Mittwoch, 10. Oktober 2012
34 - 37, Macbook weg, Regen, Cross Winds, Barrios
Kennt ihr das, dass ihr manchmal Raeume unterschiedlich versteht, von der Optik (natuerlich ohne, dass sich die Moebel o. ae. veraendern)? Die ersten Tage/Wochen/Monate verstehst du den Raum so, hast ein bestimmtes „Bild“ im Kopf, und dann aendert sich dieses Verstaendnis des Raumes/Bildes? Z. B. wenn du eine Wohnung besichtigst und dann die Aenderung, wenn du einziehst? Komisch, ne?

Diese Woche beginnt froehlich mit der Erkenntnis, dass das Macbook eines Bruders gestohlen sein muss. Zuerst dachten wir, jemand haette ihn scherzhafterweise deplaziert, aber dann rekonstruieren wir wie der pfiffige Dieb handelte: Er brach das Fenster auf, angelte sich mit einem selbst praeparierten Besen die Laptoptasche, die dummerweise auf dem Kuechentisch exponiert war, und zog sie durch das Gitter ins Freie. Auf den Aufzeichnungen der Kameras, die infolge solcher wiederholt vorgekommener Geschehnisse angebracht wurden, bringen nicht sehr viel Aufschluss, auch weil es diese Nacht geregnet hat. Es war das erste Mal, dass der Laptop fuer die Nacht dort plaziert wurde und uns wird eines klar: Wir werden von den Einheimischen mit Argusaugen beobachtet. Die Leute wissen, das in diesem Wohnkomplex der Fokolar-Bewegung immer wieder „reiche“ Europaeer hausen. Im gleichen Zuge wurde ein Laptop aus dem Nachbarhaus entwendet.
Nachdem ich dieses Mal die Lesung in der Messe gehalten habe, verbringen wir diesen orange day bei den Externen.
Diese Woche regnet es sehr stark; es ist wohl jetzt, dass die Flutungen in Manila ihren Anfang nehmen, von denen wir im hoeher liegenden Tagaytay verschont bleiben. Allerdings passiert es leicht, dass die Schuhe beim einminuetigen Marsch zur Arbeit durchnaesst werden, weshalb die Flip-Flops zu empfehlen sind. Es ist nicht unueblich, dass in den Philippinen aufgrund solcher Wetterverhaeltnisse ein Tag als arbeitsfrei deklariert wird. So auch diesen Dienstag und Mittwoch. Deshalb wuselt z. B. ein Gen aus Tagaytay, der Lehrer ist, bei uns in Pag-asa herum – wo zumindest wir Gen trotzdem hingehen.
Mittwochabend veranstalten wir bei uns im Gen-Haus eine kleine Feier, zu der die Fokolare kommen. Einer bringt eine Lindt-Schokoladentafel mit! Vorm Schlafengehen krallen wir uns noch eine Maus.
Dieser Donnerstag ist ein besonderer Tag, mit schoenen, interessanten, neuen und spannenden Ereignissen. Es faengt an mit dem Fruehstueck: Die angeblichen „Hot Dogs“ (Bockwurst) sind nicht aus Fleisch, sondern aus Teig gemacht. Ja, fuer die Hersteller ist das billiger ... In der Mittagspause geniesse ich die Sonne, die mal wieder vorbeischaut ... schoen warm. Diesen Nachmittag geht es mit Pag-asa fuer mich das erste Mal in die „Barrios“, wo die Armen wohnen. Doch zuerst nach „Cross Winds“, ein umzaeuntes Gebiet, eine eigene kleine Stadt. Wir fahren dort mit einem Pick Up hin, wir hinten auf der Ladeflaeche, auf der Kante sitzend. Zuerst bin ich etwas besorgt, aber dann kann ich die Fahrt auch geniessen. Wir besuchen „Cross Winds“, eine Luxuswohnsiedlung, nur, um mal einen Einblick zu erhalten. Wir gehen zu einem alten Mann, der ein Problem mit seinem Fuss hat, und dann besuchen wir eine Villa, in der der Mann einer Angestellten von Pag-asa arbeitet. Das Wohnzimmer ist echt der Hammer!



Unglaublich gross und Luxus pur. Teure Moebel, grosser Flachbildschirm, grosse Kueche, Kamin ... Ich beginne zu verstehen, was das fuer Leute sind, die hier wohnen. Dabei sind die meisten Haeuser/Villen im Moment leer, da die Bewohner nur zu Ferienzeiten oder mal fuer ein Wochenende kommen. Danach fahren wir noch durch ein paar weitere Strassen dieser anderen Welt.





Wirklich, es ist eine abgetrennte WELT, die ueberhaupt nicht zu dem passt, was ich sonst von den Philippinen gesehen habe. Manche solcher Luxuswohngebiete wollen den europaeischen Wohnstil imitieren und werben mit „Wohne in der Schweiz, gleich nebenan!“. Das „nebenan“ wird auch hier auf zynische Weise deutlich: Gleich neben den Villen ist ein Gebiet der Armen. Ein Kollege erzaehlt mir, dass der Besitzer von „Cross Winds“, dem auch jenes Armenviertel gehoert, jenen Bewohnern ein paar Monate Zeit gibt, um ihre Huetten zu raeumen, damit er dort weiter ausbauen kann ...
Wir verlassen diese Welt und begeben uns mit einem Tricycle (Motorrad mit Beiwagen) in die Barrios. Dieses Besuchen der Barrios ist ein woechentliches Ereignis, das dazu dient, bei den Leuten/Familien, die von Pag-asa unterstuetzt werden, mal vorbei zu schauen und zu klaeren, ob alles in Ordnung ist. Wir Gen begleiten den Angestellten, auch um praesent zu sein. Das Wetter ist immer noch schoen und iwie erlebe ich diesen Moment seltsam klar, scharf und intensiv. Die Farben sind kraeftig. Waehrend wir auf die anderen warten, bekomme ich den ersten Einblick in ein Haus: Es ist alles ziemlich offen, Gardinen dienen als Tueren, ein Wellblech ist das Dach und alles ist iwie selbst gemacht und repariert. Jemand bekommt gerade einen Haarschnitt; eine Frau ist hochschwanger. Auch das hier ist (fuer mich) eine andere Welt, aber anders als die erste. Wir gehen die Pfade zu den Hausern entlang und ich versuche die ganzen Eindruecke in mich aufzusaugen, es gibt viel Neues, ich kann gar nicht alles aufnehmen. Es laufen Hunde, Katzen und Huehner herum. Wir besuchen acht Familien, die vielen Kinder sind suess und schauen uns schuechtern, zuruecklaechelnd an. Wir kaufen uns etwas „merienda“, von den Kiosks, die es hier an jeder zweiten Ecke gibt. Auf dem Rueckweg gehen wir an der Huette vorbei, die der Familie einer Gen aus Tagaytay gehoert, die wir immer zur Messe sehen.

















Auf dem Rueckweg sehen wir die Mauer zu "Cross Winds":


Am Donnerstagabend haben wir mit dem Gen-Assi eine lange Runde der Farben und wir beschliessen, am Samstag eine „Stunde der Wahrheit“ zu machen. Danach bereiten wir noch einen Sketch fuer die Verabschiedung der Vietnamesen vor.



Montag, 1. Oktober 2012
32, 33, Beerdigung
Im Nachhinein betrachtet bzw. praktisch realisierend und bestaetigend kann ich nur sagen, dass LATEIN eine profitable und blendende Wahl war!!! Es ist wirklich erstaunlich, wie viel davon in anderen Sprachen steckt: Deutsch, Englisch (!) und natuerlich den romanischen Sprachen. Fuer Leute, die mit derlei Sprachen in Kontakt kommen (werden) eine ideale Basis – wenn man das VOKABULAR kann, Leute! Ob ich jetzt von der Uebersetzungsarbeit aus dem Unterricht noch so viel habe, kann ich nicht sagen. Das ist dann wohl ggf. eine unbewusste Kompetenz …

Fruehstueck: Schwarzbrot.



Dieses Wochende faengt mit der Beerdigung der Mutter der Fokolarin an. Wenn jemand gestorben ist, kommen hier in den Philippinen viele Leute. Vielleicht liegt das daran, dass die Familien groesser sind. Einmal, wenn die verstorbene Person in ihrem ehemaligen Zuhause aufgebahrt ist und man sich von ihr verabschieden kann, und dann zur Beerdigung.



Nach der Messe gehen wir zum Friedhof, wo der Sarg dann in dem dafuer vorgesehenen Loch versenkt wird, welches von Arbeitern zugeschuettet wird.



Samstagnachmittag gehen wir alle in die Einkaufspassage. Dort lasse ich mir in einem Friseurladen, in dem die meisten Friseure „he-shes“ sind, fuer knapp 40 Pesos (80 Cent) die Haare schneiden. Waehrend es draussen nur so schuettet kaufen wir noch Lebensmittel ein, essen ein Eis und treffen ein Gen girl aus Deutschland, das kuerzlich angekommen ist.
Nach dem Abendessen gehe ich zum Rot von Tagaytay, bei dem ich mir das Geld fuer einen Bruder, der aus seinem Heimatland unterstuetzt wird, geben lasse.
Als ich spaeter im Internet surfe wird mir mein momentanes Genervtsein vom Blog bewusst. Es ist nicht ganz unaufwaendig – zumindest so, wie ich es handhabe.
Am Sonntag uebe ich Schlagzeug. Normalerweise ist Sonntag unser Gruen-/Sporttag. Aber da das Wetter nicht so gut ist, beschliessen wir Billard spielen zu gehen.



Den Weg dorthin ueberwinden wir gezwaengt unter Regenschirmen, von den Stroemen geschuetzt.
Vor dem allsonntaglichen Film (Moneyball) beten wir einen Rosenkranz fuer den gerade verstorbenen Grossvater eines Bruders. Nach dem Film im Haus der Seminaristen bildet sich dort, auf dem Balkon, eine Runde, in der geraucht, getrunken, gechillt und gejammt wird.



Donnerstag, 27. September 2012
27 - 31, Blog, Krankheit, Mariapoli-Zentrum
Wie kann ich es eigentlich wagen, mein Handeln nur damit zu rechtfertigen, dass ich dafuer die „Verantwortung uebernehme“?! Und insbesondere, wie koennen andere das?

So. Jetzt kommt’s. Da mir gerade beim Schreiben auffaellt, dass die Beitraege kurz werden, da „nicht mehr so viel passiert“ bzw. nicht mehr so viel Neues, was berichtenswert waere, werde ich ab jetzt gewisse Zeitraeume zusammenfassen. Wobei – das hab ich vorher auch schon gemacht, aber jetzt meine ich mehr als einen Tag. Ich werde hier z. B. mit einem Zeitraum von fuenf Tagen anfangen. Die Zeitraeume entscheide ich je nach „Neuigkeitsdichte“ der jeweiligen Tage. Also jetzt Tage 27 – 31 (Mo – Fr).
Und achja. So werde ich dann wahrscheinlich mal endlich die Zeit aufholen, da ich bisher immer ziemlich nachgehinkt habe, sodass die Beitraege, die ich dann in (ferner) Zukunft uploade, naeher an der Gegenwart hier sind. Ich hoffe, dass diese Ungleichmaessigkeit der Zeiterzaehlung nicht zu verwirrend ist.
Und achja. Wenn euch noch iwas einfaellt, das euch interessiert ueber meinen Aufenthalt hier auf den Philippinen – sei es ueber die Philippinen, die Kultur, die Fokolar-Bewegung, ueber mich oder darueber, warum die hier so viel Reis essen – ueber das ich schreiben koennte, dann uebermittelt es mir. Ihr koennt auch Rauchzeichen machen. Aber hier ist es oft neblig, also vielleicht Morsezeichen durch Atombombenexplosionen, was weiss ich ...

Diesen Montag wache ich vor dem Wecker auf und fuehle mich heiss. Noch heisser als sonst. Ich glaube ich habe Fieber. Das Krankheitsgefuehl hat gestern Abend angefangen. Es stellt sich heraus, dass ich wirklich Fieber habe. Es wird mir Paracetamol empfohlen, das will ich aber nicht, mein Koerper soll alleine mit dem bisschen Krankheit klarkommen. Da ich krank bin, bleibe ich von Anfang an im Bett bzw. ich wechsle in das Gaestezimmer. Ab und zu trinke ich viel zu suesses Zuckerwasser, das soll wohl gut sein. Ansonsten schlafe ich und benutze die Toilette des Oefteren.
Nach der Arbeit gehen meine Brueder ins Mariapoli-Zentrum. Es ist die Mutter einer Fokolarin gestorben, sie wird am Samstag beerdigt. Bis dahin gibt es jeden Tag im Mariapoli-Zentrum ein gemeinsames Rosenkranz-Beten.
Am Montag ist unserer „orange day“, bei dem wir uns bei den Fokolaren nebenan eingeladen haben. Wir bereiten ein leckeres Essen vor und gehen dann rueber. Ich darf sogar mitkommen!



Es gibt Reis (wer haette das gedacht), (suesse) Kartoffeln, Toast mit Majo, Fisch, Suppe, Pasta, Omelette mit Fleisch und als Nachtisch Banane und Wassermelone, wobei ich mich mit Reis, Kartoffeln und Fisch begnuege, was mir gut schmeckt. Auch bei der Wassermelone und der Banane lange ich kraeftig zu –letztere soll den Stuhl festigen. Wir sind in netter Runde. Drei Fokolare erzaehlen ihre Geschichte, wie sie zu der Fokolar-Bewegung gekommen sind und dann drei von uns. Zum Schluss machen wir ein paar Fotos.





Dienstag bleibe ich noch im Bett bzw. lasse es langsam angehen. Ich bin etwas genervt von den ganzen Fragen, wie es mir ginge ... Wenn es ein ehrliches, sachliches Interesse an meiner Gesundheitslage ist, dann bin ich gerne bereit zu antworten. Aber wenn es nur eine Floskel aus Mitleid ist ... Ich glaube, Mitleid vertrage ich nicht so gut.
Mittwochvormittag bleibe ich noch zu Hause. Schreibe am Blog. Es kommt ein Neuer, aus Malaysia. Er ist kein richtiger Gen, kennt die Fokolar-Bewegung durch seine Mutter, aber nicht so genau. Er gehoert keiner Religion an. Er ist sehr schuechtern und introvertiert. Am Abend sichten wir wieder eine Maus. Die Leute hier kommen dann total aus dem Haeuschen. Wir fangen zwei Stueck. Vorm Schlafengehen machen wir gemeinsam unsere Hausaufgaben fuer die Gen-Schule ueber unsere Sicht auf Gott nach der letzten Katechismus-Stunde.
Am zweiten Gen-Schule-Tag stellen wir die Hausaufgaben zu Gott vor und bereiten unsere Praesentation vor.
Am Freitag schlage ich mich mit ein paar Computern und deren Windows-7-Installation rum. Am Abend bleiben wir nach dem Rosenkranz-Beten laenger, haben „merienda“ und spielen Uno. Ich mache das Rot und wir bereiten unsere Menues fuer die naechste Woche vor.
Speziell die letzten Tage kam ich mir so vor, als waere ich zu sehr mit mir beschaeftigt. Es fuehlt sich an (verglichen mit vorher), als wuerde ich viel weniger nach „aussen“, mit den anderen agieren, weniger lieben ... Iwie bloed. Auch die Laune ist allgemein (wohl auch aus diesem Grund) nicht so gut.



Montag, 24. September 2012
26, Bulacan II
Eine Packung Zigaretten von Marlboro kostet hier 30 Pesos (60 Cent) ... Ratter, ratter, ratter ...

Ich wache das erste Mal von mehreren Hahnenschreien auf, meine Seite schmerzt vom harten Boden. Zwei Stunden spaeter erwache ich nochmal, diesmal stehe ich auf. Nach dem Fruehsueck raeumen wir auf, packen unsere Sachen zusammen. Bevor ich auf die Philippinen gekommen bin, hat mir jemand erzaehlt, dass es hier durchaus Usus ist, sich nach einem gewissen groesseren Geschaeft hinten mit der Hand abzuputzen. Bisher war aber immer Klopapier auf der Toilette. Hier in unserer Huette, ist aber (neben dem Toilettenpapier) auch ein kleiner Eimer ... Ich probiere diesen Brauch mal aus. Dann machen uns auf die Suche nach einer Messe. Wir finden eine proppenvolle Kirche und nehmen an der schon begonnenen Messe Teil.



Danach wollten wir in das oertliche Schwimm-/Freibad, welches uns jedoch zu teuer ist. Und das Museum, das wir eventuell besucht haetten, hat zu. In der Ferienhuette essen wir zu Mittag. Wir packn den Rest zusammen, chillen, machen Fotos, schippern mit einem Boot auf dem Teich, versuchen mit einer selbst gebastelten Angel einen Fisch zu fangen und verlassen schliesslich unsere traumhafte Unterkunft.



So fahren wir – gluecklich ueber den tollen green day – wieder nach Hause. Auf der Fahrt beten wir einen Rosenkranz.
Schlaf.



Donnerstag, 20. September 2012
25, green day nach Bulacan
Schon komisch, wenn wir hier die ganze Zeit in unserer Karre fahren, ohne uns anzuschnallen und es ist uns einfach egal ... Letztens waren wir vier Leute vorne und sind an einem Polizeiwagen vorbeigefahren. NUEX PASSIERT! Hoe.

Alle vier Wochen soll ein „green day“ stattfinden, ein Ausflug fuer das Wochenende. Wir machen uns fertig und fahren dann mit unserem Auto nach Bulacan. Ein Bruder, der aufs Genfest geht, kommt nicht mit, weil er mit anderen Philippinos Tanzprobe in Manila hat. Auf der vierstuendigen Fahrt singen wir – unterstuetzt von der Gitarre und einem Cajon – ein paar Lieder und halten zwischendurch auf einem Markt, um noch ein bisschen „merienda“ (Snacks) einzukaufen.
Wir kommen an. Als ich aussteige, schlaegt mir die warme Luft entgegen. Ich werde von der Sonne geblendet. Auf dem Weg zu unserem Haus durch Gestruepp, an Beeten, Palmen, Huetten und zwei Teichen vorbei, hole ich meine Kamera heraus und schiesse die ersten Fotos. Ich bin begeistert. Als ich die steinerne Bruecke zum Haus ueberquere, steigert sich diese Begeisterung nur noch. Der Anblick ist genial. Egal wohin ich gucke, meine Augen koennen sich gar nicht satt sehen. Unsere stilvolle Huette, die Moebel, der Blick auf den Fluss, das Gruen; und alles von der strahlenden Sonne durchflutet. Ich komme mir vor wie in einem Prospekt im Reisebuero oder auf einem Werbeplakat. Vielleicht sagt man „Bilder sprechen mehr als tausend Worte“ ... aber naja, ich koennte ergaenzen „Selbst-erleben spricht mehr als tausend Bilder“. Hier die wichtigsten:













Nachdem wir angekommen sind, packen wir unser in Tagaytag gekochtes Mittagessen aus und essen es „philippino style“ auf Bananenblaettern und mit den Haenden, einfach nur gut:



Nach einer Siesta gehen wir ueber eine Bruecke, die von Weitem den Anschein hatte, eine dieser klapprigen, hoechstgefaehrlichen Haengebruecken aus den Zeichentrickserien zu sein. Ist aber dann doch nicht abgerissen.





Auf dem Weg zur Messe mache ich zwei Fotos einer vielleicht typischen philippinischen Strasse.





Kurz vor der Kirche laufen ein paar Kinder herum. Als sie uns Europaeer sehen, aussern sie (uebersetzt von einem Bruder): „Wow ...! So gross! So anders!“ Der Schweizer ist noch groesser als ich. Vielleicht haben die Kinder vorher noch keine Auslaender bzw. Europaeer gesehen ...
Nach der Messe gehen wir in einem riesigen Supermarkt einkaufen. Danach kochen wir unser Abendessen auf einer Feuerstelle:



Den Abend lassen wir mit einem interessanten Film („Silent Hill“) ausklingen. Wir schlafen auf dem Boden, in Moskitozelten.




Mittwoch, 19. September 2012
24, nourishing day, high school, basteln
Wow, ich habe mittlerweile 3 – 4 kg zugenommen! Ich werde ja richtig dick hier! Nenene, jetzt ist aber zusammenreissen angesagt ...

Diesen Freitag ist in Pag-asa der „nourishing day“. Die Kinder lernen auf interessante und spielerische Weise, was gesundes Essen bedeutet. Ich verschaffe mir einen Eindruck und sehe zu wie sie Bananen essen. Ein Gen erklaert mir, was der „nourishing day“ ist.
Als ich dann noch ein paar Computer repariere, fragt mich ein Mitarbeiter, ob ich mit ihm und einem Gen zu einer „high school“ und danach zu den „Barrios“ kommen moechte. Wir nehmen ein jeepney, das uns allerdings nur ein paar hundert Meter faehrt, weil es einen Platten hat. Wir warten und nehmen das naechste. Jeepneys haben, wie Linienbusse, eine bestimmte Route, die sie abfahren. Wenn man einsteigen will, was man hinten tut, durch eine Oeffnung, die immer offen ist, dann stellt man sich an den Strassenrand und gibt ein Zeichen. Im Jeepney sitzen sich die Leute – teilweise eng zusammen – auf zwei langen Baenken gegenueber und eigentlich koennte man mit einer Tasse Tee oder Kaffee eine nette Unterhaltung haben. Das (Wechsel-) Geld wird hin- und hergereicht.
Bei der Schule steigen wir aus und betreten einen schaebigen, nicht asphaltierten Schulhof. Es scheint gerade Pause zu sein. In der Eingangshalle zum Gebaeude ist es festlich eingerichtet und Tische mit Buffet stehen dort. Die zwoelf bis 16 Jahre alten Schueler wuseln herum oder essen vom Buffet. Ich erfahre, dass jedes Jahr dieser „nourishing day“ gefeiert wird. Wir sind hier, um die Schueler, die von Pag-asa unterstuetzt werden, abzuchecken, ob sie auch zur Schule gehen. Wir drei gehen in den oberen Stock und warten. Waehrend der Angestellte von Pag-asa etwas abklaert, werden mein schweizerischer Bruder und ich von allen Leuten angestarrt und machen ein Foto mit einer Schuelerin, die uns danach gefragt hat. Wir gehen runter und werden vom Schuldirektor in sein Buero eingeladen. Wir unterhalten uns lange; er erzaehlt etwas ueber die Philippiner, Asien und befragt uns ueber Deutschland und die Schweiz und wie es uns hier gefaellt. Dann fahren wir puenktlich zum Mittagessen wieder zurueck. Zu den „Barrios“ (Siedlungen) kommt’s wohl ein ander Mal.
Diesen Nachmittag komme ich nicht in die Buecherei des Sozial-Centers rein, da keiner der Anwesenden den Schluessel hat ... Toll. Der „Boss“ weiss auf Anhieb keine richtige Alternative, deshalb schickt er mich zu einer der Lehrerinnen. Ihr helfe ich bei der Vorbereitung fuer den naechsten Unterricht: Auf einem winzigen Kinderstuhl sitzend male ich Teddybaeren, schneide sie aus und klebe sie auf. Eine nicht sehr spannende Arbeit, aber ich versuche mich mit dem Gedanken zu troesten, dass es fuer die Kinder ist. Zum Ende hin erwaehnt die Lehrerin, dass bei ihrem Computer die Lautsprecher nicht mehr funktionieren. Es handelt sich hierbei aber, wie sich schnell herausstellt, nicht um ein grosses Hard- oder Softwareproblem – es war lediglich der Stecker in der falschen Buchse.



Dann wasche und buegle ich noch ein paar meiner Klamotten, in der Hoffnung, dass sie nicht so schnell vom Schimmelpilz befallen werden. Vor der Messe sind noch zwei Gen girls da, um uns die Moeglichkeit zu geben, uns von der Koreanerin, die uns wegen ihres Knies verlassen muss, zu verabschieden.
Am Abend packt uns das Jagdfieber und wir schaffen es, zwei Maeuse zu fangen, sie stolz vor der Kamera zu praesentieren (die Fotos mit der Maus ueber dem geoeffneten Mund moechte ich euch vorenthalten ...) und zu entsorgen. Haben uebrigens unerwarteterweise ziemlich gut geschmeckt. Kurz darauf sehen wir noch zwei daherhuschen. Das wird wohl nicht die letzte Jagd gewesen sein ...
Vor dem Schlafengehen ueberlegen sich, wie jeden Freitag, alle noch ihre Gerichte fuer die kommende Woche, sodass das Gruen morgen frueh die Zutaten einkaufen kann. Schlaf.



Montag, 17. September 2012
23, Werwolf, ich im Ausland
Wenn man lange und konzentriert genug auf jemandes Mund schaut, und Kopf steht, dann kann man es schaffen, zu denken, dass der Mund so richtig rum ist; d. h. dass die eigentliche Unterlippe die „Oberlippe“ ist. Das sieht dann richtig krank und lustig aus.

In der Gen-Schule sprechen wir ueber Naechstenliebe, sehen Praesentationen ueber Klaus Hemmerle und Graziella, und sprechen ueber Gott.
Nachmittags in Pag-asa kommt eine Frau vom Stadtrat (?) zu Besuch. Es findet eine Versammlung statt, bei der viele Muetter dabei sind. Wir drei Gen, die hier arbeiten, stellen uns vor.





Nach Tischtennis, Messe und Abendessen sprechen wir mit unserem Gen-Assistenten die Farben durch. Es koennen Vorschlaege gemacht werden, um das Leben hier zu verbessern und Fehler auszumerzen.
Danach spielen wir das geniale Gruppenspiel „Werwolf“, schoen mit Kerzenlicht. Ich bin zwei Mal erfolgreich Werwolf und kann mich an den Buergern laben.
Als ich vorm Schlafen im Bett liege und zwei Brueder hoere, wie sie sich beim Waschen froehlich unterhalten, kreisen meine Gedanken. Wow, ist das cool hier zu sein ... Hier in einem anderen Land, einem anderen Kontinent, in ASIEN! So weit weg von Zuhause ... Und hier ist alles so anders. SO anders! Es gibt so Vieles zu entdecken und auszuprobieren ... zu erleben ... oder einfach nur in dem Moment zu geniessen, solange ich noch hier bin. Noch zehn Monate ... Was da noch alles passieren kann! Aber es wird bestimmt noch schlechter werden, iwann. Schwierigere Phasen. Ich sollte einfach die jetztige Zeit so gut und lange geniessen wie ich kann. Und aktiv sein, am Leben aktiv mitgestalten.



Freitag, 14. September 2012
22, Computer reparieren, Erfahrung
Man hoert Leute sich beschweren, andere wollten sie veraendern. Wo faengt dieses Veraendern an und was ist daran so schlimm? Oder wo faengt das schlimme Veraendern an?

Fruehstueck: Reis, Gemuesesuppe. In Pag-asa repariere ich weitere Computer bzw. die selben weiter ... Es ist schon lustig, dieses IT-Problem. Eigentlich muesste es klappen, aber trotzdem klappt es dann doch nicht, aus ieinem unersichtlichen Grund. Und ich dachte frueher, dass die Programmierer und alle mal aus den ganzen Problemen und Fehermeldungen lernen, aber auch noch z. B. bei Windows 7 gibt es Probleme und Inkompatibilitaet ... Man kann nur hoffen. Hier im social center komme ich mir manchmal so vor, als wuerden sich die Computer untereinander absprechen, wer jetzt als naechstes Probleme macht. Ach ja, sogar artenuebergreifend mit den Bildschirmen ... Egal. Obwohl es manchmal nur bloedes Rumstecken und –druecken und hoffen ist, macht mir diese Arbeit doch insgesamt Spass. Weiss nicht genau, warum. Und wie es aussieht kann ich hier mit meinem Wissen gut helfen. Nach dem Mittagessen erfahre ich, dass ich jetzt dem Zustaendigen fuer die Buecherei zugewiesen bin und somit erst mal dort weiterarbeite. Mittagessen: Reis in Suppe, Bohnen, Schwein, Blaetter.
Beim Abendessen (Spaghetti Carbonara) passiert etwas Besonderes: Ein Gen erzaehlt uns unter Traenen etwas, was ihn im Moment intensiv beschaeftigt und bedrueckt. Es ist etwas schwierig, es kurz zu erklaeren. Aber er koenne sich nur sehr schwer den Fehler verzeihen, einem anderen Menschen so sehr verletzt zu haben. Mit jener Person habe er eine gute Beziehung gehabt, aber dann an ihr selbst und ihrer Authentizitaet gezweifelt und dies offen mitgeteilt. Nachdem er sich diese Situation von der Seele geredet hat, erzaehlt ein weiterer Bruder von einer aehnlichen Erfahrung. Wow, intimstes sharing hier ... Wir sind alle ziemlich mitgenommen und beruehrt von der Geschichte. Wir wollen ersteren staerken und unterstuetzen und beschliessen, ab morgen neuzustarten. Volle Liebe voraus! Uns dieses Problem darzulegen, hat bestimmt Ueberwindung gekostet. Aber es wird unserer Familie und unserem Zusammenhalt bestimmt guttun.



Mittwoch, 12. September 2012
21, neuer Gen, Pag-asa
Letztens hat mich ein Tagaytay-Gen schraeg angeschaut, als ich erzaehlte, eine Second-Hand-Hose fuer 250 Pesos (5 Euro) gekauft zu haben. Er meinte, er haette zwei fuer 80 Pesos (1,6 Euro) bekommen.

Fruehstueck: Haferflocken, Schokoreis. Heute sprechen wir in der Gen-Schule darueber, dass die Selbstablehnung (self-rejection) in der Form von Macht, Erfolg und Beliebtheit die groesste Falle oder Verlockung im Leben sei (Henri J.M. Nouwen). Man muesse erkennen, dass man von Gott unendlich geliebt werde.
Vor dem Mittagessen (Reis, Fruehlingsrolle, Nudeln mit Ketchupsauce, Moehre, Gemuese, Haehnchen) stoesst ein neuer Gen zu uns. Er war vor meiner Anreise schon mal fuer zwei Wochen im Gen-Haus, musste dann aber aufgrund seiner Arbeit kurzzeitig weg. Er ist 19 und macht ein Video fuer Youtube, einen Trailer fuer ein Computerspiel.
Nachmittags arbeite ich wieder im Sozial-Center „Pag-asa“, das der Fokolar-Bewegung gehoert, und fuehre die Reparatur oder Wartung der Computer fort. In der Buecherei leihe ich mir am Ende ein Garfield-Comicbuch aus. Neben den Gen und Angestellten arbeiten hier auch die Muetter der Kinder, die unterstuetzt werden, um dem Sozial-Center etwas zurueck zuzugeben. Sie arbeiten meist in der Kueche. Im Laden werden Buero- und Schulmaterialien sowie Reis zu einem guenstigeren Preis verkauft. Jeden Tag kommen hier eine Reihe von Leuten mit ihren Nachfuellsaecken, um Reis zu kaufen. In den beiden Klassenraeumen werden Kinder im Alter von drei bis sechs Jahre unterrichtet, also vor der normalen Schule. Des Weiteren lernen die Kinder und Jugendliche hier noch z. B. etwas ueber gesundes Essen, gehen Samstagvormittag zur Messe, und es gibt Kurse fuer Theater und Informatik. Bezueglich der Gesundheit: Jeden Mittwoch werden die Kinder von einem Gen aus Italien, der Physiotherapeut ist, untersucht und die Zahnaerztin guckt sich die Zaehne an – die Familien muessen dafuer kein Geld bezahlen. In der T-Shirt-Druckerei bedrucken Jugendliche T-Shirts, z. B. fuer das Genfest Ende August/Anfang September. So bin ich Teil einer doch ziemlich sozialen Sache hier! Und das fuehlt sich gut an.
Nach der Messe koche im zum Abendessen nochmal das gleiche Menue wie letzte Woche (Bratkartoffeln, Fleisch) – wobei ein Bruder eine Gemuesesuppe hinzufuegt.
Waehrend ich abends am Computer bin, bereitet eine Gruppe neben mir ihre Praesentation fuer den naechsten Schultag vor. Schlaf.



Montag, 10. September 2012
20, erster Tag Sozial-Center!, bei Priestern
Was echt interessant, spannend ist und einen praktischen Nebeneffekt hat, ist das Abtransportieren der Ameisen von toten Insekten. Faszinierend, wohin die Arme des Superorganismus ueberall hinreichen ...

Wow, es ist Montag und eine neue Arbeitswoche beginnt! Fruehstueck: Reis, Pfeffersuppe. Ab jetzt arbeite ich in „Pag-asa“ (Tagalog fuer „Hoffnung“), dem „social center“ der „men’s side“. Zunaechst bekomme ich eine Einfuehrung. Ich werde durch verschiedene Bueros, eine Buecherei, einen Behandlungsraum fuer den Arzt, einen anderen fuer die Zahnaerztin und einen Allzweckraum gefuehrt. Ausserdem gibt es eine Kueche, einen Laden, zwei Klassenraeume, ein Haus, in dem T-Shirts bedruckt werden, und eine Wohnung fuer kurze Aufenthalte. Alles macht einen freundlichen Eindruck. „Pag-asa“ ist ein Sozial-Center, das 300 Familien und 500 Kindern hilft, die arm sind. Es bekommt finanzielle Unterstuetzung von europaeischen Sponsoren, besonders Deutschland und Italien. Von diesen werden auch viele Leute Pate fuer ein oder mehrere Kinder bzw. Jugendliche hier aus Tagaytay. Die Patenkinder koennen durch das Geld dann z. B. ihr Studium teilfinanzieren. Die Sponsoren/Paten bekommen immer wieder Briefe von ihren Patenkindern oder allgemeine Updatebriefe.



Hier sind 14 Leute angestellt. Aber da es ein Sozial-Center ist, arbeiten hier viele auch freiwillig und entgeltlos. So auch die Gen, die hier arbeiten. Es ist nicht klar, wo ich eingeteilt werden soll. Ich sage, dass ich Computer reparieren koennte. Allerdings darf ich erst mal ein bisschen falten. Gerade soll naemlich der jaehrliche Updatebrief verschickt werden. Mit sechs Leuten sitzen wir am Tisch und falten hunderte Briefe und stecken sie in Umschlaege. Obwohl ich nicht anders kann, als mich zu fragen, ob mir das besser gefaellt als das Schmirgeln, macht es mir Spass. Es herrscht froehliche Stimmung.
Nach der Mittagspause (Essen: Reis, Haehnchensuppe) ist die montagliche Besprechung. Nacheinander bringen sich alle auf den aktuellen Stand. Danach gibt es „merienda“, ein Begriff, der in etwa fuer „Zwischenmahlzeit, Snack“ steht. Hier auf den Philippinen gibt es staendig „merienda“ ... mal herzhaft, mal suess. Nach der Pause gehen alle wieder an die Arbeit und ich darf jetzt in der Buecherei Computer reparieren. Ich baue ein paar PCs auseinander, wechsle hier ein Motherboard, da ein DVD-Laufwerk.



Bei uns ist normalerweise an jedem Montagabend „orange night“. Das heisst, dass wir jemanden zu uns einladen oder zu jemandem gehen. Heute haben wir uns zu den Priestern eingeladen. Wir kochen schoen, besonders und mit Liebe. Es gibt Reis, Fruehlingsrollen, Haehnchen, Sauce sowie Bananen, Eis, Cracker und Haribo, das ich als Geschenk mitgebracht habe. Im Hintergrund laeuft klassische Musik, Mozart. Es ist wirklich nett, locker und unterhaltsam. Wir machen eine Vorstellrunde, in der jeder etwas ueber sich erzaehlt und im Anschluss auch die beiden Priester. Ich helfe beim abspuelen und gucke danach mit den anderen die Spongebob-Folge zu Ende ... Die Stimme klingt auf Deutsch mal echt besser. Iwie passender, quaekiger.
Einer der Priester hat erzaehlt, dass es frueher sein Wunsch war, ein einfaches Leben zu fuehren. So wie er es jetzt taete. Ich denke darueber nach und kann verstehen, dass man das attraktiv finden kann. Man beschaeftigt sich nicht mit den grossen Dingen, und freut sich ueber die Kleinen. Wir als Familie, die wir meistens kein Geld haben, freuen uns auch immer einen Ast ab, wenn es z. B. mal Eis gibt.
Zuhause gibt es noch eine kleine Jammingsession mit der Gitarre. Schlaf.



Freitag, 7. September 2012
19, community meeting
Wenn du fuer drei Tage in einer Schlucht steckst – dein Arm ist eingeklemmt – und du hast kein Wasser mehr ... Aber ein Messer. Wuerdest du dir den Arm amputieren?

Fruehstueck: Toast-Sandwich mit Ei, Schinken, Chips, Ketchup/Majo-Sauce und etwas Reis. Heute ist im Mariapoli Zentrum ein „community meeting“, das einmal im Monat stattfindet. Dort erzaehlen Fokolare, die gerade in Rom waren, von ihren dortigen Erfahrungen.



Danach gibt es eine Messe. Dann ist eine allgemeine Mittagspause, in der wir Gelegenheit haben, unser mitgebrachtes Essen (Reis, Haehnchen, Moehren, Erbsen, Sauce, Fisch) mit dem der anderen zu teilen und zu verzehren.



Danach geht das Treffen weiter, mit Indigo. Studium und Weisheit. Heisst heavy stuff. Zwei Priester referieren. Ich weiss nicht mehr worueber, aber ich glaube, es haette vielleicht interessant sein koennen. Nur, ich war muede ... Und meine Nachbarn haben mich abgelenkt. Ja, echt.
Nach dem Treffen spielen wir zu Hause noch Tischtennis. Abendessen: etwa Schokoladenmilchreis. Den Film bei den Seminaristen nach dem Abendessen gucke ich mir heute nicht an.
Was bei der Fokolar-Bewegung, oder zumindest hier im Gen-Haus, wirklich schoen ist, ist, dass wir uns gegenseitig akzeptieren, wie wir sind. Der eine ist laut, der andere leise, der eine durchgeknallt, der andere mag keine Schokolade. Hier muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich schraeg angeschaut werde, weil ich iwas mache, was sonst von meiner gewoehnlichen Umgebung oder der Gesellschaft als komisch erachtet wird. Das ist schoen. Hier kannst du sein, wie du bist und wir kommen trotzdem miteinander aus. Hier treffen natuerlich auch Leute aufeinander, die einander nicht moegen. Aber hier muessen wir zusammen leben und wir geben uns grosse Muehe, einander gut zu verstehen und gut mit einander auszukommen. Das habe ich schon oft erlebt und es klappt immer wieder.



Mittwoch, 5. September 2012
18, einkaufen, Preise, Passwoerter
Auch, wenn ich mir immer wieder vorstelle, wie jemand mal einen Laser erfinden koennte, der Muecken in Sekundenbruchteilen ortet und dann sofort bruzzelt, habe ich mich an sie und ihre paar Stiche gewoehnt.

Samstag morgen bin ich dran mit Fruehstueck machen. Aus einer Fertigmischung mache ich Pancakes. Lecker. Mit Sirup.
Bei dem allwoechentlichen Putzen saeubere ich mit einem brother die Kueche.
Nach dem Mittagessen (Reis, Spaghetti, asiatische Sauce) fahre ich mit einem anderen Bruder per „jeepney“ in das naechste (kleine) Einkaufszentrum.
Auf den Philippinen gibt es fast keine Eisenbahn. Ich habe mir sagen lassen, dass nur um Manila welche fahren. Ansonsten gibt es hier auch Taxen, aber keine „normalen“ Busse, zumindest nicht so wie in Deutschland. „Jeepneys“ ersetzen diese. Es handelt sich dabei um Wagen, wie sie im Militaer verwendet wurden oder werden. Vorne ist Platz fuer zwei Leute und hinten sind zwei Baenke, auf denen, je nach dem wie sehr man quetscht, 20 Leute Platz finden. Ebenso gibt es noch „tricycles“, ein Moped mit Beiwagen, fuer drei Leute, die aber deutlich teurer sind.
Im Einkaufszentrum sehen wir mehrere „he-shes“, die fuer Massageraete werben sowie Polizisten mit Gewehren. Wir treffen noch zwei Gen. Ich kaufe mir einen USB-Stick mit acht GB fuer 300 Pesos (knapp sechs Euro) und eine SIM-Karte mit 35 SMS inklusive fuer 40 Pesos (knapp 80 Cent). Dann will ich mir noch einen MP3-Player kaufen. Der, den ich haben will, ist mir aber zu teuer; er kostet hier fast das Doppelte ...
Mit einem weiteren Jeepney fahren wir in eine Einkaufsstrasse, da ich noch Hosen kaufen moechte. In einem Secondhand-Laden mit grosser Auswahl und kaum Ordnung sehe ich mich um. Ich hatte getippt, dass hier weniger lange Hosen getragen werden, deshalb hatte ich nur eine mitgenommen. Auch fuer das social center werde ich noch eine Wechselhose brauchen, da dort kurze Hosen nicht erwuenscht sind. Solche Secondhand-Laeden gibt es hier wohl oefter. Es wird dort Secondhand-Ware, aber auch Kleidung, die im normalen Kleidungsladen nicht verkauft wurde, verkauft. Ich finde zwei Stueck und bezahle, nach Abzug von Rabatten, 560 Pesos (11 Euro). In einem anderen Laden vergleiche ich den Preis: Dort kostet eine neue Jeans etwa 1000 Pesos.
Ein Fazit zu den Preisen: Lebensmittel kosten normalerweise max. die Haelfte, ausser sie sind importiert – Spaghetti kostet bspw. pro Packung ein Euro; auch Schokolade ist hier teurer. Elektrozeug ist hier auch billiger, aber nur weil alles billiger Chinakram ist. Wenn man hier „Sony“ sieht und der Preis nicht hoch ist, ist es fake. Wie man am Mp3-Player sehen kann, kostet Markenware hier mehr bis viel mehr. Kleidung ist auch guenstig bis sehr guenstig, Schuhe kosten (keine echte Markenware) max. zehn Euro. OePNV ist auch sehr guenstig: In Deutschland wuerde ich mit dem Bus fuer eine Kurzstrecke 2,10 Euro (glaube ich?) bezahlen, hier 30 Cent (jeepney).
Als wir in einem Supermarkt ein Eis essen, treffen wir zwei der Gen girls, die auch gerade auf Shoppingtour sind. Aufgrund eines Videos, das noch mit den Gen boys gedreht werden muss, nehmen wir ein Jeepney zurueck zur men’s side, rechtzeitig zur Messe. Das Video fuer eine Koreanerin der gen girls, die wegen einer Knieverletzung vorzeitig nach Hause fliegen muss, drehen wir im Anschluss.
Vor dem Abendessen (Reis, Fleisch in Sojasauce, Chop suey) setze ich noch eine Portion Waesche unter Wasser. Nach demselbigen werde ich netterweise von meiner Mutter an den Geburtstag meines Vaters erinnert, den ich bis dato vergessen hatte, ich Schlunz ... Wir klaeren eine Instant-Skypesession ab und ich spreche das erste Mal nach Abflug wieder mit meiner Familie. Das ist schoen. Wenn auch mit den ueblichen Skype-, WLAN- und IT-Problemen ...
Danach passiert mir etwas, was mir in dieser Form noch nie passiert war: Ich gebe in meinem Haupt-E-Mail-Account fuenfmal das falsche Passwort ein ... Heisst, ich komme nicht mehr rein, da die anderen Moeglichkeiten nicht wirklich klappen. Iwie gebe ich dann auch noch in anderen Accounts die falsche Losung ein und verstehe die Welt nicht mehr. HALLO?!?! WAS GEHT DA AB?! Nachdem ich mich vergewissert habe, das richtige zu kennen, verdaechtige ich erst den Laptop, dann die Internetverbindung, das Internet und dann Gott. Wirklich, ich ziehe es in Betracht. Ist das ein Zeichen? Ach was, nein, das kann nicht sein. Dann klappt es bei einem wieder. Bei dem anderen setze ich meinen Bruder an, der es bravouroes meistert, sich von zu Hause einzuloggen. Naja. So ist doch alles wieder normal. Keine Wunder, nichts Uebernatuerliches. Schade. Wahrscheinlich hat mich das Gespraech mit meiner Familie oder/und das andere Tastatur-Layout durcheinander gebracht ... Pfff! Krank. Wie nuechtern und banal die Welt manchmal sein kann. Dafuer habe ich meine eigene spannende Welt ... Schlaf.



Dienstag, 4. September 2012
17, zum Flughafen, Mall of Asia, Rot
Wenn das Internet hier nicht klappt, dann druecke ich die Enter-Taste fester. Das liegt wohl daran, dass ich auf ieiner geistigen Ebene hoffe, dass es dadurch klappt.

Heute stehen wir ausnahmsweise frueher auf (Fruehstueck: Reis, Suppe, Moehren) und nehmen an einer Messe im Frauen-Teil teil, da wir heute Abend Matteo und Emmanuele zum Flughafen bringen werden.
Heute ist mein letzter Tag in der Schreinerei. Ich bin gut gelaunt und motiviert. Wir hoeren Musik, und ich lese „Yes Man“ („The book that inspired the movie“), ein sehr lustiges Buch, das ich weiterempfehlen kann. Am Nachmittag (Mittagessen: Reis, Haehnchen, Maissauce) erhalten wir das Gehalt der Woche, das ich als neues Rot an mich nehme. Wow, das war mein LETZTER TAG in der Schreinerei! Im Endeffekt bin ich doch froh darueber ...
Jetzt heisst es Abschied nehmen von den beiden Italienern. Wir fahren alle (vom Gen-Haus) nach Manila. Auf dem Weg dorthin essen wir unser gekochtes Abendessen (Reis, Fleisch, verschiedene Saucen, Gemuesesorten und Kleinigkeiten) in einem offenen Restaurant.



In den Flughafen von Manila darf man offensichtlich nur, wenn man auch verreist; also setzen wir die Guten dort ab und fahren weiter. Es geht nicht direkt nach Hause, sondern noch – da wir jetzt schon in der Hauptstadt sind – auf einen Drink zum weltweit drittgroessten Einkaufszentrum, der „Mall of Asia“. In einem Supermarkt stimme ich als Verwalter des Geldes dem Kauf einer Bierdose fuer jeden zu, wobei ich stattdessen einen milden Kakao nehme. Wir suchen uns in dem „Mall of Asia“-Komplex bzw. in der Naehe ein Plaetzchen, an der Bucht. Auf der Promenade sehen wir immer wieder „he-shes“ – Maenner, die sich kleiden wie Frauen und versuchen, sich so zu verhalten. Wir spazieren noch etwas, kommen an der einen oder anderen Band vorbei, die in den Bars spielen. Auf der Rueckfahrt, die aufgrund des Verkehrs wieder etwa vier Stunden dauert, schlafen die meisten.



So, jetzt ist das Ex-Rot weg. Jetzt begebe ich mich an das Kalkulieren der Gehaelter und Defizite. Ich komme mir mit den ganzen Scheinen vor, als wuerde ich Monopoly spielen ... Auch wegen der grossen Werte. Der kleinste Schein ist der 20-Pesos (40 Cent)-Schein und der groesste der 1000 (20 Euro)-Schein. Nach einer Stunde haben sich die Wolken geklaert. Ich verteile Zettel an die Leute, die noch etwas zahlen muessen und verteile das Geld an das Gruen und Blau. Schlaf.



Montag, 3. September 2012
16, Gott, Schimmel
Mir ist letztens erst aufgefallen, dass meine linke Augenbraue mittlerweile wieder braun ist.

Fruehstueck: Reis, Kartoffeln, Moehre, Haehnchen. In der Gen-Schule sprechen wir darueber, wie Gott ist. Gott als Vater und Gott als Liebe. Im anschliessenden Gruppentreffen, sollen wir uns austauschen, ueber unsere Erfahrungen damit, ueber den Willen Gottes. Ich weiss nicht wirklich, was ich sagen soll. Ich hoere nur mit halbem Ohr zu und schweife gedanklich ab. Dabei realisiere ich, dass Gott in seinem Ob und Wie das Leben und die Lebensweise gewaltig umkrempeln kann. Zumindest, in der Form, wie wir es hier lernen. Gott als Liebe, Jesus im Naechsten ... Und natuerlich, wenn man das Ganze ernsthaft macht. Mir dreht sich der Kopf. Das ist etwas, worueber ich mir noch ein paar Gedanken machen koennte ... Ich setze es auf meine gedankliche To-do-Liste und nehme mir vor, es bald, hier, gedanklich zu bearbeiten. Oder, um es mit einem schoenen Neologismus, der nicht meinen Gehirnwindungen entspringt, auszudruecken: Ich nehme mir vor, mal ordentlich darauf herumzudenken. Vielleicht schaffe ich es ja, das Thema hier abzuhaken. HAHAHA!
Mittagessen: Reis, chicken nuggets, Erbsen, Moehre, Kartoffelblaetter. Schoen ist es, durch Gespraeche mit anderen Leuten andere Laender ein bisschen kennen zu lernen. In diesem Fall vorwiegend die asiatischen. Das ist immer interessant. Allerdings bleibt es dabei meistens bei gesprochenen Worten und Informationen. Um einen richtigen Eindruck von einem Land zu bekommen, muesste ich wohl mal hinreisen ...



Nachmittags, in der Schreinerei, kriege ich einen richtig schoenen Lachanfall. Einfach so. Hach, das tut gut, einfach mal lachen, einfach so, ohne Grund! Naja, wahrscheinlich habe ich ueber meine eigene, daemliche Lache gelacht ... Ich freue mich, dass es der vorletzte Arbeitstag an diesem Arbeitsplatz ist.
Wonach sieht der Boden auf dem Weg zur Schreinerei aus?



Diesen Donnerstag ist wieder unser Gen-Assistent da (Essen: Reis, corned beef, Avocado). Wir sprechen ueber das „intrafamiliaere“ Verhaeltnis im Gen-Haus.
Nach dem Gespraech bemerke ich, dass mein Rucksack mit einer akzeptablen Schicht Schimmelpilz ueberzogen ist. Mein schoener alter Eastpak-Rucksack, der arme! Hier ist es halt so feucht, dass wir immer aufpassen muessen, ob etwas schon schimmelt. Klamotten am besten buegeln, damit sie nach dem Waschen wirklich trocken sind, aufhaengen, nicht falten und nicht zu lange nicht benutzen ... Eine schoene Loesung haben wir nicht gefunden, ausser vllt. die Gluehbirne im Schrank, die die Feuchtigkeit herabsetzt, aber das ist auch nur bei ein, zwei Schraenken.