Freitag, 8. März 2013
125 - 131, Gen-Schule, Deutschen-Abend, Open City
Es ist faszinierend, was Gerueche fuer Auswirkungen haben koennen ... Letztens habe ich an einem bestimmten Brot gerochen, und der Geruch erinnerte mich sofort an Brasilien ... An ein gaengiges Fruehstueck dort, mit diesen grossen, weichen Broetchen ... mit Schinken ... und dann Kakao dazu ...




In dieser Woche uebersetze ich in Pag-asa einen Update-letter fuer die deutschen Spender.
In der Gen-Schule habe ich ein sehr interessantes Gespraech mit einem Seminaristen – wir diskutieren gerne. Er erklaert mir drei verschiedene Arten von Liebe: Eros (egoistisch, possessiv), Philia (gegensseitig) und Agape (selbstlos). Ist Altruismus (Selbstlosigkeit) ueberhaupt moeglich? Ist das nicht gegen unsere Natur? Ist Egoismus ueberhaupt so schlecht?! Oder was ist, wenn ich viele Sachen, die ich hier mache, aus egoistischem Antrieb mache und nicht aus Selbstlosigkeit? Macht das einen Unterschied? Auch, wenn es de facto das gleiche Resultat ergibt?!
An einem Abend setzen wir Deutschen (Frank, die beiden im Gen-Haus und ich) uns zusammen in ein Restaurant, das von einem Schweizer betrieben wird. Hier wird Deutsch gesprochen, wir schwelgen in Erinnerungen ueber Deutschland und essen Wurst und Kartoffeln.



In recht schlechter gesundheitlicher Verfassung starte ich am Sonntag in meine dritte Open City. Diesmal sind viele Anhaenger anderer Religionen dabei – wir hatten gelegenheit, sie bei unseren Besuchen in Manlia einzuladen. Normalerweise ist es selbstverstaendlich, bei den Songs zwischendurch, auf der Buehne dazu zu tanzen. Diesmal sehen wir davon allerdings ab, da dies bei den muslimischen Besuchern angeblich als Suende gelte. Das trifft bei mir zuerst auf Enttaeuschung, dann aber sehe ich ein, dass es eine Moeglichkeit ist, sie zu lieben. „We have to die for them“, sagt ein Gen. Die Waffeln werden die ganze Zeit ueber gut verkauft und wir machen einen guten Verdienst. Auch unser St.-Martin-Workshop ist gut besucht. Die Teilnehmer basteln sich eine Laterne und lernen die ersten beiden Strophen von „Ich geh‘ mit meiner Laterne“, was wir am Ende bei den Praesentationen vorstellen.





Zu Sonntagabend sind wir (ich zum zweiten Mal) bei einer Familie in Terra Moy eingeladen, wo wir mit Tacos und Eis verwoehnt werden.



118 - 124, Allerheiligen, Vorbereitung Open City
Sarkasmus. Eigentlich mag ich Sarkasmus. Ich bin gerne und gut sarkastisch. Aber ich habe iwo gelesen, dass es ein negativer Humor sei … Habe ich teilweise auch (besonders hier?) gemerkt, ist ziemlich aggresiv …

Am Tag der Allerheiligen gehen wir auf den Friedhof, um u. a. die Verstorbenen von Gen aus Tagaytay zu besuchen und an sie zu denken. Es ist ein schoener, sonniger Tag. Der Friedhof ist unglaublich voll, ueberall sind Leute. An den Wegen sind ueberall Staende, wo Suesses, Frittiertes und halt so Kioskzeug verkauft werden. Es ist zudem recht laut, Musik ist zu hoeren. Ich habe gehoert, dass neuerdings Karaoke-Singen verboten ist … Wenn ich nicht wuesste, dass es sich um einen Friedhof handelt, waere ich von einer Kirmes ausgegangen …





Wir fangen an, die men’s side gemaess des Weihnachtsfestes zu schmuecken. Mit dem guten alten Thailaender gehen wir runter zur Schreinerei, wo auch viel Bambus waechst. Ein paar Aeste gefaellt – auch welche fuer unseren Laternen-Workshop – gehen wir wieder hoch. Mit der Machete macht er das Teil klein und bastelt einen Stern draus. Der Kerl ist einfach genial!



Da die Bandproben in die letzten Runden geht, wird ueberlegt, wer welchen Song spielt. Ich bekomme drei zugeteilt und bin zuerst etwas unzufrieden damit, da ich mir in den letzten Tagen Muehe gegeben habe, die anderen auch zu spielen ... Nachher haben wir alle, mit den Verantwortlichen fuer die Band, ein Gespraech, bei dem unser Ziel und unsere Art (als Gen-Band) verdeutlicht wird. Ich realisiere, dass es besser ist, wenn ich die paar Songs gut spiele und jemand anderes die anderen gut macht.
Bei der zweiten Italienisch-Unterrichtsstunde sind viele Leute da und ich freue mich, dass es solchen Anklang findet. Der Unterricht ist lustig und locker. Mal gucken, wie es sich entwickelt.
Fuer die kommende Open City planen wir eine „fund raising“-Aktion. Wir wollen Waffeln verkaufen und unser Budget fuer den kommenden green day aufpolieren. Einen Testlauf haben wir am Sonntag, als im Mariapoli-Center in der women’s side ein jaehrliches Treffen ist. Bei diesem referieren die beiden Capi Zona („Koepfe der Zone“) von ihrem Treffen in Rom, bei dem alle Capi Zona der Welt zusammen kommen. Der „Schlachtplan: Waffel-Verkauf“ geht gut auf, die Waffeln sind gerne gesehen und wir verkaufen den ganzen Teig.




Samstag, 26. Januar 2013
111 - 117, Italienisch, Halloween, Naturabenteuer Dapdap
Das Leben ist schon geil ...!




Diese Woche ist es stuermisch. Viel Regen, Nebel, Wind und Wolken, kaum Sonne.
In der Gen-Schule bekommen wir ein Video ueber einen Mann gezeigt, der ohne Arme und Beine geboren wurde (Nick IwasmitV). Seine Lebensfreude, sein Wille und seine Motivation sind absolut faszinierend! Er kaempft sich durchs Leben und ist zu Betraechtlichem imstande. Ausserdem versucht er u. A. Schueler von seiner Vitalitaet und Lebenslust auf humorvolle Weise zu begeistern.
Diese Woche faengt mein Italienisch-Einzelunterricht an! Ich bin begeistert bei der Sache und die Sprache geht (bedingt durch meine Vorkenntnisse in Portugiesisch, Latein und Franzoesisch) sehr schnell ins Ohr.
Am Donnerstag findet in Pag-asa statt dem ueblichen Arbeiten eine Halloween-Feier fuer die Kinder statt. Wir Gen, die dort arbeiten, verkleiden uns und geben unser bestes, den Kindern Angst und Schrecken einzujagen (... mit Erfolg).



Fuer die in gut einem Monat anstehende Pag-asa-Christmas-Party fagen wir mit mehr oder weniger regelmaessigen Proben fuer einen „worship dance“ an, zusammen mit ein paar „scolars“ (vom Social-Center unterstuetzte College-Schueler).
Samstagabend duerfen wir noch einmal einen Blick in „Cross Winds“, das Luxus-Resort nebenan, werfen. Wir bekommen eine kleine Fuehrung durch eine Villa, die zum Verkauf frei ist. Alles ist, verglichen mit den sonstigen Verhaeltnissen, luxurioes und verschwenderisch. Allgemein sind die Filipinos ziemlich ausm Haeuschen bzgl. Weihnachten. Alles muss glitzern, funkeln, schoen dekoriert und bunt sein ... Genauso der Weihnachts-Store, den wir uns im Resort noch anschauen.





Sonntag nach dem Mittagessen geht es dann los. Wir machen einen Ausflug zu einem – so heisst es – „kleinen Stueck Natur“ mit Wasser zum Schwimmen. Nach einem zwanzigminuetigen Marsch am Strassenrand, da es keinen Buergersteig gibt, geht es richtig los, IN DEN WALD! Zuerst ein wenig Matsch und feuchter Boden. Gras und Pflanzen wachsen dann staerker und Buesche kommen von den Seiten. Im Endeffekt muessen wir mehrere zig Hoehenmeter nach unten ueberwinden, um zum Ziel zu kommen. Dabei geht es fuer meine Verhaeltnisse wirklich durch den Dschungel. Kein Pfad, der uns den Weg weist – die erste Person – ein Filipino – macht sich den Weg frei. Wir folgen und klettern ueber Pflanzen, Buesche, durch den Matsch hinterher nach unten. Der Adrenalinpegel und der Herzschlag erhoehen sich, wir rutschen aus, klammern uns an Wurzeln und Steinen fest, machen uns dreckig und schwitzen vor lauter Anstrengung. Wir helfen uns gegenseitig, regen uns auf ueber das wiederholte Dahinschlittern und Nicht-Halt-Finden und freuen uns ueber das gemeinsame Erlebnis. Zwischendurch bleibe ich stehen, geniesse die Sicht, die Natur, DIESE UNGLAUBLICHE FUELLE DER NATUR! Umgeben von Gruen, alles wuchert und waechst! Vor mir faengt jemand an zu bruellen, weil ihm die zwackenden Pflanzen zu viel werden, hinter mir hoere ich angestrengtes Gestoehne. Ich lache mir die Freude und den Spass von der Seele, ich kann es kaum fassen, was fuer ein abgedrehtes Abenteuer ich hier erlebe. Mit allen Gliedmassen helfend – die Flip-Flops habe ich laengst aufgegeben – mache ich mich weiter an den Abstieg. Nach etwa einer intensiven Stunde durch den Wald sind wir angekommen und springen ins Wasser. Es kommt von oben iwo her und fliesst die Felsen entlang, in mehrere Becken und weiter. Ein Becken ist sehr tief; ausreichend tief zum Reinspringen. Wir klettern auf einen Felsen und messen uns in der Absprunghoehe. Nach Pause und merienda machen wir uns auf den Rueckweg – diesmal einen deutlich entspannteren Weg ... Wir kommen total fertig, aber zusammen gluecklich zu Hause an.






Sonntag, 20. Januar 2013
104 - 110, Italienisch-Unterricht, Ausstellung, Geburtstagsfeier
Komisch und schade, dass es so schwierig zu sein scheint, es umzusetzen: Wenn man sich begegnet, LAECHELT man sich an. Ihr kennt euch nicht. Na und? Es macht einfach viel mehr Spass als sich normal (ggf. grimmig) anzuschauen. Du laeufst an jemandem auf der Strasse vorbei und laechelst ihn an. Wenn du willst kannst du auch gruessen ...!




Diese orange night besuchen wir eine alte Fokolarina-Witwe, die dafuer beruehmt ist, gerne Eis zu essen. Nach dem Abendessen fahren wir rueber und schlagen uns den Bauch voll mit unterschiedlichsten Eissorten, Hoernchen, Banane und Erdnuessen. Es ist nett. Die alte Dame hat Parkinson, spielt uns zum Ende aber dennoch etwas auf dem Klavier vor.
Ansonsten – es geht weiter mit dem Bandproben fuer die naechste Open City! Zunaechst mit grossem Verbesserungspotenzial … Wir wollen ein paar neue Songs spielen.



Ich gehe kaum noch zur Messe.

Freitagabend findet die erste offizielle Italienisch-Unterrichtsstunde statt. Ich habe mir ueberlegt, dass ich hier die Zeit nutzen koennte, die Sprache der Fokolar-Bewegung zu lernen. Nachdem ich realisiert habe, dass auch andere am Lernen dieser Sprache interessiert waeren, hat es sich so ergeben, dass es jeden Freitagabend eine Unterrichtsstunde gibt. Fuer alle, die wollen. Ich nehme jetzt aber Einzelunterricht bei einer philippinischen Fokolarina – alle Fokolarini lernen Italienisch waehrend ihrer „Ausbildung“.
Danach habe ich eine erste Besprechung bzgl. eines interreligioesen Treffens in Bangkok Anfang Februar. Daran moechte ich teilnehmen und mir bei der Gelegenheit auch Bangkok selbst angucken. Von den Gen kommen (mindestens) noch die beiden Deutschen mit.



Am Samstag gibt es ein paar Ereignisse. Wir beginnen den Tag mit einer „Stunde der Wahrheit“ fuer einen Bruder. Nach Mittag machen wir uns auf den Weg nach Manila zu einer Ausstellung, bei der auch ein Mitglied der Bewegung ausstellt. Die Ausstellung ist ziemlich gross. Es handelt sich um eine Moebelausstellung, in der extravagante Moebel und Dinge zur Dekoration der Innenausstattung ausgestellt werden. Es wird viel aus der Natur benutzt: Muscheln, Samen, Bambus, keine Ahnung, Etliches, alles Mögliche aus der Natur halt. Es gab eine Vase, die eine transparente Schicht hatte, die aus Zwiebelschalen bestand!







Am Abend sind wir bei einer kleinen Geburtstagsfeier eines einjaehrigen Maedchens eingeladen, ihr Bruder ist ein Gen aus Tagaytay. In dem Haus, das vergleichbar mit den Haeusern ist, die wir in den Barrios sehen, essen wir schoen, singen oder hoeren zu beim Karaoke-Singen und werden einzeln von den Verwandten in den „VIP-Raum“ eingeladen, um dort kennengelernt, bestaunt und umarmt zu werden.
Am Sonntag kaufe ich mir neue „VANS“-Schuhe, deren Preis ich auf umgerechnete acht Euro runterhandele. Jawoll, ich wusste gar nicht, dass es diese Markenware auch fuer so einen billigen Preis gibt!




Freitag, 28. Dezember 2012
102, 103, Geburtstagsfeier: Poolparty, Unfall
Kennt ihr das? Ihr seid voller Tatendrang, koenntet dies machen, das machen, Baeume ausreissen, tanzen, singen, springen, seid super motiviert – und wo seid ihr? In einem Meeting und muesst SCHOEN RUHIG SITZEND zuhoeren ...




Samstag sind bei uns in der Kapelle mehrere Ersttreffen, die der Besprechung der naechsten Open City dienen. Band, bei der ich wieder mitspielen werde, Organisation und Workshops werden geklaert. Wir vier Deutsche (drei boys, ein girl) werden einen Workshop mit dem Titel „German St. Martin Lanterns“ machen. Der Tag der Open City faellt sogar genau auf den Feiertag von Sankt Martin.
Direkt nach der letzten Besprechung machen sich vier meiner Brueder und ich auf den Weg zur Geburtstagsparty eines Gen, der wohl Gen ueberall auf der Welt kennt ... Zum Beispiel auch meinen Bruder! Ja! Meinen echten, LEIBLICHEN Bruder! Haben wir zufaellig herausgefunden. Klein ist die Welt ... Wir haben gemeinsam im Gen-Haus beschlossen, wer hingeht, da bei der Party nicht genug Platz fuer die Uebernachtenden ist. Nach einer langen Fahrt mit dem Bus quetschen wir uns noch kurz zu acht in ein Auto und kommen schliesslich – recht spaet um zehn – an. Es handelt sich um eine ... POOLPARTY! Wir begruessen die uebrigen Gaeste und setzen uns erst mal in eine der gemieteten Huetten, um etwas zu essen. Nach typisch philippinischem Essen schneiden wir den Kuchen an. Oft gibt es hier bei Geburtstagsfeiern den gleichen Typ (gekauften) Kuchen: Ein sehr luftiger Teig mit kaum Geschmack mit mind. zwei cm dicker, sehr fettiger, sahniger Creme ummantelt, die auch nicht sonderlich appetitlich ist. Unser Koreaner bekommt scherzhafterweise ein uebertriebenes Monster-Stueck.



Er entscheidet spontan, dass dieser Kuchen weniger zum Verzehren taugt, als viel mehr zum Verschmieren an Menschen – vernuenftig! Zuerst ist ein dezenter Klecks auf dem Gesicht des Geburtstagskindes zu sehen, dann geht es hin und her, es schaukelt sich auf und – BAMM!!! – schon ist eine verrueckte Kuchenschlacht am Laufen! Froehlich wird hier und da verschmiert – das fettige Zeug ist im Gesicht, in den Haaren, auf dem Ruecken, und sogar im Ohr (jawoll!).



Nachher springen wir noch in den Pool, singen Karaoke (wie haeufig bei solchen Veranstaltungen), sitzen beisammen und trinken Gin. Ich verlasse das Feld um vier Uhr, gehe in unser Zimmer – in dem schon vier Leute ratzen – und schmiege mich im Bett an die Seite des abgedrehten Koreaners.
Nach einem spaerlichen Fruehstueck in einer Huette, bei klarem Himmel und Sonnenschein, teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Wir haben nicht genug Motorraeder, deshalb muss eine Gruppe per oeffentliche Verkehrsmittel zum Zuhause des Geburtstagskindes kommen. Wir haben naemlich gemeinsam beschlossen, dem Haus des Jubilaren und dem nahe gelegenen Strand einen Besuch abzustatten. Jenes ist eine Stunde vom Feierort entfernt. WIR kommen ohne Probleme an, mit Tricycle und Van. Die anderen sechs Leute verteilen sich auf die beiden Motorraeder. Als wir beim Haus wieder zusammen kommen, stellt sich heraus, dass SIE waehrend der Fahrt einen Unfall hatten. Eine Ziege sei auf die Strasse gelaufen. Ausweichen oder Bremsen sei nicht moeglich gewesen, sodass sie zusammengestossen sind. Ein deutscher brother ist hingefallen und hat sich etliche Kratzer und Schuerfungen geholt, das Knie tue weh. Aber ansonsten sei er froh, dass nichts Schlimmes passiert ist.



Nach dem Mittagessen gehen wir zu Fuss und per Boot zum Strand und gucken ihn uns an (Badesachen nicht dabei). Wir bleiben ein wenig dort, chillen, und haengen in der Matte.











Danach machen wir uns auf den Rueckweg, zurueck zu unseren geliebten Bruedern. Wir bringen Donuts mit und werden wirklich sehr herzlich empfangen. Das schreibe ich nicht einfach so – als wir zur Tuere rein gekommen sind, das war fuer mich ein schoener Moment. Alle haben uns laechelnd begruesst und ich habe mich schon iwie wie in einer Familie gefuehlt, ein froehliches Wiedersehen. Und in dem Moment waren meine Zweifel weggefegt, ob es denn richtig sei, dass wir uns so aufspalten und wer hingeht und wer nicht.




97 - 101, cultural night, orange, Manila Intramuros, Hindu-Tempel
Wenn ich meine Waesche selber wasche, ist sie mir viel wichtiger. Ich kuemmere mich richtig um sie, fast als waere sie mein Kind. „Na, seid ihr Kleidungsstuecke schon sauber? Benutze ich hier lieber die Buerste oder nicht? Wie riecht ihr denn, na? Schon trocken? Lieber nochmal rumdrehen, jaa... Die Sonne macht das schon, ganz ruhig ...“




In dieser Woche ist im Mariapoli-Center ein Treffen von Gens (Seminaristen) und Priestern. Manche begegnen hier der Fokolar-Bewegung das erste Mal. Am Mittwochabend findet dort eine „cultural night“ statt. Wir haben an einem Abend den Tanz zum Song „OPPA GANGNAMSTYLE“ eingeuebt. Zum Programm gehoeren Erfahrungen, darunter eine eines verheirateten Fokolarino/a-Paars, wie sie die Bewegung kennenlernten und mit dem Ideal leben. Daneben gibt es ein Vorspiel von Keyboard, Klarinette, Geige und Gesang, sowie ein, zwei Taenze. Ein Priester erzaehlt seine Erfahrung: Er hatte geplant, die Priesterschaft aufzugeben und hatte den Brief an seinen Bischof schon geschrieben. Durch die vergangenen paar Tage und die Erfahrung bei diesem Treffen ueber die Fokolar-Bewegung, so sagt er, haetten wir ihn „gerettet“ und er haette fuer sich verstanden, dass es das Richtige ist, weiter im Dienste Gottes zu bleiben. Wow! „Love conquers all“!!!



Bei unserem dieswoechigen Abend mit unserem Assi wechseln wir die Farben. Lange genug bin ich das Rot gewesen, ich bekomme jetzt das Orange. YES! Spread the ideal and love everyone! Ansonsten bedeutet das praktisch gesehen, dass ich unsere „orange nights“ organisiere und ueberlege, wen wir denn einladen koennen.
Die Haut um meine Schultern und am oberen Ruecken ist inzwischen zu einer Art schrumpeliger Kroetenhaut (mit Blaeschen) mutiert und Hautfetzen lassen sich abpellen.
Am Freitag machen wir mit der Gen-Schule unseren vorerst letzten Besuch in Manila. Am Vormittag besuchen wir das „alte“ Manila, „Manila Intramuros“ („innerhalb der Mauern“). Wir bekommen ein paar Ruinen und alte Mauern, sowie eine Ausstellung von geschichtlichen Gegenstaenden zu sehen. Uns wird noch etwas ueber die Vergangenheit der Philippinen erzaehlt. Ich weiss auch nicht, aber Geschichte begeistert mich in den allermeisten Faellen einfach nicht ...







Unser Mittagessen haben wir in einem Park, der dem ermordeten und anerkannten Praesident Rizal gewidmet ist.



Nach Mittag duerfen wir einen Hindu-Tempel besuchen. Es ist ein grosser, breiter Raum, der mit Teppichen ausgelegt ist und dem typisch indischen Bild entspricht. Es gibt dort Statuen und Gebilde von Schlangen, Elefanten, mehrarmigen Frauen und anderen Wesen. Unser Fuehrer sieht aus, als stamme er aus einem Bollywood-Film, hat aber nicht so einen typischen indisch-englischen Akzent – er spricht sogar so undeutlich, dass wir alle von seinen Erklaerungen sehr, sehr wenig verstehen und noch weniger behalten koennen.





Diese drei Ausfluege fand ich insgesamt eine sehr schoene Sache. So lernen wir andere Religionen kennen – wobei ich den Besuch im Tempel der Buddhisten mit Abstand am interessantesten fand –, bekommen Abwechslung vom ueblichen Arbeits-/Gen-Schule-Trott, kommen etwas rum und haben eine unterhaltsame Zeit zusammen.



Mittwoch, 26. Dezember 2012
90 - 96, islamische Universitaet, Matabuncai, Stunde der Wahrheit
So there is appearently this one girl from the Philippines who keeps reading my blog? Really? Do you understand it? Maganda ng maganda ka.

Am Donnerstag geht die Serie weiter. Wir fahren wieder mit dem Bus nach Manila, diesmal zu einer islamischen Universitaet. Dort begruesst uns ein Gelehrter und wir nehmen alle in einem kleinen, engen Raum Platz, wo wir zwei oder mehr Stunden reden – bzw. er redet und wir stellen Fragen.







Am Nachmittag besuchen wir die Schreinerei der Fokolar-Bewegung in Manila, eine, die noch richtig laeuft, groesser und professioneller ist und schoene Moebel hoher Qualitaet herstellt. Wir bekommen eine Fuehrung, bei der wir die einzelnen Arbeitsschritte sehen und die wunderbaren Moebel bestaunen koennen.





Am Abend mit unserem Gen-Assi besprechen wir unseren sich naehernden Green day nach MATABUNCAI! Dieses Wochenende.
Bzw. diesen Freitag! Nach der Arbeit schnell alles packen und los, los, LOS! Nach Matabuncai, an den Strand! Ein Deutsche ist sehr begeistert, er war vorher nur einmal am Strand und freut sich schon. Wir kommen in einer coolen Huette an, bei der die Waende nach aussen ausschliesslich aus Mueckennetzen bestehen. Es ist schon spaet, sodass wir am ersten Abend Abendessen haben und dann chillen. Wir gucken uns im Dunkeln das Wasser an und fragen uns welches Seeungeheuer uns verschlingen oder welche Algen uns auf den Grund ziehen wuerden, wenn wir jetzt in die schwarze Bruehe spraengen ... Unser „McGyver“ hat ein paar Krabben gefunden, die er in der Pfanne braet. Zum Schluss sitzen wir alle gequetscht in einem Raum und gucken einen Film.
Samstagvormittag gehen wir an den Strand. Es ist bewoelkt. Sonnenmilch? Brauche ich nicht. Es stellt sich heraus, dass der Strand – zumindest fuer meine Verhaeltnisse – gar nicht so toll ist: 50 m erst einmal nur flaches Wasser mit spitzen, gefaehrlichen Steinen und dann ein paar Wellen. Wir gehen vorsichtig auf den Steinen, mit Schlappen, holen uns Kratzer, aber auch Seegurken, etliche Seesterne und verschiedene Muscheln. Wir bauen dann noch eine kleine Sandburg und sitzen im Sand.









Nach dem Mittagessen ist die „Stunde der Wahrheit“ fuer mich geplant. Ich bin aufgeregt. Zuerst die „purgatory“-Runde, die Dinge, die ich verbessern kann, um meine Brueder und alle Naechsten besser zu lieben. Es ist wirklich schoen, diese Dinge zu erfahren und ich kann sie verstehen. Das Rot, oder generell, haette ich zu deutsch, zu direkt gelebt, ich koenne sensibler sein, um speziell die Philippinos nicht in die Ecke zu draengen; um den Gesichtsverlust zu vermeiden. Okay. Lieber ein paar Saetze mehr im persoenlichen Gespraech, und keine direkten Fragen mehr, nicht daran appellieren, dass es ja nur um Fakten geht. Auch die „paradis“-Runde hoere ich gerne. Interessant, was die anderen alles so wahrnehmen.
Ueber den Nachmittag daemmert es mir, dass ich wohl einen zumindest leichten Sonnenbrand habe. Wir kaufen fuer den Abend ein, an dem wir draussen ein Feuerchen machen und Fleisch braten. Es wird ein wenig geschlemmt. Bis zur naechsten „Stunde der Wahrheit“ nach dem Abendessen hat sich der Sonnenbrand so weiterentwickelt, dass ich nur in gebueckter Haltung sitze und in der Naehe des Ventilators bin. ES BRENNT, VERDAMMT!!! Meine Haut ist orange. Nach der „Stunde der Wahrheit“ gehen die anderen noch auf ein Boot, das im Meer ist und machen es sich dort gemuetlich.
Am Sonntag gehen manche nochmal zum Meer. Ich spiele mit den anderen Monopoly. Nach dem Mittagessen wird gepackt und wir fahren zurueck. Meine Haut leuchtet mittlerweile pink.






Bei den Seminaristen goennen wir uns den genialen Film „Inception“. Ein spannender philosophischer Gedanke: Woher weisst du, dass diese Welt kein Traum ist?



Mittwoch, 19. Dezember 2012
83 - 89, peace day, Buddhisten-Tempel, Moschee, Gesundheitstag
Wenn zur Musik wippen, dazu summen, singen oder tanzen manchmal nicht genug ist, moechte ich mich in ein uebernatuerliches amorphes Wesen verwandeln und in einem Paralleluniversum meinen Emotionen freien Lauf lassen ...

Nach der vergangenen Open City hat das Proben mit der Band nicht aufgehoert. Diese Woche sind wir naemlich an der Schule unseres Gen-Assistenten eingeladen, den dortigen „peace day“ mitzugestalten. Frueh morgens packen wir die Instrumente am Mittwoch ins Auto und fahren rueber. Bevor wir spielen, gucken wir uns die Performance der Schueler an. Sie sind in Gruppen aufgeteilt und nach Farben geordnet. Zur Musik tanzen sie nacheinander die Buchstaben P, A, C und E. Es soll „Schritt“ bedeuten, auf Englisch. Aeh ... nein. „Frieden“ – auf Italienisch. Danach zieht die Meute in die Sporthalle, wo wir einige Songs rocken und die Schueler die einstudierten Taenze praesentieren koennen. Es folgt ein kurzes Programm mit ein paar Erfahrungen. Als es zu Ende ist, und wir das Feld verlassen wollten, sind die Leute wieder ganz wild darauf, mit uns Fotos zu schiessen. Mit uns drei Deutschen, aber auch der Thailaender scheint ziemlich „handsome“ zu sein. Fuer unsere Bemuehungen bekommen wir Bandmitglieder den Arbeitstag von der Schule bezahlt, ebenso den anschliessenden Besuch in einem typisch philippinischen Restaurant. Nach dem Abbauen sind wir, zu Hause angekommen, sehr muede; die meisten gehen aber dennoch zur Arbeit.



Mit dieser Woche beginnt ebenso eine Serie von Fahrten nach Manila, bei denen wir im interreligioesen Dialog andere Religionen kennenlernen und weitere Plaetze besuchen. Es faengt am Freitag an, mit dem Besuch eines buddhistischen Tempels und einer Moschee. Nach einer zweistuendigen Fahrt im klimaanlagegekuehlten Reisebus kommen wir am Tempel an, der mitten in der Stadt ist. Wir betreten, nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben, erst einmal die riesige Bethalle. Weise grinst uns ein fetter Buddha an. Er ist golden und riesengross. Und fett. Neben diesem Moerder-Exemplar sind an der Wand noch unzaehlige weitere fette Buddhas. Unserer Fuehrer, der – wenn er nichts anderes zu tun hat – auch nur rumgrinst (aber nicht ganz so fett ist), begruesst uns und klopft ab, was fuer grundlegende Fakten wir ueber den Buddhismus wissen. Er erzaehlt uns die Geschichte Buddhas, wie er zur Erleuchtung gekommen ist und wir erfahren, dass es zwei Arten des Buddhismus gibt, diese hier ist die „liberalere“. Danach gehen wir in einen Meditationsraum, in dem wir eine Fragerunde mit einem „master“ haben. Sie ist eine buddhistische Nonne. und hat den Kopf kahl geschoren. Wir erfahren, dass es beim Buddhismus allgemein darum geht, den eigenen Weg zur Erleuchtung zu finden. Es geht um das Jetzt, darum, staendig zu versuchen, den „present moment“ zu leben und durchgehend zu meditieren. Wichtig ist auch das Akzeptieren des Gegebenen. Eine weitere Einstellung im Buddhismus ist, staendig zu hinterfragen, warum man was macht. Dabei fragt man nach der „essence“ der Dinge, nach dem, was dahinter steckt, nach dem Eigentlichen; im Gegensatz dazu steht die „form“, das Aussehen. Die Dankbarkeit oder der Respekt an die Natur wird bei der Erklaerung, wie wir zu Mittag essen, deutlich: Bevor man zu essen beginnt, soll man allem am Essen Beteiligten (von der Erde der Pflanze ueber den Essensboten bis zu letztendlich der ganzen Welt und dem Universum, also ALLEM) einen Moment der Dankbarkeit opfern. Der Vorgang des Essens ist ein Ritual mit etlichen Regeln, die zu befolgen sind. Nach dem Mittagessen machen wir eine „Geh-Meditation“, bei der wir zehn Minuten im Kreis gehen, die Arme schwungvoll baumeln lassen und versuchen mit unserem Gefuehl voll im Koerper zu sein und dort alles wahrzunehmen. Es schliesst sich eine „Stein-Meditation“ an, bei der wir versuchen, fuenf Steine aufeinander zu stapeln. Danach bekommen wir eine Fuehrung durch den Tempel, die unseren dortigen Besuch abschliesst.









Jetzt geht es in die Moschee, die auch mitten in der Stadt ist, in einem Haus. Wie ziehen die Schuhe aus und setzen uns auf die ausgelegten Teppiche. Ein Muslim erklaert uns etwas recht Spezielles ueber den Islam. Man solle seiner Familie helfen und sie unterstuetzen. Im Anschluss dieses Vortrages finden wir uns in Kleingruppen zusammen und unterhalten uns persoenlich mit den Schuelern dieser Islam-Schule. Der Aufenthalt hier ist deutlich kuerzer, da er fuer die Islam-Schule sehr spontan ist. Auf diese Weise mal den Buddhismus und auch ein bisschen den Islam kennenzulernen fand ich sehr interessant. Besonders die Eindruecke aus dem Tempel und die Philosophie, der Vortrag des „master“s waren inspirierend und faszinierend.







Am Samstag haben wir eine PIZZA-PASTA-PARTY, eine LEGEN-wait-for-it-...-DAERE Idee eines Fokolarinos hier. „Just to enjoy life.“ Es gibt also Pizza und Pasta fuer alle! Nice! Danach ein kleines Programm mit Taenzen, Liedern und einem Solo eines selbstkomponierten Songs. Nach der offiziellen Party sitzen wir mit den Gen aus Tagaytay noch nett zusammen, spielen lustige Spiele, trinken was und essen Chips.











Sonntagmorgen nehme ich das Angebot Pag-asas an, mal einen generellen Check zu machen, dort ist naemlich ein Gesundheitstag.



Urin- und Blutprobe, Elektrokardiogramm. Das Ergebnis wird offenbaren, dass ich zu viele weisse Blutkoerperchen habe (ein Bruder meinte, sei wohl wegen der fuer mich anderen hygienischen Verhaeltnisse i. O.), sowie zu viel Cholesterol ... Jawoll. Die merienda werde ich dann wohl was zurueckschrauben muessen ... Vielleicht werde ich hier noch zum fetten Buddha. Aber wenigstens grinsend.




Mittwoch, 5. Dezember 2012
76 - 82, Durian, Koreaner, Weihnachtsfeier-Meeting, Oktoberfest, Schwimmen
Wenn im Jeepney schon alle Sitzplaetze besetzt sind, besteht die absolut akzeptierte Moeglichkeit, sich hintendran zu haengen. Dann sieht man die Strasse so:



Durian! Am Montagabend begegne ich und andere einer neuen Frucht: Durian! Im Endeffekt ist es eine gelbe, matschige Frucht, die zum Himmel stinkt. Allerdings soll es doch Leute geben, die finden, dass es gut roeche ...(?!?!?) Jedenfalls kommt unser Gen-Assistent mit einem Paket nach dem Abendessen vorbei und stellt uns die Frucht vor. Manche verlassen den Raum, ein paar Tapfere bleiben da – darunter die Europaeer –, um dieses Zeug auch gustatorisch kennenzulernen. Ich greife mit den Fingern in das Paket und erfuehle die schmierige Konsistenz ... Das Zeug schmeckt wirklich nicht gut. Manche finden, es schmecke zum Kotzen, andere brauchen dazu gar nicht probieren: Beim anschliessenden Abendgebet ueberkommt es einen Asiaten, der vom Geruch angeekelt ist, sodass er es noch zur Spuele schafft und sich dort stoerend laut uebergibt. Wir versuchen, uns nicht irritieren zu lassen, brechen dann aber doch vor Ende des Gebetes lauthals in Gelaechter aus.
Verspaetet kommen wir bei Frank, dem deutschen Fokolarino, ins Buero, wo wir drei deutschen Gen – die beiden neuen das erste Mal – ein langes Gespraech haben, ueber die philippinische Kultur und z. B. darueber, dass wir als „Besserwessis“ nicht direkt alles aussprechen, was wir gerne aendern wuerden, sondern erstmal die Kultur kennenlernen sollen. Auch ueberlegen wir, was die beiden Neuen arbeiten koennen, in Pag-asa. Sie arbeiten dort jetzt etwa eine Woche, es ist noch offen, wo sie fest eingeteilt werden sollen.



In dieser Woche faengt es an, dass ein paar Gen abends einen Rundgang machen, mit Taschenlampe und Baseballschlaeger bewaffnet ... Die ganzen Diebe haben wohl so einen Eindruck gemacht, dass sich ein Beduerfnis nach mehr Sicherheit auf diese Weise ausdrueckt.



Am Dienstag begruessen wir einen neuen Gen aus Korea, der vorletzte neue diesen Monat und dieses Jahr. Er war schon ein Jahr in der Gen-Schule in Loppiano, Italien, und meint, dass das „nicht genug“ gewesen waere. Wow, dann haben wir ab jetzt auch so einen verrueckten Koreaner ... direkt bei uns im Haus! Wir stossen gemeinsam im „Mini-Market“ auf ein Bier an.
Freitag ist den ganzen Tag in Pag-asa eine weitere Besprechung fuer die grosse Pag-asa-Christmas-Party Anfang Dezember. Solche Meetings sind zumindest hier im Sozial-Center immer sehr entspannt und froehlich. Da dabei Tagalog gesprochen wird, haben wir immer jemanden, der – nicht ganz durchgehend – uebersetzt und erklaert. Zwischendurch gucke ich mir die ersten beiden Lektionen in einem Italienisch-Buch an, das ich von meinen Eltern geschickt bekommen habe.



An einem Abend planen und besprechen wir, wie das „Oktoberfest“ dieses Wochenende aussehen soll. Zwischen den beiden Deutschen, die natuerlich – im Gegensatz zu mir (Welch eine Schande!) – beides Biertrinker sind, entstand begeistert die Idee, hier ein kleines Oktoberfest zu veranstalten, wo dieses doch zeitgleich in Bayern beginnt. So bereiten wir fuer Samstagabend Tische und Stuehle vor, sodass die eingeladenen Gaeste, Seminaristen, Externe, Fokolarinos, Priester und die Gen aus Tagaytay Platz finden. Sie bringen etwas fuers Buffet mit, das neben dem Kartoffelsalat, den wir gemacht haben, aus Pommes, „squid (Qualle) balls“, frittiertem Krabbenfleisch, Wuersten und Erdnuessen besteht. Es wird eine nette gesellschaftliche Abendveranstaltung und die Deutschen kommen voll auf ihre Kosten.





Sonntagnachmittag fahren wir mit unserer legendaeren Karre eine Stunde zu einem Universitaetsgelaende, wo ein Freibad ist. Wir spielen ein paar Spiele und finden heraus, wer am laengsten ohne luftzuholen unter Wasser bleiben kann. Spaeter, als es voller wird, lerne ich eine sympathische Gruppe Brasilianer kennen, die an der Uni studieren.
Jawoll, der fette Typ hinten, das bin ich (schicke Bademuetze, ne?!):




Montag, 26. November 2012
74, 75, Dieb, Open City
Manche Leute hier laufen einfach in einem T-Shirt mit einem grossen Hakenkreuz herum ...

An diesem Wochenende findet die naechste Open City statt, meine zweite. Samstagnachmittag fahren wir mit den ganzen Instrumenten nach Terra Moy, wo die grosse Halle ist. In der Generalprobe spielt die Band die Lieder durch, wir gehen ein paar Taenze durch und bauen die Stuehle schonmal auf. Das Wetter ist schlecht. Hoffentlich wird es am Sonntag besser ...



Abends geht es ins Mariapoli zu einem gemeinsamen Konferenzgespraech mit Leuten aus der Fokolar-Bewegung aus aller Welt, bei dem die ganze Citadella dabei ist. Nach diesem etwas ermuedenden Ereignis, habe ich nachher noch die Moeglichkeit, mit meiner Familie zu skypen. Als ich nachher noch bei einem Fokolarino im Buero vorbeischaue, zeigt er mir sehr interessante, spannende Videoaufnahmen: Waehrend wir (bzw. auch schon als wir NOCH NICHT) weg waren, war ein Dieb im Fokolar, in dem auch die Kapelle und die Bueros sind. Er hat einen Laptop mitgenommen. Aufregend ist, dass zwischendurch der Dieb gleichzeitig mit dem Fokolarino im Haus war. Letzterer war sich dessen natuerlich nicht bewusst und hat nur noch schnell etwas geholt, bevor er dann mit uns zum Treffen gefahren ist. Durch ein kleines Fenster konnte der Wicht ins Gebaeude eindringen. Wir versuchen sein Gesicht auf den Aufnahmen moeglichst gut zu erwischen, was erstaunlicherweise ganz gut klappt.
Am Sonntag ist es dann soweit: Der grosse Tag der Open City!!! Ich werde um sechs Uhr geweckt. Das ist allerdings – wie ich bemerke – zu spaet, da ich dran bin, das Mittagessen, das wir mitnehmen werden, zu kochen! [Ist es nicht genial, wie sich dieser Satz liest?! Ich schrieb ihn zunaechst so. Spaeter erst bemerkte ich, dass es „etwas“ stottert. Ich hab’s so gelassen – EXTRA FUER EUCH! [Was geht da in meinem Hirn ab?!] Anyway, weiter im Text:] Egal, das passt! Dann aber mal los! Wir fruehstuecken und bereiten in relativer Eile alles vor; ich koche unten bei den Externen – denn unser Gas ist alle. Dann geht es mit unserer Karre nach Terra Moy. Das Wetter ist ... okay, es geht. Es regnet nicht, oder schwach und es ist bewoelkt. Zunaechst, zum Programmbeginn, sind sehr wenig Leute da. Spaeter werden es dann aber mehr, bis wir wieder um die 800 sind. Das Programm beginnt mit einem rockigen Song, und ich darf am Schlagzeug spielen!!! Es ist schon nochmal ein anderes Gefuehl, vor so vielen Leuten zu spielen, aber es laeuft! Mein erster oeffentlicher Auftritt am Schlagzeug! Dazu tanzen die Gen animierend. Es folgt das Programm und die Messe sowie die Workshops. Ich helfe bei einem mit, bei dem die Teilnehmer einen italienischen Song lernen und dazu percussionmaessig auf Toepfe, Flaschen, Dosen etc. schlagen. Zu Mittag gibt es Pizza und eine koreanische Speise, die wie Sushi aussieht, es aber nicht isst. Heisst „Banki“ oder so und ist im Gegensatz zu Sushi ohne Fisch, glaube ich. Nach der Mittagspause sehen wir uns die unterhaltsamen Praesentationen an. Tai Chi, Taekwondo, Berufsentscheidung, Eco-Art, italienischer Song, Tanz, Erziehung, Freundschaftsbaender ... Zum Schluss noch ein paar Songs zu denen wir das Publikum zum mittanzen animieren koennen.















Anschliessend haben die Besucher unter Begleitung die Moeglichkeit z. B. unser Gen-Haus zu besuchen und zu erfahren, wie wir leben und was wir fuer eine Erfahrung machen. Waehrenddessen findet die Feedback- und Verbesserungsrunde statt, mit anschliessender merienda. Auch dieses Mal: Die Open City ist eine schoene Veranstaltung, die richtig Spass macht und bei der man neue Leute kennenlernen kann! Wir koennen nur hoffen, dass die Besucher von unserer Einstellung begeistert sind und versuchen, zumindest etwas davon in ihren Alltag zu integrieren.

PS: Und so zieht man sich an, wenn man nach einer Open City per Skype als Trauzeuge an einer Trauung teilnimmt:




69 - 73, neue Deutsche, Kerze, Blutspenden, Geburtstag, barrio, sharen
Nachdem mir ein Asiate begebracht hat, wie man es macht, kann ich den Rubix-Cube jetzt innerhalb von zwei Minuten loesen! Er schafft es aber in der Haelfte der Zeit ...




Diese ereignisreiche Woche beginnt damit, dass ich den deutschen Fokolarino hier, Frank, direkt nach dem Fruehstueck begleite, die zwei ankommenden Deutschen vom Flughafen abzuholen. Nach einer schnellen und verhaeltnismaessig kurzen Fahrt, auf der ich Dinge ueber die philippinische Vergangenheit, ueber die Regierung, ueber herrschende Korruption erfahre, kommen wir im warmen und ekelhaft feuchten Manila an. Es laeuft wie geplant und so fahren wir mit den beiden zurueck nach Tagaytay. Wow, ab jetzt sind wir dann drei Deutsche im Gen-Haus ... Nicht wenig. Ich bin gespannt, wie das wird, wie es sich entwickelt und wie es das Gen-Leben und unsere Familie und unsere Einheit beeinflusst.
Heute, am Montag, ist das erste Mal, dass ich offiziell messdiene. Es laeuft optimal: Kurz bevor die Messe beginnt, mache ich die Lichter an, als der Priester die Sakristei betritt. Ich nehme die Streichholzschachtel in die Hand und hole ein Streichholz heraus, um die Kerze anzuzuenden. Ich zuende es an. Es wird aber sofort vom Wind ausgepustet. Egal, kann passieren, naechstes. Ich zuende es wieder an, gehe mit der Flamme an den Docht ... und wieder aus. Sowas aber auch! Ich behalte Contenance, und stelle mich mit dem Ruecken gegen den Wind vom Eingang. Naechstes Streichholz ... Junge, wenn das jetzt nicht klappt ... Ich zuende es an, es brennt auf, ich gehe zum Docht, es flackert ... und wird WIEDER ausgeblasen! JUNGE! Ich glaube ich traeume! Naja, was soll ich machen, nehme ich halt das VIERTE Streichholz ...! Diesmal buecke ich mich tief ueber die Kerze, halte meine Haende so, dass kein sich bewegendes Luftatom in den Bereich des Dochts manoevrieren kann und zuende die Kerze endlich erfolgreich an. Ich verkneife mir das Lachen, verlasse den Altarbereich und setze mich in die erste Reihe. Von dort muss ich zusehen, wie die hilflose Kerze vom Wind wieder ausgeblasen wird ...



Dienstagmorgen fahren ein Seminarist, zwei Gen und ich wieder nach Metromanila, diesmal in ein Krankenhaus. Am Vortag wurde – wie schon einmal – gefragt, wer der Mutter eines Gen girls aus Tagaytay Blut spenden moechte, worauf wir uns gemeldet haben. Nachdem wir die Kranke besucht haben, warten wir lange. Wir haben die Formulare ausgefuellt und schauen Fernsehen. Nach einer halben Ewigkeit werden wir nacheinander hereingebeten und unterhalten uns mit der Doktorin. Es stellt sich heraus, dass ich nicht spenden darf, weil ich Husten habe. Ein anderer darf wegen Bluthochdrucks auch nicht spenden. Dann geht es wieder, in rasanter Fahrt, nach Hause.
Als ich dann verpasst habe, frueh genug ins Bett zu gehen, wird spontan in kleiner Runde in meinen 20. Geburtstag „reingefeiert“. Like a sir, mit einem Glas Brandy. Da an diesem Mittwoch die Tagaytay-Gen vom Genfest wieder angekommen sind, laden wir sie gleich zur abendlichen Feier ein. Diese besteht aus einem leckeren, ausgiebigen Abendessen – es gibt sogar vom Genfest mitgebrachte europaeische Schokolade. Anschliessend bekommen wir ein paar Kartentricks zu sehen und spielen lustige Spiele. Ich freue mich ueber diesen froehlichen Tag, ueber die Feier und merke tatsaechlich gar nicht, dass ich (bis auf ein nettes Armband und einen Rosenkranz) nichts geschenkt bekomme. Um zwoelf Uhr begruessen wir einen italienischen Gen, der zurzeit in Singapur arbeitet und fuer ein paar Tage zu Besuch bei uns bleiben wird. Dies ist sein zweiter Versuch zu kommen – das erste Mal wurde sein Flug wegen gefaehrlichen Wetterverhaeltnissen storniert.





Am Donnerstagnachmittag gehen die beiden Deutschen das erste Mal ins barrio, wohin ich sie begleite. Sie, und ich aufs Neue, sind von den armen Lebensverhaeltnissen schockiert. Dennoch werden wir ueberall sehr freundlich und mit einem Laecheln begruesst. Wir besuchen mehrere Huetten, mit zwei Angestellten von Pag-asa, die auch im barrio wohnen.



Diesen Freitagabend bin ich dran mit „sharen“. So erzaehle ich ueber meinen Lebenslauf, meine schreckliche Kindheit, mein furchtbares Verhaeltnis mit meinen Eltern und Geschwistern und sowieso allen Verwandten, sowie ueber meinen Glauben und ueber mein Verhaeltnis mit der Fokolar-Bewegung.




Freitag, 23. November 2012
62 - 68, Messe, Gott, despidida, Umzug
Diesen Samstag war echt ein Batzen Leute in der Messe.



Diese Woche faengt mit einer Entscheidung an, die mich schon laenger beschaeftigt hat und deren Gedanken mir des Oefteren durch den Kopf gingen. Ich stelle fuer mich fest, dass es – zumindest so wie ich es praktiziere – keinen Sinn macht jeden Tag in die Messe zu gehen. So beschliesse ich, am Montag das erste Mal die Messe zu „schwaenzen“. Was soll ich jeden Tag in die Kapelle und dort wie wir alle zur Messe gehen, wenn ich aber nur vllt. an der Haelfte geistig dabei bin? Was macht es fuer einen Sinn, meinen Mund die ganze Zeit iwelche Gebete sprechen zu lassen, wenn ich deren Bedeutung noch nicht einmal richtig verstehe oder mir selber nicht zuhoere? Und: Ist es das, was Gott von uns „verlangt“?! Vorher habe ich mir auch oft in der Messe die Frage gestellt, ob Gott das von uns will. Dass wir staendig beten, die Bibel lesen und unsere unendliche Dankbarkeit verdeutlichen. Woher glauben die Leute zu wissen, dass dies unser angebrachtes Verhaeltnis mit Gott ist. Vllt. denkt er sich ja auch „Mensch, ich weiss, dass ihr mir dankbar seid, dass ihr mich liebt, das verstehe ich doch von euren Gedanken! Nutzt lieber die Zeit und liebt einander …!“ Jedenfalls mache ich fuer mich den Beschluss, in Zukunft zur Messe zu gehen, wenn ich dann auch bereit bin aufzupassen, was gelesen wird, und auch geistig beim Gebet bin, das gerade gesprochen wird; bzw. mir Muehe zu geben. Das Bild, einfach nur dazusitzen oder dazustehen und dahin zu vegetieren, ist mir zuwider. Und ich weiss nicht, ob das meinem Glauben guttaete. Bei jeder taeglichen Messe, die immer den ungefaehr gleichen Ablauf hat, konzentriert dabei zu sein, ist verdammt anstrengend. Frage mich, wie andere, Glaeubige, darueber denken. Kann mir nicht vorstellen, dass es der Fall ist, dass z. B. die Fokolare immer voll dabei sind. Oder muss man das eigentlich gar nicht? Bei mir kommt dann noch dazu, dass ich nicht (voll) hinter dem Ablauf und Inhalt der Messe stehe oder mir dessen zumindest noch nicht sicher bin …



Bei der orange night dieses Montags besuchen uns drei Leute aus einem Fokolar der Citadella. Das uebliche Vorstellen, Sharen und Erzaehlen:



Seit einiger Zeit haben wir in der Gen-Schule die Farben des Regenbogens, in die wir unser Leben gliedern. Mittlerweile sind wir beim Gruen angekommen. In den beiden Einheiten dieser Woche lernen wir des Weiteren das Thema „Einheit“ (unity) ausfuehrlich kennen. Nach einmal Nachfragen bekomme ich bestaetigt, dass wir den Naechsten lieben, also Naechstenliebe betreiben, nur aus der Liebe zu Gott (wenn ich es richtig verstanden habe). Weil im Naechsten „another Jesus“ steckt, den es zu lieben gilt. Manchmal widerstrebt mir das Bild, dass der Mensch nur eine Huelle ist, die durch Naechstenliebe mit Gott gefuellt werden soll. Dies geschieht dadurch, dass wir unsere Schwaechen und Hemmungen zu lieben, ueber Bord werfen und so Platz machen, dass Gott in uns walten und bluehen kann. Es widerstrebt mir ebenso die Vorstellung, dass ich den Naechsten liebe, „nur“ um Gott zu lieben. Was ist denn mit dem Menschen selbst? Ist er es nicht wert genug, auch so geliebt und wertgeschaetzt zu werden? Oder ich habe noch nicht verstanden, wie es genau gemeint ist …
Waehrend dieser Woche bereiten wir die Abschiedsfeier eines Gen vor, der ungefaehr einen Monat geblieben ist und der seinen Aufenthalt als intensives Kennenlernen und Erfahrung mit der Fokolar-Bewegung ansieht. Diese despidida soll im kleinen Rahmen geschehen, sodass wir Gen aus dem Gen-Haus individuell oder in kleinen Gruppen eine Darbietung vorbereiten, damit es nicht nur eine oder zwei Vorstellungen gibt. Ich spiele bei einem Sketch besagte Person.
Am Donnerstagabend ist es so weit. Wir haben zuerst ein leckeres Abendessen. Bevor es dann aber weiter ins Wohnzimmer geht, zum Programmteil, gehen wir erst noch zur monatlichen Anbetung, die eine Stunde dauert. Waehrenddessen gehe ich auch zur Beichte. Kann man hypothetisch beichten? Zusammen mit den Externen sehen wir uns dann die Darbietungen an. Darunter (natuerlich) ein Tanz, zwei chinesische Songs, der Sketch – und: Der schuechterne und introvertierte Bruder traut sich zwei Lieder zu singen, aus „The Muppet Show“ (glaub ich), die er sehr gerne mag. Eine wirklich schoene Vorstellung!







Neben der Bandprobe (meine Notitz: „Yeah!“) waere noch zu erwaehnen, dass wir aufgrund zahlreichen Bruderzuwachses uns zum Umziehen entschlossen haben. Dabei tauschen wir die Wohnung mit den Externen, die derzeit nur zu dritt sind. Wir werden bis Ende dieses Monates elf Personen sein, sodass wir die geraeumigere Wohnung im ersten Geschoss brauchen. Wow, Grossfamilie …! Der Umzug findet am Sonntag statt. Mir gefaellt die neue Wohnung gut. Nicht mehr eher im Keller, sondern mit schoenem Ausblick und ausladenden Raeumen. Allerdings verlieren wir unseren „playing room“, mit der Tischtennisplatte sowie den Gewichten zum Bodybuilding.







Der Film „In Time“ handelt darueber, dass alle Menschen einen persoenlichen Zeitzaehler haben, der bestimmt, wie lange man noch lebt. Man kann sich mit dieser Zeit, seinem „Geld“, Dinge kaufen, Zeit verschenken oder verdienen. Der Film vermittelt die Weisheit, seine Zeit nicht zu verschwenden, sondern zu nutzen. Jawohl!



Samstag, 3. November 2012
55 - 61, Band, Genfest, Uebersetzen, Dieb?
Naechste Woche kommt Barack Obama zu Besuch!

Zu Beginn der Woche – an einem weiteren Feiertag – verlassen die Gen von Tagaytay, darunter einer aus dem Gen-Haus das Land, auf zum Genfest. Wir verabschieden uns herzlich von einem Gen, der anschliessend in die Gen-Schule nach Loppiano, Italien gehen wird.



Am Abend sind wir bei einem von Pag-asa unterstuetzten Kind, das Geburtstag hat, eingeladen. Es gibt vielfaeltiges, leckeres Essen und Nachtisch. Im Anschluss gucken wir in der Kapelle zusammen mit den Externen einen Film ueber den Heiligen Francesco von Assisi, der sein Leben in Armut lebt und sich fuer seine Naechsten, seine umgebenen Menschen aufopfert.
Meine restlichen Haare, die linke Haelfte, schneide ich bis auf die linke Seite ab, sodass ich mit etwas Vorstellungskraft etwa so aussehe wie ein aelterer Herr mit Halbglatze. Diese Frisur kann ich aber, wie sich herausstellt, ueberhaupt nicht ausstehen: Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel gucke, muss ich erst laut lachen, weil es so lustig und bescheuert ist und dann bekomme ich Augenkrebs, sodass nach einem weiteren Tag die Haare dann endlich alle auf einer Laenge sind.



Mit der Band und den Songs geht es auch voran. Wir haben drei Proben diese Woche und verbessern uns. Nach der Mittwochsprobe habe ich mich soweit mit den Songs angefreundet, dass ich ueberall zumindest mitspielen kann. In den weiteren Proben werde ich dann dieses Niveau festigen und versuchen noch ein paar rhythmische Schnoerkel einzubringen. Jedenfalls macht es Spass in einer Band zu spielen und mit anderen Leuten Musik zu machen.
In der Vorbereitungszeit fuer die Open City finden immer unterschiedlichste Treffen statt. Das Orange von unserer Zone hat z. B. jede Woche ein Farbentreffen. Ich gehe beim Treffen fuer das Rot diesen Donnerstag mit. Wir sind sieben Leute und diskutieren und loesen Probleme wie die Anmeldung, das Eintrageverfahren fuer zu bestellendes Mittagessen und die allgemeine finanzielle Lage.



Donnerstag und Freitag arbeite ich in Pag-asa mal nicht in der „library“, sondern uebersetze Briefe von Patenkindern, von Schuelern, die von Sponsoren aus Europa finanziell unterstuetzt werden. Sie sollen immer wieder mal einen Brief an die Patenfamilie schreiben. Dies tun sie allerdings in Tagalog, was bedeutet, dass es zunaechst in Englisch und danach z. B. von mir in Deutsch uebersetzt wird, wenn es sich um die Patenfamilien aus Deutschland handelt. Abgesehen von den Briefen uebersetze ich noch Formulare und Nachrichten an die Paten ueber sich aendernde Umstaende.
Der Freitagnachmittag ist in Pag-asa etwas seltsam, wovon ich aber nur die Oberflaeche mitbekomme. Nachher beim Abendessen erzaehlt uns unser italienischer Bruder, dessen Macbook gestohlen wurde, dass er wahrscheinlich den Dieb gesehen habe. Dieser sei ihm in Pag-asa ueber den Weg gelaufen, er meinte ihn von der Videoaufnahme erkennen zu koennen. Andere, die die Aufnahme auch gesehen hatten, haetten ihm zugestimmt, sodass sie die Polizei riefen. Mit dem Verdaechtigten seien sie zur naechsten Polizeistation gefahren, wo nach einer ersten Befragung klar geworden sei, dass er selbstredend alles abstritt. Der Italiener sei daraufhin gefragt worden, ob er den Verdaechtigten einem intensiveren Verhoer aussetzen wolle. Schliesslich haetten sie zusammen die schwierige Entscheidung getroffen, nicht fortzufahren, da es sich dennoch um einen Unschuldigen handeln koenne und sie diesem Potenziellen nicht eine solche Last antun wollten.



Am Samstag lassen wir uns vom Wecker in der Nacht wecken, um uns die Uebertragung vom Genfest anzugucken. Es handelt sich dabei um die Internetuebertragung des Abendprogramms vom ersten Veranstaltungstag. Um etwa zwei Uhr stehen wir verschlafen auf und hocken uns vor den flimmernden Flachbildschirm in der Kapelle. Zwoelf Jahre nach dem letzten Genfest ist dieses in Budapest wirklich modern und dem Zeitgeist angepasst. Es gibt viel coole Musik, Tanzvorstellungen und tanzende MenschenMASSEN, wirklich, es ist unglaublich, wie viel Leute im Stadion sind (12000), in Extase mitsingen, tanzen, zuschauen und mit den Flaggen wedeln. Zwischendurch sehen wir unseren Bruder, den wir letztens noch zum Flughafen gebracht haben. Weitere Uebertragungen gibt es am Samstagnachmittag und -abend im Mariapoli-Center mit der gesamten Citadella zusammen.
Am Sonntag gehen alle ausser mir das Haus unseres filippinischen Bruders aus Tagaytay besuchen – ich habe, als die anderen losgegangen sind, gerade im Musikraum autogenes Training gemacht und wurde deshalb vergessen. Egal, naechstes Mal. So spiele ich mit den Externen und den Tagaytay-Gen, die gerade zu Besuch sind, Uno. Das Sonntagsmovie („The Tall Man“) bei den Seminaristen ist schoen spannend und WHAT-THE-FUCK?!.




Montag, 29. Oktober 2012
52 - 54, Flug verpasst, Weiss aus Vietnam, shaved, mall
Manchmal wuerde ich gerne Kettenraucher werden, nur um zu herauszufinden, wie schwierig es wirklich ist, sich das Rauchen abzugewoehnen …

Diesen Freitagabend werden wir unseren Bruder, dessen Aufenthalt hier auf den Philippinen beendet ist, zum Flughafen bringen. Am Vormittag gehe ich ganz normal zur Arbeit im Social-Center „Pag-asa“ („Hoffnung“). In der Mittagspause begegnet und sagt mir besagte Person, dass sie ihren Flug verpasst haette – dieser sei diese Nacht gewesen. Mein Kumpane hatte sich mit dem Abflugsdatum um einen Tag vertan. Ich kann es erst nicht fassen. Wo ich normalerweise ganz gut darin bin, Dinge, die passiert sind und die ich nicht aendern kann, einfach zu akzeptieren … Wenn ich den Bus verpasst haette, okay. Aber wenn ich einen Flug zurueck nach Europa verpassen wuerde, wuesste ich erstmal nicht, was ich denken soll. Nachdem ein paar Stunden in der Luft haengt, was passieren soll, ob er vllt. eine Woche laenger bleiben muss, und deshalb das Genfest in Budapest verpasst? Und wie soll er das Ganze den Leuten ueberhaupt klarmachen? Im Endeffekt finden sie gluecklicherweise einen Flug, der Samstagnacht abgeht. Das Genfest verpasst er also nicht. Er muss aber 700 Dollar bezahlen. Das heisst wir gucken diesen Abend entspannt einen Film.



Beim naechsten Mittagessen ist es endlich soweit: Unser fuer zehn Tage nach Vietnam verreistes Weiss ist zurueck! Unser Weiss spielt in speziell unserer Familie doch schon eine gute und wichtige Rolle, es macht seinen Job gut und hat etwas Vaeterliches. Die ersten zwei Tage, als er in Vietnam war, waren durch den „Verlust“ schon iwie anders, vllt. traege oder nicht so vital wie sonst, nicht so frisch. Danach ging es aber wieder besser und wir haben die Tage sehr gut gemeistert. Ist auch als neue Erfahrung interessant gewesen. Also, unser brother kommt wieder und faellt erst einmal aus allen Wolken, da der Europaeer unerwarteterweise noch da ist. Er erzaehlt uns ueber seinen dortigen Aufenthalt, ueber die Reisen, die er unternommen hat, ueber das andersartige Leben und darueber, dass er dort jeden Morgen Balut essen musste und auch Hund und Katze probiert hat (vom Blut eines Tieres zu kosten, wurde er verschont, da die Gastgeber „leider“ gerade keines da hatten …).
Am Nachmittag fahren wir los, zum Flughafen. Zuerst machen wir – wie es oefter beim Absetzen von jemandem am Flughafen ist – einen Abstecher zur „Mall of Asia“. Wir gucken den Leuten beim Eislaufen zu, und machen ein bisschen Ladenbummel. Es kommt mir iwie seltsam „leuchtend“ und hell vor. Vllt. wegen der vielen Lichter. Die „Mall of Asia“ ist schon was fuer die reiche Oberschicht. Verhaeltnismaessig sehr teure Markenware, Luxuslaeden, gutes und teures Essen. Die Filippinos haben hier tendenziell hellere Haut. Ich habe ein komisches Gefuehl; es wirkt iwie unecht. Ich frage mich, wie sich meine philippinischen Brueder, die natuerlich aus aermeren Verhaeltnissen kommen, teilweise aus dem Barrio, hier fuehlen …







Bevor wir den Rueckreisenden schliesslich beim Flughafen absetzen, nehmen wir im Maennerfokolar in Manila noch unser mitgebrachtes Abendessen zu uns. Nach einer schlaefrigen Rueckfahrt gucken wir in der Kapelle auf dem grossen Bildschirm den interessanten und inspirierenden Film „Hereafter“.
Sonntagmorgen beim Fruehstueck kommt die Idee auf, dass sich alle zusammen die Haare kurzschneiden, mit dem Rasierer. Was zuerst halbernst gemeint war, findet dann nach und nach Anklang, sodass wir vor der Messe mit dem Trimmen beginnen. Ich bin der Erste, habe nach der rechten Haelfte aber schon genug. Das reicht doch erstmal. Wir wollen ja nichts ueberstuertzen. Der Rest, bis auf einer, der verzichtet, schneidet sich die Haare komplett ab. Dann geht es in die Messe. Obwohl mir die anderen davon abraten, setze ich mich - wo ich oefter sitze – in die erste Reihe. Der Priester meistert die Messe bravouroes.



An diesem schoenen, entspannten Nachmittag fahren unserer Gen-Assi, zwei Gen und ich zunaechst zur Einkaufspassage, um dort einen Computerladen abzuchecken, ob er „zufaellig“ einen weissen Mac im Angebot hat. Wir hatten einen Tipp von einer Fokolarin bekommen, die dort einen solchen gesehen hat, welcher vllt. der Gestohlene sein koennte. Das Resultat ist ungluecklicherweise negativ und so fahren wir mit einem Bus in eine nahegelegene Stadt, in der es zwei groessere Einkaufszentren gibt.



So sehen die Jeepneys aus, mit denen man hier guenstig und eng nebeneinander sitzend von A nach B kommen kann.

Wir kaufen Tischtennisbaelle, zwei Regenschirme und ich amuesiere mich ueber die verwirrten Blicke und weit aufgerissenen Augen der Passanten. Zum Schluss kaufen wir uns etwas bei einem Burger-Laden und setzen uns damit ins Kino, was hier coolerweise erlaubt ist. Wir schauen „Expendables 2“. Mann, war der stumpf und billig …




Mittwoch, 24. Oktober 2012
48 - 51, RKK Japaner, cultural night, despidida
Zitat eines anderen Deutschen, der mit einem Philippiner redet: „Just kidding, we don’t really eat human meat!“

Diese Woche beginnt entspannt mit einem Feiertag. Da wir dann aber durch den arbeitsfreien Tag auch kein Geld durch die Schreinerei verdienen, besteht fuer die anderen die Moeglichkeit, trotzdem dort zu arbeiten.
Zweimal im Jahr kommt eine Gruppe der japanischen Bewegung „Rissho Koseikai“ zur Citadella Tagaytay. Es handelt sich dabei um eine buddhisttische Bewegung, die 1938 entstand. Ihr gehoeren zwei bis fuenf Millionen Mitglieder an. Die Oberhaeupter dieser und der Fokolar-Bewegung (damals Chiara Lubich, die Gruenderin, jetzt tot) haben sich mal getroffen und seitdem pflegen wir eine freundschaftliche Beziehung. Um den interreligioesen Dialog zu leben, bleibt die Gruppe von gut 20 Japanern fuer drei Tage bis Mittwoch. Dafuer werden unter den Gen und Externen immer ein paar wenige ausgewaehlt, die mit den Japanern das ganze Programm zusammen haben und auch im Mariapoli-Zentrum schlafen. Ich bin nicht dabei. Am Montagnachmittag fahren wir, die nicht ausgewaehlt sind, rueber, um an dieser Programmsektion teilzunehmen. Nachdem wir uns ein wenig kennengelernt haben (es ist ungewohnt, dass die mit dem Finger auf die eigene Nase zeigen wenn sie ueber sich sprechen), lauschen wir einem Block ueber die Geschichte des Genfests und das kommende Genfest Ende August/Anfang September.



Ehm, ja ...

Anschliessend klappern wir, in verschiedene Teams aufgeteilt, mehrere Stationen ab und spielen Spiele, bei denen wir z. B. einen Teller Wasser ueber unsere Koepfe weiter nach hinten durchgeben muessen.



Am Abend duerfen wir noch unserem Gen3-Japaner und dem Malaysianer beim Balut-Verkosten zuschauen. Ausserdem mache ich mir Gedanken ueber die despidida eines Bruders, die am Donnerstag stattfinden wird, und organisiere die ersten Sachen.
Am Dienstag ist auch noch ein freier Tag (abgesehen von der Gen-Schule), sodass wir genuegend Zeit haben, unseren Tanz fuer die „cultural night“ des interreligioesen Dialogs am Abend vorzubereiten. Die Japaner kommen nach einem programmreichen Vormittag in Barrios am Nachmittag zu uns, zur men’s side. Dort werden viele Fotos, unter anderem von der atemberaubenden Aussicht auf den Vulkan, gemacht; und in unserem Shop T-Shirts gekauft, die in der T-Shirt-Druckerei bedruckt wurden. Dieser Shop oder „Mini-Market“ ist uebrigens ein spitze Treffpunkt fuer ein Bier und Chips nach der taeglichen Messe.
Dann am Dienstagabend finden wir uns alle im Saal der women’s side ein, die Japaner schoen in traditionelle Kleider gekleidet, die nicht Kimono heissen, wie ich spaeter erfahre. Der Kimono ist ein traditionelles japanisches Kleidungsstueck, das besonders bei Hochzeiten angezogen wird. Hier tragen sie aber ein Yukata, quasi eine einfachere, alltaeglichere und guenstigere Version des Kimonos, die leichter zu binden ist. Der Abend ist sehr unterhaltsam und es gibt viele interessante Vorstellungen, viele Taenze. Wir sehen eine Tai-Chi-Gruppe, sowie Fotos vom gemeinsamen Kochen von filippinischen Spezialitaeten und wir spielen zusammen „Schere, Stein, Papier“ in Menschengroesse. Allgemein muss ich sagen, wenn die Leute repraesentativ sind, die ich hier sehe, dass manche asiatischen Nationen von ziemlich skurrilen und lustigen Voelkern beheimatet werden. Die Japaner fallen immer, wenn man eine Kamera auf sie richtet, in eine ziemliche Sensationspose mit hoher Gesichtsenergie, auch wenn eigentlich gerade ihre Vorstellung laeuft. Am irritierendsten ist der Humor der Koreaner, den ich auch schon sehr gut von den vielen koreanischen Seminaristen kennengelernt habe. Iwie kindisch, infantil. Manchmal albern, aber sympathisch und amuesierend. Manche der Koreaner koennten wirklich in einem Manga mitspielen. Sie machen einen Tanz zu einem nervtoetenden Lied mit Pieps-Stimme, bei welchem wir in der zweiten Runde auch mittanzen duerfen. Genauso beim Tanz der Japaner mit vielen wechselnden Armbewegungen und Rumgehopse. Ich lasse mich auf alles ein und versuche so gut ich kann auf der Buehne mit den anderen mitzumachen, groesstenteils laut lachend.









Am Mittwoch (fuer die Buddhisten endet der Aufenthalt am Vormittag) versuchen wir uns eine schoene Vorstellung fuer die despidida am Folgetag aus den Fingern zu saugen – bei den vielen despididas, Vorstellungen und Praesentationen gar nicht so einfach. Uns erhellt dann aber doch eine kreative Idee, ein Song mit eigenem humorvollen Text, genau auf den Betreffenden zugeschnitten. Kurz vor dem Programmstart am Donnerstagabend spielen wir diesen auch einmal durch.



Nach einem etwas holprigen Abendessen wegen verbesserungsbeduerftiger Organisation (manchmal merkt man erst, woran man alles denken muss, wenn man es selber macht …), geht es weiter mit dem eigentlichen Programm, durch das ich als Moderator das Publikum begleiten darf. Wie immer gibt es Fotos, ein Abschiedsvideo, ein paar Songs und persoenliches sharing der Erlebnisse und Gefuehle. Wir singen unseren Song, schauen einem Tanz der Filippiner zu und machen am Ende Fotos. Zum Ende kommen mir die Traenen. Dies ist der erste Gen, der uns verlaesst, den ich laenger als nur ein, zwei Wochen kennengelernt habe und der auch bei uns im Gen-Haus gewohnt hat. Vielleicht auch weil ich iwo weiss, dass ich am Ende meines Aufenthaltes selber mal dort stehen werde und die Philippinen verlassen werden muss.




Donnerstag, 18. Oktober 2012
41 - 47, orange day, despidida, Pag-asa-Feier
Schlagzeug ist wie tanzen. Du sitzt da vor deinem Drumset, hoerst der Musik zu, in einer Band kannst du den anderen noch zuschauen, wie sie spielen. Und dann gibst du deinen „Senf“ dazu: Die aufgesaugte Musik erzeugt emotionale Impulse und du willst mitmachen, willst dich dran beteiligen. Mit einer Portion von dir, mit Kreativitaet, laesst du deine innere Musik, den Rhythmus, einfach raus und spielst mit! Und gehst ab! Wie tanzen eben. Spass macht’s.

Am Montag muessen wir nach der Meditation durch unser Fenster steigen, da keiner einen Schluessel dabei hat. Um diesem Problem entgegenzuwirken, erkiesen wir (deutsche Sprache …) zwei Schluesselverantwortliche.
Fuer unseren orange day machen wir wieder ein ganz besonderes Dinner, das wir im Fokolar „Casa Micor“ verzehren (Reis, Suppe mit Haehnchen und Pilzen, Linsen, Schwein, als Nachtisch Avocadocreme, Bananen sowie eine mit Zucker veredelte Fruchtart, die mir neu ist). Neben unserem Vorstellen und zwei Geschichten der Fokolaren erfahren wir noch von einem, wie man am besten einen Hund bekaempft: Nah am Hund bleiben, sonst springt er dir womoeglich an den Hals …



Dienstag bereiten wir uns und unseren Wohnraum auf einen japanischen Gen vor, der diesen Abend kommen soll.
Am Abend findet die grosse despidida der drei Vietnamesen und eines Philippinos von den Externen statt. Nachdem wir beim Abendessen geschlemmt und uns gefragt haben, ob wir nicht eine der sieben Todsuenden (Voellerei) zum Opfer fallen (von denen wir am Vormittag in der Gen-Schule gehoert haben), geht es ans Programm. Es beginnt mit Fotos der vergangenen Monate, gefolgt von einem Abschiedsvideo. Wir hoeren noch drei Lieder – eins vom Gen-Haus –, sehen einen meisterlichen Tanz der Philippino-Gen sowie einen Sketch ueber die Marotten der Exterenen, bei welchem ich einen Vietnamesen spiele.









Nachdem wir „Teil A“ mit „Beziehungs-“ sharing und Fotos abrunden, beginnt der inoffizielle „Teil B“, mit Alkohol und Chips im Haus. Die meisten Vietnamesen werden beim Genuss von Alkohol rot im Gesicht! Die Intensitaet variiert je nach der konsumierten Menge. Sieht etwas aus wie eine allergische Reaktion, aber das nehmen die meisten in Kauf. Ich nutze die Gelegenheit, um ein sehr amuesantes Video zu drehen. Allerdings muessen wir uns zu Mitternacht fuer einen Moment zusammenreissen, da dann der Japaner samt Vater anreist. „Konitschiwa!“
Am Folgetag verabschieden wir die Abreisenden, unter denen auch ein Bruder aus dem Gen-Haus ist, der fuer eine Reise von zehn Tagen nach Vietnam geht. An diesem und an den zwei folgenden Tagen gucken wir abends je einen Film („The book of Eli“, „Safe House“ und „Cinderella Man“).
Am Freitag verabschieden wir uns von einem der Gen girls, das zum Genfest in Budapest und danach fuer ein Jahr zur Gen-Schule nach Loppiano (Italien) gehen wird. Wir stellen fest, dass einer der Hamster tot ist. Ich habe es leider nicht gesehen, aber meine brothers haben mir beteuert, dass der Kopf ab und nicht mehr vorzufinden war … Ob es auch unter den kleinen Nagern das mit der Schwarzen Witwe vergleichbare Verhalten gibt, dass nach der Paarung das Maennchen verspeist wird?
Einmal im Monat ist in Pag-asa eine allgemeine Feier fuer alle, die Geburtstag hatten, aber auch fuer z. B. Gen, die neu im Team sind oder das Team bald verlassen werden, wie unser schweizer Gen. Wir spielen mit den ganzen Kindern lustige Spiele, rollen uns auf dem Boden und beschuetzen die Prinzessin vor dem Boesewicht. Ich muss vor Ende gehen, da wir eine Bandprobe haben. „Practice makes perfect!“
Alle bis auf zwei vom Gen-Haus, darunter ich, gehen am Sonntag zur Beerdigung der Grossmutter eines Fokolars. Waehrend ich nachmittags in der Einkaufsstrasse bin, werde ich von den Zeugen Jehovas angesprochen, die sich hier deutlich „schlauer anstellen“! Haben sogar ein ganz interessantes, verhaeltnismaessig peppiges Magazin. Warum haben die eigentlich so einen schlechten Ruf? Nachdem ich mir eine cremefarbene Hose, Zahnseide und frisch geroestete Erdnuesse gekauft habe, fahre ich mit zwei Gen aus Tagaytay, die mir ueber den Weg laufen, nach Hause. Das Abendessen ist wirklich vorzueglich: Unser japanischer Neuling, der uebrigens Gen 3 ist und nur fuer eine Woche reinschnuppert, zeigt uns, wie man sushi isst!



Mit „Blind Side“ gucken wir diesen Sonntag einen sympathischen, netten Film und sitzen danach noch etwas mit den Seminaristen zusammen.




Montag, 15. Oktober 2012
38 - 40, Weihnachtsfeiervorbereitung, sharing, Stunde der Wahrheit, Band!
Morgens nach dem Wachwerden nur Fragmentsfragmente von Traeumen im Kopf herumblitzen zu haben, ist echt provozierend! Dann krame ich manchmal vergeblich nach dem entscheidenden Schluesselelement, das die Erinnerung in meinen Kopf fluten laesst ...

Diesen Freitag verbringen wir in Pag-asa mit einem ganztaegigen Treffen ueber die zu planende Weihnachtsfeier Anfang Dezember. Zu besprechen sind das Programm, das Essen, die Geschenke fuer Kinder und Familien etc.



Diese friday-sharing-night erzaehlt ein Bruder ueber ein folgenreiches Erlebnis in der Kindheit, ueber Probleme, die er bis vor kurzem hatte, ueber eine Depression, ueber die Kehrtwende hier und seinen Willen, nicht wieder in seine ehemalige Lebensweise zurueckzufallen und stattdessen zu lieben, wenn er wieder nach Hause kommt. Iwie kommen wir auf das Thema „gen girls“ und unser Weiss erklaert uns, dass wir in erster Linie hierhergekommen sind (oder zumindest offensichtlich hergekommen sein sollen, wie ich in Gedanken ergaenze), um eine Erfahrung als Gen zu machen, um das Ganze als „Gen-Schule“ zu sehen, um zu lernen den Naechsten zu lieben; und nicht um die Erfahrung zu haben, mit einem der Maedchen eine Beziehung einzugehen. Ersteres beanspruche uns zu Genuege.



Samstagmorgen haben wir mal keinen blue day, sondern eine „Stunde der Wahrheit“, von denen ich bisher nur eine (?) hatte und die ist sehr lange her. Es handelt sich dabei um eines der fuenf „Instrumente der Spiritualitaet“, bei der alle Mitglieder der Einheit (unser Genteam) einer Person in der ersten Runde das sagen, was jene an sich und im Umgang mit anderen und in der Naechstenliebe verbessern koennen – also – hart gesagt – das Negative an der Person, woran sie arbeiten kann. In der zweiten Runde kommt dann das Positive dran, das, was die Person gut macht, was schoen im Sinne der Liebe ist und was beibehalten werden kann. Das Ganze geschieht aus Liebe, nicht um dem Betreffenden endlich mal einen reinzudruecken. Und so soll es auch angenommen werden, mit Dankbarkeit. Uns faellt allen etwas ein. Da der Gen alles gut annimmt und wir es vertrauenswuerdig und respektvoll behandeln, ist es (fuer mich) ein schoenes Erlebnis.
Nachdem wir heute bei der Messe im Mariapoli-Zentrum teilnehmen, findet zur Vorbereitung der naechsten Open City das erste Band-Treffen statt und ich bin auch eingeladen – YES! Nach einer Besprechung, in der ich mitteile, dass ich wohl Klavier und Schlagzeug spiele (wobei ich auch singen koennte) und in der wir die Songs festlegen, fangen wir an zu proben. Zwei E-Gitarren, ein E-Bass, ein Klavier und ich am Schlagzeug. Wow, das wird meine erste Band-Erfahrung!!! Ich bin aufgeregt, freue mich auf die Proben und auf das anschliessende Spielen bei der Open City in einem guten Monat! Ich kann bei allen Songs den Takt halten, bekomme aber noch ein paar besser passende, noch verwirrende Rhythmen beigebracht. Am Ende der Probe rockt ein Song schon ziemlich gut! Es macht echt Spass mit anderen zusammen was zu zocken! Waehrend wir proben haben andere auch Treffen – bzgl. der Workshops, die sie anbieten. Zur Vorbereitung des Abendessens geht uns heute das Gas aus, sodass wir bei den Externen zu Ende kochen. Nach dem Mahl laesst es sich bei dem guten Wetter heute und der Dunkelheit gut draussen Werwolf spielen.
Am Sonntag holen wir das Putzen nach. Ebenso proben den Sketch fuer die Vietnamesen-despidida und drehen ein Verabschiedungsvideo. Am Nachmittag gehen wir zur Einkaufspassage, stoebern hier und da, machen Erledigungen und geben uns gegenseitig Kleinigkeiten aus.