uns unterhalten, kommt unser Gen-Assistent vorbei. Er hat ein Anliegen: Eine Freiwillige (Frau, die „sich zur Bewegung zeahlt“ und sich regelmaessig mit Leuten aus der Bewegung trifft) hatte einen Unfall und dabei Blut verloren. Er fragt, ob jemand wohl Blut spenden koennte. Da ich erst vor vier Wochen gespendet habe, kann ich nicht. Aber es melden sich auch so drei Gen.
Danach ist nach unserer „schedule“ heute Abend Internet-Zeit in der Kapelle. Ich leihe mir von den Externen einen Laptop aus und suchte Facebook, Mails, etc. ab.
Vorm Schlafengehen betrachte ich meine Fuesse. Iwie verteilen sich die Mueckenstiche ungleichmaessig: Links sind acht, rechts nur zwei. Ich reibe sie mit einer gut riechenden Mentholsalbe, die mir ein Gen gegeben hat, ein.
thebrocode am 07. August 12
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6, erster Arbeitstag Schreinerei, Balut III
Neben mir im Bad steht ein Italiener. Er tut sich Zahnpasta auf die Buerste, putzt etwa zehn Sekunden die Zaehne und spuckt aus. Das ist kurz.
Fruehstueck: Reis mit corned beef. Meine erste richtige Woche faengt heute an; Montag – Werktag! Die ersten zwei Wochen werde ich in der Schreinerei arbeiten. Die Gebaeude des Maennerteils sind entlang einer Strasse gelegen. Eine Strasse, die sich von oben, wo das Gen-Haus ist, bis nach unten ins Tal schlaengelt, in teils urwalderinnernder Natur. Die Schreinerei ist das letzte Gebaude. Nach dem Fruehstueck gehe ich mit zwei meiner Brueder hinunter. Gefuehlt ueberwinde ich bis nach unten mehrere hundert Hoehenmeter, die Steigung ist teilweise sehr stark.
Beim Boss melde ich mich an und bekomme eine Rundfuehrung in die Raeume und Geraetschaften.
Dann beginne ich zu arbeiten. Meine Aufgabe, wie die von allen Gen, sofern nichts anderes zu erledigen ist, ist Schmirgeln. Einfach nur Schmirgeln. Die ganze Zeit. Aufgrund des Partikelaufkommens tragen wir dabei eine Atemmaske, die die Nase verdeckt. Wir sitzen dabei an einem Tisch, auf dem eine Menge von Holzteilen ist. Kreuze in dieser und jener Form, Kelche und Brote. Es ist UN-GLAUB-LICH LANGWEILIG. Bis zur ersten Pause schlafe ich fast wieder ein. Nach der Pause darf ich zum Glueck zur Abwechslung mal etwas tragen. Ich stelle fest, dass GEHEN mehr Spass macht! Wobei gehen gar nicht so langweilig ist, eigentlich. Dann bekomme ich eine Palette von Kelchen und Broten, dich ich schmirgeln darf. Mein Vorgesetzter sagt, wenn ich mit den hiesigen fertig sei, solle ich doch bitte die dortigen machen. Ich komme mir vor, als wuerde man mich vor den Atlantik stellen und sagen „Trink zuerst einmal diesen Ozean aus. Wenn du fertig bist, knoepfe dir den naechsten vor.“, mit Fingerzeig auf den Pazifik …
In der Mittagspause gehen wir wieder hoch und essen mit den Erwachsenen (Mittagessen: Reis, Gurken, Haehnchen). Nach einer kleinen Ruhepause arbeiten wir weiter.
Dieses Mal ist es ganz okay. Die kleinen Teile sind interessanter zu schmirgeln als die groesseren Kreuze. Und wir haben diesmal das Radio herausgeholt und die Musik macht die Stumpfsinnigkeit der Arbeit etwas wett und lenkt ab.
Um 5 pm ist die Arbeitszeit vorbei. Wir spielen in unserem „play room“ Tischtennis, mit den ganzen Asiaten, die es (natuerlich) ziemlich drauf haben und mir den ein oder anderen Schmetterball reinpfeffern.
Nach der Messe sieht es heute so aus:
Nach dem Abendessen (Spaghetti bolognese) wird es ernst. Die Zeit, sich dem gefuerchteten Balut zu stellen, ist gekommen. Jetzt kommt die grosse Aufloesung! Die ersten fangen vor Schadenfreude zu giggeln und zu grinsen an. Die Eier sind gekocht und die Kameras gezueckt. Der Schweizer hat bei der letzten, seiner ersten Runde gekniffen. Jetzt wird ihm nahegelegt, den anderen zu Liebe, wie sie scherzhaft sagen, zu opfern und auch zu probieren. Er versucht, sich von wegen „armes, kleines Kueken“ herauszuargumentieren. Einen Bissen macht er ... Jetzt bin ich dran … Ich mache mir bewusst, dass das Ganze – wie so Vieles im Leben – eine Kopfsache ist. Das sind doch alles nur Geschichten und Hokuspokus drumherum! Ich klopfe das Ei auf, trinke erst mal die Suppe darin und knibble dann die Schale ab. Ein graues Kueken mit Glubschaugen schaut mich grinsend an. Ich atme tief ein … nehme es schliesslich in den Mund, muss einmal einen gewissen Reiz unterdruecken und esse das restliche Eigelb. Naja, lecker war's nicht. Vielleicht schmeckt es ja beim zweiten oder dritten Mal …
Da am Mittwoch die Abschiedsfeier von zwei Vietnamesen sein wird, bereiten wir in der Kueche einen moechtegern-vietnamesischen Tanz vor. Mit diesen coolen kegelfoermigen Hueten.
In der men's side gibt es drei Haeuser fuer die Gen. Eines ist unser „Gen-Haus“, ein weiteres ist das Haus der „externes“, mit Gen, die einem mit der Bewegung enger verbundenen Lebensweg vielleicht etwas naeher stehen; und das Haus der Seminaristen, Leuten, die wahrscheinlich Priester werden. Bei den „externes“ (von dort sind die Vietnamesen) gibt es noch eine lockere, offene Runde mit Brandy und Chips. Danach Schlaf.
thebrocode am 04. August 12
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5, 1. Open City, Balut II
Heute morgen habe ich meine Haende mit Seife gewaschen. Auf der Tube war eine Wassermelone. Die Seife hat aber nach Papaya gerochen … Das hat mich leicht verwirrt.
Auch heute stehen wir wieder um 6 am auf. Nach dem Fruehstueck geht es nach Terra Moy, zur Open City. Es ist schon viel los, alles ist vorbereitet und die ersten Besucher kommen. Darunter sind viele Schueler, die mit Bussen kommen und ihre Schuluniform tragen.
Waehrend ich die Schueler aus den stetig ankommenden Bussen begruesse, das Programm in die Hand druecke und zur Anmeldung schicke, faengt bald das Programm an. Es werden grundlegende Dinge zur Fokolar-Bewegung und Naechstenliebe erklaert. Zwischendurch spielt die Band fetzige Songs („fetzig“ im Sinne von „animierend, froehlich“), wozu wir Gen auf der Buehne tanzen. Nach einer gemeinsamen Messe geht es in die Workshops: Modern Dance, Vietnamvolkstanz, Ecoart, Italienischer Song „Volare“, Qi Gong, Taekwondo (mit echten Koreanern), Freundschaftsbaender und undund.
Da ich nicht in der Vorbereitungszeit da war und keinen Workshop mitleite, partizipiere ich als normaler Teilnehmer am „Modern Dance“-Workshop. Ich bin ECHT ERSTAUNT und baff, wie schnell die Philippiner einen Tanz lernen. Innerhalb von einer knappen Stunde haben die eine Tanzchoreographie fuer einen Song von drei Minuten drauf!?! „Mamma mia!“, wie die Italiener die ganze Zeit sagen. UNGLAUBLICH. Zumindest, wenn man sieht, wie sie lernen. Der Leiter macht einen Move EINMAL vor und sie koennen ihn schon (fast) richtig nachmachen. Wo die Deutschen jede Einzelbewegung analysiert und einstudiert haetten, gucken sich die Philippinos das Ganze einmal an und machen einfach …
Dann gibt es lunch, den wir vorher gekocht haben und dort essen oder den man dort bestellt hat. Waehrend der Pause wollen immer wieder Philippinerinnen Fotos mit mir machen. Als waere ich some sort of Promi. Vielleicht liegt es daran, dass ich Europaeer bin. Oder wahrscheinlich einfach daran, dass ich so ein toller Hecht bin … Man kann's halt nicht verstecken …
Nach Mittag geht es weiter mit den Praesentationen der Workshopergebnisse. Ziemlich zum Ende hin hat die Band noch einen mitreissenden Song gespielt … Wir standen wieder vorne, haben getanzt. Das Publikum ist aufgestanden, hat mitgeklatscht und mitgetanzt … Leute, das war ein echt schoener Moment. Das hat echt Spass gemacht, ich habe richtig Freude verspuehrt – und bin sicher nicht der Einzige gewesen. In der Fokolar-Bewegung gibt es einen Ausdruck – „Jesus unter uns“. Es bedeutet, dass Jesus unter uns Menschen ist, wenn diese Menschen aktiv und konkret (Naechsten-) Liebe leben. Da war wohl Jesus unter uns ... Die Veranstaltung ist jetzt zu Ende. Wobei – es gibt noch Besuchergruppen, die z. B. zu uns nach Hause kommen und sich angucken, wie wir leben. Aufraeumen ist angesagt. Es gibt noch eine Runde, in der Feedback gegeben und Verbesserungsvorschlaege gemacht werden. Bei dieser Open City seien ueber 600 Leute dabei gewesen.
Als wir auf die Karre warten, zeigt mir ein Bruder Balut-Videos. Argh, es sieht wirklich nicht nach Zuckerschlecken aus … Eher nach Junglecamp … Allerdings – einem Italiener hat es geschmeckt („Die spinnen, die Roemer!“). Zumindest sagt er das. Auch einem guten Freund, der ein Jahr hier war, soll es geschmeckt haben. Bei Balut handelt es sich um ein (Huehner-) Ei, mit noch nicht geschluepftem Kueken inside. Nach 21 Tagen schluepft es und man isst das Ei nach 18 Tagen. Die Videos zeigen anschaulich, wie schrumpelich und glibbrich und weich die Kueken sind. Mein Kontaktmann drueckt mir das Ei in die Hand. Es ist leicht gruenlich. Erinnert an kotzgruen.
Zur Feier des Tages gibt es mit der Feedbackrunde noch ein Eis bei Seven Eleven.
Wir fahren nach Hause, spielen Uno, essen und gucken bei den Seminaristen „Sherlok Holmes“ II. Schlaf.
thebrocode am 31. Juli 12
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4, putzen, Open City Generalprobe, Balut I, Feier
KNACK! Das ist ein gutes Geraeusch. Denn wieder ist durch einen Stromschock des „mosquito killer“s eine Muecke getoetet worden …
Dieses Wochenende ist viel los. Wie gestern besprochen wurde, ist heute, wie jeden Samstag, der „blue day“. Das bedeutet, dass alle zusammen das ganze Haus putzen. Ausnahmsweise muessen wir schon um 6 am aufstehen. Eigentlich war geplant, dass wir sofort mit dem putzen anfangen und nachher fruehstuecken, weil die vom Gruen noch einkaufen sind, aber iwie haben sie es doch hinbekommen, ein Fruehstueck auf den Tisch zu zaubern, was uns alle erfreut.
Dann geht es ran an die Putzorgie, die Raeume werden verteilt. „Dem Neuen“ wird traditionellerweise das Vergnuegen gegoennt, sich mit dem Bad abzuplagen. Zum Glueck muss ich das nicht alleine machen. Mit einem Bruder teilen wir uns die zwei Klos und Duschen auf, ich bekomme die Duschen. Boah, ich habe noch nie so DERBE putzen muessen, auch nicht zu Hause (Gruesse an Mama und Papa!)! Ich kann nicht glauben, dass die Duschen binnen einer Woche soo dreckig werden – zumindest an den Ecken. Wahrscheinlich wird sonst nicht so gruendlich geputzt. Wobei die Toiletten auch nicht so schlecht aussahen. Wie auch immer … Nach einer Stunde ist alles geputzt.
Wir machen uns jetzt mit dem Auto/Van auf zur Generalprobe der „Open City“, die alle zwei Monate in Terra Moy stattfindet. Bei dieser „orangenen“ (Beziehung zu Leuten ausserhalb der Bewegung) Veranstaltung handelt es sich um einen Tag der offenen Tuer. Auf der Fahrt nach Terra Moy mache ich u. a. diese beiden Fotos:
Terra Moy ist ein abgeschlossenes Gebiet in einer armen Gegend. Hier ist es sehr gepflegt. Es gibt u. a. schoene, architektonisch interessante und ansprechende Haeuser mit schoenen Vorgaerten. Da ich das erste Mal hier bin, fuehrt mich ein Bruder herum. Hier bekomme ich noch einmal die Exotik des philippinischen Klimas zu sehen.
In einem ueberdachten Gelaende stellen wir Stuehle auf. Die Band baut ihre Instrumente auf, die Technik wird eingerichtet und der Tanzworkshop macht eine Generalprobe. Ich tanze (natuerlich) mit. Beim Mittagessen lerne ich, wie Philippiner gelegentlich essen, mit den Haenden.
Hier beginnt eine kleine Anekdote ueber eine philippinische kulinarische Spezialitaet: BALUT. Gen haben mir in Deutschland davon erzaehlt. Es kam zunaechst nur der Name auf. Balut, das sagenumwobene Mysterium … Man wollte mir nicht verraten, was es genau ist. Ich solle es „einfach mal probieren“. Jedoch konnte ich in Erfahrung bringen, dass es sich dabei um eine meist ekelerregende Mutprobe handelt. Ich solle es probieren – wenn ich gerne kotzen wolle … Auf den Philippinen, kaum bringe ich es ins Gespraech ein, blitzen die Augen fasziniert erregt auf … Ich bin sofort gepackt von diesem Mysterium und moechte mich ihm alsbald stellen! Gebt es mir her! ZEIG DICH! Ich muss es im Endeffekt sowieso probieren … Kann ja nicht wieder nach Deutschland kommen und sagen „Balut? Ach … das hab ich nicht probiert …“. So bitte ich einen Philippiner aus Tagaytay, mir ein Exemplar zu besorgen. Mehrere Leute flehen mich fast an, doch unbedingt ein Video im Moment des „Geniessens“ zu machen.
Kaum sind wir zu Hause angekommen, geht es los zur Geburtstagsparty einer Cousine eines Gens aus Tagaytay, der nicht mal bei uns im Maennerteil wohnt. What?! So ist das. Wir leben die Einheit. Und in diesem Fall waere es komisch, bestimmte Leute herauszupicken. Und so fahren 20 Jungs zur Feier, in dem Auto, das nicht groesser geworden ist. Drei Leute vorne und 17 hinten – es ist BRECHEND voll … Alleine die Fahrt ist lustig! Wir haben unseren Spass.
Diese philippinische Familie gehoert dann wohl zu den sehr reichen. Die Feier findet in einem edel eingerichteten Saal statt. Es gibt ein vorzuegliches Buffet sowie Kellner, eine fetzige Band, eine Fotobox, einen Swimming Pool und kostenlose Getraenke! Und das Kind wird gerade mal 18 … Entsprechend sind auch viele Schulfreunde da. Wir machen uns mit Verkleidungen in der abgedrehten Fotobox und den ethanolhaltigen Liquiden (White Russian, what else?!) einen schoenen Abend. Wobei wir schon um 10 pm wieder fahren.
Schlaf. Ich glaube, nach der letzten Nacht habe ich den Jetlag ziemlich ueberwunden.
MANN, HAT DIESER TAG INSGESAMT SPASS GEMACHT!!!
thebrocode am 27. Juli 12
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3, die Phillipinos, Tagaytay
Iwie erinnert mich mein Niesen an Deutschland ...
Ich wache iwie schon um 3 am auf. Ich gehe auf Toilette und lege mich wieder hin, um zu schlafen, was aber erst nicht klappen will. Und spaeter auch nicht. Vier Stunden rumgelegen und die ganze Zeit gehofft, noch etwas Schlaf zu bekommen ... Ich liebe das. Aber dafuer faengt diesmal der Tag auch mit dem Fruehstueck an.
Nach dem Fruehstueck gibt es mit allen aus der Siedlung in der Kapelle eine kurze "meditation" (Mo und Fr), in der wir einen Brief von Chiara lesen und uns mitteilen, was uns durch den Kopf geht.
Danach gehen alle zur Arbeit, nur ich bleibe noch, wegen des Jetlags und um mich nicht ins kalte Wasser zu werfen, zu Hause. In der Zeit mache ich mich mit der Siedlung bekannt, schaue mir die Umgebung an, geniesse den wunderschoenen Blick auf die Landschaft und auf den Vulkansee.
Hier ein paar Fotos zur Siedlung: Unser Basketballplatz:
Pflanzen in modernen Toepfen:
Der Ausblick von hier:
Wenn man an den Rand der Mauer geht, hat man dieses traumhafte Bild:
Dann besuche ich Frank, den Verantwortlichen fuer die Arbeit hier. Wir haben ein langes Gespraech, in dem wir ueber meine Arbeit, mein Jahr, ueber die Leute hier, ueber die Philippiner, ihre Vergangenheit und ihre Mentalitaet sprechen. Das Wesentliche: Die Philippinen waren ueber 300 Jahre eine spanische Kolonie und sind dementsprechend stark von der spanischen Kultur gepraegt, haben z. B. einen hohen Christenanteil. Abgesehen von einem kleinen Anteil sehr reicher Philippiner, sind sie arm bis sehr arm. Sie schauen zu den Europaeern hinauf, was sich bspw. darin aeussert, dass sie weiss sein wollen, nicht "schoen" braun. Des Weiteren sollen sie (insb. verglichen mit den Deutschen) nicht so analytisch, dafuer aber "emotionaler" und sensibler sein.
Nun einmal ein paar Informationen ueber Tagaytay als "Citadella" ("kleine Stadt"): Die Grundstuecke, auf die sich die "Citadella" verteilt, kamen auf unterschiedliche Art und zu unterschiedlicher Zeit in den Besitz der Fokolar-Bewegung. So gibt es den Frauen-, Maennerteil und "Terra Moy". Letzteres Stueck Land ist nach seinem Spender benannt. Es handelt sich um den Familienteil, in dem Familien der Bewegung wohnen. Obwohl Maenner und Frauen nicht in allen Citadellas (Citadellae?) der Welt getrennt sind - hier ist es teilweise gewollt und teilweise erzwungen wegen der Landstuecke so. Zuerst gab es ein paar Uneinigkeiten ... aber im Endeffekt wohne ich in der "men's side". Diese besteht aus mehreren Haeusern fuer die Gen und die erwachsenen Leute hier, sowie dem "social center" und der Schreinerei. Etwas aequivalentes gibt es bei der "women's side".
Im Gen-Haus sind wir im Moment neun Gen: Drei Philippinos, drei Italiener, ein Schweizer, ein Thailaender und ein Deutscher/Brasilianer. Zu Mittag kommen wir wieder zusammen, essen zusammen mit den Erwachsenen, machen Pause und dann gehen die anderen wieder zur Arbeit. Am Nachmittag ist nichts weiter Spektakulaeres passiert. Abends Messe, Abendessen - ich probiere fleissig neue Gemuesesorten - und dann Schlaf - endlich. Boah, war ich heute Mittag fertig ...
Da wir alle Kinder Gottes und insbesondere weil wir im Gen-Haus eine "Familie" sind (bzw. sein wollen), bezeichnen wir uns hier mit "brother". Das finde ich lustig. Ich habe meinen Bruedern vorgeschlagen, dass wir uns doch mit "Bro" bezeichnen koennten. Das haben sie iwie nicht verstanden ... Aber wenigstens - wie ich dann entdeckt habe - haben wir schon mal das Buch "The Bro Code" im Buecherschrank. Echt! Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der die Bezeichnung lustig fand ...
thebrocode am 24. Juli 12
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2, Einfuehrung
Es heisst „beinhaltet“ und nicht „beinhaelt“, da „beinhalten“ nicht von „halten“, sondern von „Inhalt“ kommt und (deshalb) regelmaessig konjugiert wird.
Um 5 pm wache ich auf, da mein Handy noch nicht auf die Ortszeit gestellt war. Eigentlich wollte ich um 12 Uhr aufstehen. Als Naechstes ist um 6 pm die taegliche Messe in der Kapelle der Siedlung. Ich, „der Neue”, stelle mich allen moeglichen Leuten vor und bekomme einen Haufen Namen zu hoeren, die ich sofort wieder vergesse.
Hier einmal als kleinen Einschub eine Erklaerung ueber die Fokolar-Bewegung: Es handelt sich dabei um eine geistliche, religioese Bewegung, die in den 40ern ihren Anfang fand. Protagonistin ist Chiara Lubich aus Italien, die in einem bedeutungsvollen Moment erkannte, dass Gott sie unendlich liebt. In der folgenden Zeit begeisterte sie immer mehr Menschen, die Naechstenliebe zu leben. Sie gruendete die Bewegung, die immer weiter wuchs und heute in vielen Laendern vertreten ist. In der Struktur gibt es u. a. die „Gen”, welche (aufgeteilt in Altersgruppen) Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind. Der Begriff leitet sich von “neue Generation” ab. Hier komme ich mit den Gen 2 in Kontakt, den jungen Erwachsenen.
Die Messen unter der Woche dauern zum Glueck nur 20 Minuten. Donnerstags isst mit uns unser Gen-Assistent. Nach dem Abendessen bekomme ich eine Einfuehrung, in der ich erfahre, wer im Gen-Haus – wo ich wohne – welche „Farbe” hat.
An dieser Stelle eine Aufklaerung ueber den Begriff „Farben”: Das Leben der Mitglieder der Fokolar-Bewegung laesst sich in die Farben des Regenbogens aufspalten. Jeder hat eine Farbe inne, um die er sich kuemmert, wobei das natuerlich von der Anzahl der Gen im Gen-Haus abhaengig ist. Auch wenn jeder sich auf seine jeweilige Farbe konzentriert, leben alle alle Farben. Rot steht fuer Guetergemeinschaft, Teilen – sharing. Es beinhaltet die Finanzen, also Buchhaltung und Kontrolle ueber die Kosten des Gen-Hauses, aber auch das Teilen von Informationen, Erfahrungen, also Erfahrungsberichte, Erlebnisse oder Probleme, die der Runde mitgeteilt werden. Orange ist der Kontakt nach „aussen”, also die Beziehung und Kommunikation mit Leuten ausserhalb der Bewegung, insbesondere der Erstkontakt. Gelb repraesentiert die Spiritualitaet und die Beziehung zu Gott, i. e. die Gebete bei den Mahlzeiten sowie andere Gebete und geistliche Impulse. Gruen kuemmert sich, weit gefasst, um die Gesundheit, d. h. es besorgt die Zutaten fuer die Mahlzeiten und regt sportliche Aktivitaeten an. Blau umfasst die Ordnung, Sauberkeit und Harmonie. Es kauft Waschmittel etc. ein – putzt aber nicht alleine das ganze Haus – und schaut, dass Betten ordentlich gemacht sind und alles harmonisch aussieht (Dekoration). Das Indigo steht fuer „Weisheit und Studium” und befasst sich mit allem, was „dahinter steckt”, mit der Spiritualitaet, der Philosophie und dem Gedanklichen hinter dem Tun der Fokolar-Bewegung. Zuletzt das Violett, es organisiert und verbessert die Kommunikation innerhalb der Bewegung und des Gen-Hauses. Dann sei noch das Weiss genannt (es laesst sich in alle Farben aufspalten), welches die Funktion der Aufsicht, der Organisation und Kontrolle vom ganzen Geschehen hat.
Nebenbei gesagt: Wir haben hier fliessendes Wasser, Betten, einen Herd, Kuehlschrank. Fuer manche Philippinos, die jetzt hier sind ist das schon ziemlich gut.
Danach haben manche einen Film geguckt. Ich habe mich aufs Ohr gehauen. Dann bin ich schlafen gegangen.
thebrocode am 21. Juli 12
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